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Warum Bäume nicht die Lösung sind: Ein neuer Podcast über CO2-Abscheidung räumt mit Missverständnissen und Unklarheiten auf - leicht verständlich, unterhaltsam, relevant.
Als Konzept ist die Kohlendioxidabscheidung, auf Englisch Carbon Dioxide Removal (CDR), relativ neu - das Interesse an dieser Technologie und ihrem Potenzial zur Bekämpfung des Klimawandels wächst jedoch rapide. Da es sich um eine ziemlich neue Idee handelt, gibt es kaum Quellen oder Fachleute, die man beiziehen könnte. Daher - Bühne frei für The Carbon Removal Show.
Sam Floy, der Gründer des Podcast-Unternehmens Cofruition und Executive Producer von The Carbon Removal Show, setzte sich bereits mit dem Klimawandel auseinander, als er einen Investor traf, der zu CO2-Abscheidung forschte. Dieser Investor zeigte sich bestürzt, wie wenig Leute von diesem Ansatz und seiner Tragweite wussten. Im Gespräch realisierten die beiden, dass ein qualitativ hochwertiger Podcast eine gute Möglichkeit wäre, Menschen für diese Thematik zu sensibilisieren und über die Kohlenstoffabscheidung zu informieren.
"Die Öffentlichkeit muss über dieses Verfahren aufgeklärt werden; wenn wir die Erderwärmung auf weniger als 1,5 °C begrenzen wollen, müssen wir in grossem Stil Kohlenstoffabscheidung betreiben", sagt Floy. "Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist bereits heute zu hoch. Selbst wenn alle Emissionen umgehend eingestellt würden, wäre die Erderwärmung damit nicht zu Ende", erklärt er weiter.
Der Podcast wurde 2021 lanciert, moderiert von der Umweltjournalistin Emily Swaddle und dem Experten für Klimapolitik Tom Previte. In den ersten beiden Staffeln stellten sie dem Publikum eine breite Palette an bereits verfügbaren Technologien zur CO2-Abscheidung vor und befassten sich mit den Herausforderungen und Chancen der neuen Branche. In diesem Kontext beleuchteten Emily Swaddle und Tom Previte zahlreiche Themen: Von der Rolle der Wälder bei der Kohlenstoffabscheidung über die Kompensation von CO2-Emissionen durch Einzelpersonen und Unternehmen bis hin zur Kohlenstoffabscheidung als Geschäftsmodell.
Kohlenstoffabscheidung oder CO2-Abscheidung bezeichnet die dauerhafte Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre. Dazu wird CO2 aus der Atmosphäre entnommen und anschliessend gespeichert.
Sogenannte "Carbon Capture and Storage" Technologien können CO2 aus der Luft filtern und binden. Dazu gibt es z.B. Anlagen, die direkt am Ort der Emission wie beispielsweise am Kamin eines Kraftwerks installiert werden. Das CO2 kann gasförmig gespeichert oder in gewissen Gesteinsschichten mineralisiert und gebunden werden.
Wie der Name schon sagt, wird der Atmosphäre bei der Kohlenstoffabscheidung CO2 entzogen und dauerhaft gespeichert, um die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu senken. Kohlenstoffdioxid ist dasjenige Treibhausgas, das am meisten Hitze speichert und die Erderwärmung weltweit befeuert. Während der Umstellung auf grüne oder nicht auf Kohlenstoff basierende Energien im Rennen um die Bekämpfung des Klimawandels eine entscheidende Rolle zukommt, zeigt sich inzwischen deutlich, dass sich die CO2-Neutralität und die Netto-Null-Emissionsziele nur mithilfe der Kohlenstoffabscheidung erreichen lassen.
Es gibt verschiedene Methoden, um Kohlenstoff zu binden und zu speichern. Eine Möglichkeit besteht darin, Bäume zu pflanzen und Wälder aufzuforsten. Mit den sogenannten Direct-Air-Capture-Technologien wird CO2 direkt aus der Luft gefiltert und unterirdisch gelagert. Die Lagerung erfolgt häufig in fester, mineralischer Form. Mithilfe von geeigneten Techniken lässt sich CO2 sogar aus den Weltmeeren abscheiden.
Da es sich hierbei um ein ganz neues Konzept handelt, ist die Kohlenstoffabscheidung mit einigen falschen Vorstellungen verknüpft - beispielsweise mit der Idee, dass die Abscheidung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre ein moralisches Risiko darstellt, da grosse Umweltsünder sie als Vorwand benutzen könnten, um ihren Kohlendioxidausstoss fortzusetzen. Laut Sam Floy war dies gegebenenfalls vor 10 bis 15 Jahren der Fall, als die Atmosphäre noch nicht so viel Kohlendioxid enthielt; heutzutage sind sich die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch einig, dass die Kohlenstoffabscheidung in grossem Stil notwendig ist, um den Klimawandel zu bremsen. Investitionen in die entsprechenden Technologien sind daher überlebenswichtig.
Ein anderes weit verbreitetes Missverständnis ist der Gedanke, dass die Menschen mehr Bäume pflanzen sollten, statt in neue Technologien zu investieren, da Bäume Kohlendioxid aus der Atmosphäre herausfiltern können. Wie Sam Floy anmerkt, können Bäume diese Funktion tatsächlich erfüllen. Allerdings wird das von ihnen aufgenommene Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre abgegeben, sobald der Baum stirbt. Auch bei den - immer häufiger auftretenden - Waldbränden wird CO2 freigesetzt. Zudem nehmen Bäume grosse Landflächen in Anspruch; da umfangreiche Anpflanzungen erforderlich wären, müssten viele Menschen gezwungenermassen umgesiedelt werden.
Die Carbon Removal Show befasst sich mit so einigen Vorurteilen und Irrtümern, und beleuchtet sowohl die politische Landschaft als auch die wichtige Rolle von Unternehmen, Regierungen und anderen Akteuren. Die einzelnen Episoden gehen ins Detail; es gelingt den Moderatorinnen und Moderatoren, die Standpunkte von Wissenschaft, Unternehmertum, Politik und Ökologie mit einzubeziehen und das komplexe Thema Kohlenstoffabscheidung auch für ein Laienpublikum verständlich darzustellen.
Der Podcast will die Nuancen dieses Themas unvoreingenommen behandeln, die Pros und Kontras der verschiedenen Ansätze erörtern und spannende Entwicklungen in dieser Branche vorstellen. Wie Sam Floy betont: "Es geht hier nicht darum, die Kohlenstoffabscheidung prinzipiell zu bejubeln."
Die Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid entwickelt sich mit Riesenschritten zu einer neuen Branche. Microsoft und Stripe haben bedeutende Summen investiert, um Unternehmen zu unterstützen, die CO2 aus der Atmosphäre filtern. Das ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Sam Floyd beziffert den Stand der Dinge mithilfe von Daten von cdr.fyi wie folgt: "Derzeit haben sich weniger als 200 Käufer für Kohlenstoffabscheidungstechnologien entschieden. Die Zukunft des Marktes jedoch ist auf zahlreiche weitere Interessenten angewiesen." Noch ist die Kohlenstoffabscheidung mit hohen Kosten verbunden; mit der fortschreitenden Entwicklung und Einsatzfähigkeit dieser neuen Technologien dürften die Kosten jedoch sinken.
Der Podcast The Carbon Removal Show wird durch einen Blog, einen Newsletter und eine Ressourcen-Datenbank ergänzt. Der Blog bietet zusätzliche Erkenntnisse zu den neusten Entwicklungen auf dem Gebiet der Kohlenstoffabscheidung, während der Newsletter die Leserschaft über die jüngsten Podcast-Episoden informiert. Die Ressourcen-Datenbank umfasst eine nützliche Sammlung von Artikeln, Berichten und weiteren Unterlagen zur Kohlenstoffabscheidung.
Die zweite Staffel des Podcasts fand Ende 2022 ihren Abschluss. Sam Floy hofft jedoch, dass er weitere Episoden produzieren kann. "Wir betrachten den Podcast als öffentliches Gut - als kostenlose Ressource, die jeder Mensch auf der Welt nutzen kann, um sich einen Überblick zu verschaffen und sich mit diesem überlebenswichtigen Aspekt unserer Zukunft näher zu befassen."