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Anlagestrategien

Cybersicherheit - grössere Bedeutung, beeindruckendes Wachstumspotenzial

Angesichts der stetig steigenden Zahl von Cyber-Angriffen ist eine robuste Cyber-Sicherheit nicht mehr nur wünschenswert, sondern eine Notwendigkeit. Dies bietet zunehmende Wachstumschancen für Unternehmen, die Organisationen beim Schutz ihrer Daten unterstützen. 

Datum
Autor
Chris Burger, CFA, Senior Equity Analyst LGT Private Banking
Lesezeit
4 Minuten

Eine Person, von hinten gesehen, sitzt mit Kopfhörern vor mehreren Bildschirmen in einem leicht abgedunkelten Büro.
Angemessener Schutz ist für Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen unverzichtbar, sagt Chris Burger von LGT Private Banking. Er sieht grosses Wachstumspotenzial in der Cybersicherheit. © Shutterstock/Gorodenkoff

Die Statistiken zur Entwicklung bedrohlicher Cyberangriffe zeichnen ein alarmierendes Bild. Die Vorfälle häufen sich, erfolgen in immer kürzeren Abständen und die zugehörigen Schadenfälle werden immer teurer. Laut der International Data Corporation (IDC) war über ein Drittel aller Unternehmen weltweit im Jahr 2023 von einem erpresserischen Ransomware-Angriff betroffen. Im Durchschnitt werden täglich 26'000 Angriffe von Hackern durchgeführt - das entspricht einem Angriff alle drei Sekunden. Die Zahl der im Umlauf befindlichen Deepfakes - Fotos oder Videos, die zu böswilligen Zwecken digital verändert wurden - ist in den letzten fünf Jahren um das 62-fache auf 500'000 gestiegen.

Die Kosten der Cyberkriminalität sind erschreckend und werden voraussichtlich von acht Billionen USD im Jahr 2023 auf 10.5 Billionen USD im Jahr 2025 steigen, was einem Schaden von 300'000 USD pro Sekunde entspricht. Wäre Cyberkriminalität ein Staat, wäre er die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt, gleich hinter den USA und China.

Sehnsucht nach Stabilität, Sicherheit und Schutz

Es verwundert daher kaum, dass sich die US-Bevölkerung mehr Sorgen über die Sicherheit im Internet macht als in Hinblick auf Einbrüche, Überfälle oder Carjacking. Da akute Risiken wie Nahrungsmittel- und Energieknappheit, die Polarisierung der Gesellschaft und das Wohlstandsgefälle in unserem näheren und weiteren Umfeld stetig zunehmen, wird die "neue" Welt des Internets als wenig sicher wahrgenommen. Nicht wenige Menschen sehnen sich daher nach Stabilität, Sicherheit und Schutz vor Gefährdung.

Ein älterer Herr in Anzug und Krawatte verschränkt die Arme vor sich und lächelt in die Kamera.
Joseph Nye, emeritierter Professor der Harvard University. © Harvard Kennedy School

Der Harvard-Professors Joseph Nye beschrieb dieses Phänomen einmal wie folgt: "Sicherheit ist wie Sauerstoff - wir verschwenden keinen Gedanken an ihn, solange er reichlich vorhanden ist. Schwindet er aber, können wir an nichts anderes mehr denken."

Die rasch fortschreitende Digitalisierung und die zunehmenden geopolitischen Spannungen sind ein idealer Nährboden für Cyberangriffe. Dank der Digitalisierung und dem Cloud-Computing werden die meisten Daten nicht länger lokal, sondern online gespeichert, was Kriminellen und Schurkenstaaten den Zugang zu sensiblen Informationen erleichtert, um sie anschliessend für eigene Zwecke zu missbrauchen.

Cybersicherheit bei rezessionsbedingten Mittelkürzungen wenig betroffen

Im Sommer 2024 lähmte ein Sicherheitsupdate des Anbieters CrowdStrike 8.5 Millionen Windows-Geräte und führte der Welt in aller Härte vor Augen, wie abhängig wir inzwischen von funktionierender Technologie sind. An vielen Flughäfen bildeten sich lange Warteschlangen, Flugzeuge blieben am Boden, die Handelssysteme der Banken fielen aus und sogar Operationen in Krankenhäusern mussten verschoben werden. Und das alles wegen einer Software, die eigentlich Hackerangriffe verhindern sollte!

Ein Kind blickt auf grosse Koffer, die sich auf einem Förderband stauen
Operationen in Kliniken mussten verschoben werden, Handelssysteme bei Banken fielen aus und Flugzeuge mussten am Boden bleiben - ein Cyberangriff zeigte, wie abhängig wir von funktionierender Technologie sind. © Christian Gooden/Polaris/laif

Die jüngsten Cyberprobleme bei United Health sowie den Casino-Betreibern MGM und Caesars Entertainment haben Cybersicherheitsfragen und Ängste, dass sich kostspielige Angriffe vervielfachen könnten, erneut ins Rampenlicht gerückt. Es dürfte daher kaum überraschen, dass Unternehmen die Ausgaben für Cybersicherheit - nach den Aufwendungen für KI/maschinelles Lernen - als höchste Priorität einstufen. Dies deutet darauf hin, dass dies einer der letzten Bereiche sein wird, in denen bei einem Konjunkturabschwung gespart wird.  

Der weltweite Markt für Cybersicherheit wird auf knapp 200 Milliarden USD geschätzt. Er expandiert rapide; für die nächsten Jahre wird mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von zehn bis zwölf Prozent gerechnet. Der zunehmende Stellenwert des Cloud-Computings und des Internets der Dinge (Internet of Things, IoT) wirken in diesem Zusammenhang als Treiber. Die explosionsartige Verbreitung sogenannter "smarter" Geräte, die über das Internet miteinander kommunizieren, sorgt für einen Wachstumsschub bei Sicherheitslösungen.

Neue Regulierungen sorgen für frischen Schwung im gesamten Sektor.

Angesichts geopolitischer Spannungen und der wachsenden Bedrohung durch Cyber-Terrorismus ergreifen auch Regierungen Massnahmen, um grosse IT-Unternehmen, Dienstleister und grosse Infrastrukturbetreiber dazu zu bewegen, die Online-Sicherheit von Konsumentinnen und Konsumenten zu gewährleisten. Die entsprechenden neuen Regulierungen verleihen dem gesamten Sektor Auftrieb.

Der Markt für Cybersicherheitslösungen lässt sich in zwei Kategorien gliedern: Sicherheitsprodukte und Sicherheitsdienstleistungen. Beide sollen Cyberangriffe abwehren oder zumindest abmildern. Die Branche ist relativ fragmentiert, da sowohl renommierte IT-Konzerne als auch spezialisierte Anbieter branchenspezifische Lösungen vorsehen.

Solides Zukunftspotenzial 

Sicherheitsprodukte machen etwas mehr als die Hälfte des Marktes aus und umfassen Technologien und Softwarelösungen zum Schutz von IT-Systemen, Daten und Netzwerken vor unberechtigten Zugriffen. Diese Lösungen werden eingesetzt, um Cyber-Bedrohungen zu erkennen und den zuständigen Behörden zu melden. Rund 70 % des Umsatzes in diesem Sektor werden von den zehn führenden Unternehmen erwirtschaftet.

Ein Mann in Anzug und Krawatte lächelt freundlich in die Kamera
Chris Burger, Senior Equity Analyst LGT

Sicherheitsdienstleister bieten Beratung im Bereich Cybersicherheit an. Die Komplexität und Diversität von Cyberbedrohungen sowie die unterschiedlichen IT-Strukturen in den einzelnen Institutionen erfordern nicht selten Lösungen nach Mass. Die Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen unterstützen ihre Kundschaft bei der Auswahl und Einführung der für ihre individuellen Probleme optimalen Software. Der Markt für Sicherheitsdienstleistungen ist stärker fragmentiert als der Markt für Sicherheitsprodukte: Die Top-Ten-Anbieter erwirtschaften hier knapp 50 % des Umsatzes.

Da sich das Cloud-Computing und das IoT immer mehr verbreiten, die KI explosionsartig wächst und die geopolitischen Spannungen zunehmen, entsteht ein fruchtbarer Nährboden für Cyberangriffe. Insgesamt dürften die Absatzmöglichkeiten der Cybersicherheitsanbieter somit wachsen. Da ein angemessener Schutz für Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen gleichermassen unerlässlich ist, sehen wir ein starkes, längerfristiges Wachstumspotenzial im Bereich der Cybersicherheit.

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