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Unternehmertum

Exit-Strategie: So planen Gründerinnen und Gründer erfolgreich den Ausstieg

Ein Startup aufzubauen und erfolgreich zu machen, ist eine grosse Leistung. Doch was tun, wenn der Moment kommt, das Unternehmen in andere Hände zu geben? Ob Verkauf, Börsengang oder Fusion - die richtige Exit-Strategie entscheidet, ob das Lebenswerk langfristig Bestand hat.

  • von Sabina Sturzenegger, Gastautorin
  • Datum
  • Lesezeit 10 Minuten

Zwei rennende Menschen über dem Exit Zeichen auf dem Boden
Spätestens nach der Wachstumsphase des eigenen Startups stellt sich daher die Frage: Wie mache ich den nächsten grossen Schritt - den Exit? © Shutterstock/BGStock72

Viele Gründerinnen und Gründer träumen davon, ihre Idee nicht nur erfolgreich umzusetzen und ein skalierbares Geschäftsmodell zu schaffen, sondern später auch davon zu leben, ohne länger eingebunden zu sein. Spätestens nach der Wachstumsphase des eigenen Startups stellt sich daher die Frage: Wie mache ich den nächsten grossen Schritt - den Exit?

Ein Exit ist mehr als die Entscheidung, wie und an wen das Unternehmen verkauft wird. Viele Gründerinnen und Gründer wollen nicht nur den Wert ihres Startups maximieren, sondern auch persönliche und berufliche Ziele erreichen, sich neu orientieren. Dabei kann man von den grössten und besten der Branche lernen. Katharina Jünger, Gründerin von Teleclinic, sagte in einem Interview: "Man überlegt sich sehr genau, ob man die Firma, die man liebt, aufgibt, um dann diesen Betrag X auf dem Konto zu haben. Ich habe mir das sehr konkret ausgerechnet." Samy Liechti, der Schweizer Gründer von Blacksocks, der sein Startup nach 24 Jahren verkaufte, sagte gegenüber der NZZ: "Ein rascher Exit für viel Geld ist die falsche Motivation von Startup-Gründern."

Mann auf einer Bank schaut auf die Stadt darunter
Ein Exit ist mehr als die Entscheidung, wie und an wen das Unternehmen verkauft wird. © Shutterstock/Sander van der Werf

1. Warum wollen Sie Ihre Firma verkaufen?

Christian Ortner
Christian Ortner, Relationship Manager bei der LGT

Gründerinnen und Gründer sollten sich als Erstes darüber im Klaren sein, warum sie ihr Unternehmen verkaufen wollen. Ein erfolgreicher Exit beginnt deshalb mit einer klaren Vision und der Antwort auf die Frage: Warum will ich den Ausstieg? "Gründerinnen und Gründer müssen wissen, was sie wollen und warum", bestätigt auch Christian Ortner. Als Relationship Manager bei LGT Private Banking wird er oft als strategischer Partner für Startups herangezogen. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang sei auch: "Will ich schnell aussteigen oder weiterhin mitwirken?" Zu diesem Zeitpunkt sei "der Gang zu Steuerberatern, Banken oder Anwältinnen" ratsam.

Manuele Lussu, Head Relationship Management Austria bei der LGT, ergänzt: "Ein starkes Netzwerk von Beraterinnen und Beratern sowie anderen Gründerinnen und Gründern mit Erfahrung aus erlebten Exits ist entscheidend. Beziehungen in der Szene sowie smarte Investoren und Mitarbeiter mit Know-how helfen, eine gute Entscheidungsbasis herzustellen."

2. Was macht Ihr Startup aus?

Dominic Berner
Dominic Berner, Relationship Manager bei der LGT

Als nächster Schritt kommt das "Was": Was genau ist mein Unternehmen? Was ist es wert? Was leistet es? Was macht es aus? Das Unternehmen muss für den Exit entsprechend vorbereitet sein: Es muss über klare Finanzstrukturen, starke Governance, eine überzeugende Wachstumsstory und belastbare Daten verfügen.

Dominic Berner, Relationship Manager bei der LGT, erklärt: "Ein fundiertes Slidedeck der KPIs und eine Due Diligence-Prüfung sind jetzt wichtig."

3. Wie wollen Sie Ihre Firma verkaufen?

Schliesslich geht es um das "Wie". Wie soll das Startup weitergegeben werden? Die Optionen reichen vom Verkauf an einen Corporate Buyer über den Trade Sale, den Leveraged Buyout und den Börsengang bis zur Fusion. "Welche Form des Exits die beste ist, hängt von Faktoren wie Branche, Unternehmensgrösse und Marktumfeld ab", sagt Christian Ortner.

Manuele Lussu
Manuele Lussu, Head Relationship Manager bei der LGT

Bei einer Fusion schliessen sich zwei Unternehmen zusammen, um ihre Stärken zu bündeln. Beim Verkauf an einen Corporate Buyer übernimmt ein Grossunternehmen das Startup, um Technologie, Produkte oder Marktanteile zu integrieren - eine beliebte Strategie bei Tech-Startups. Ein Trade Sale richtet sich an Wettbewerber, die durch die Übernahme Marktanteile oder komplementäre Produkte gewinnen. Beim Leveraged Buyout (LBO) kaufen Investoren das Unternehmen mit einer Mischung aus Fremd- und Eigenkapital - ideal für stabile, profitable Firmen. Der Börsengang (IPO) ermöglicht es, Anteile an der Börse zu verkaufen, was besonders für wachstumsstarke Startups attraktiv ist. "Jede Exit-Strategie hat Vor- und Nachteile", sagt Manuele Lussu.

Exit-Strategien: Eine Übersicht

Corporate Buyer: Verkauf an grosses Unternehmen

  • Vorteile: Sofortige Auszahlung; strategische Synergien; kein operativer Aufwand
  • Herausforderungen: Integration in die Strukturen des Käufers; potenzieller Verlust der Marke/Vision
  • Empfehlung: Klare Prozesse und Due Diligence bereiten Startup gut auf den Exit vor; starke Verhandlungsposition durch mehrere Interessenten

Trade Sale: Verkauf an Mitbewerber

  • Vorteile: Oft schneller Abschluss; klare Synergieeffekte für Käuferinnen und Käufer
  • Herausforderungen: kartellrechtliche Probleme; Risiko des Wissensverlusts, falls Deal scheitert
  • Empfehlung: Strategische Einblicke ins Startup nicht zu früh preisgeben; sicherstellen, dass alle Vertraulichkeitsvereinbarungen wasserdicht sind

Leveraged Buyout (LBO): Verkauf an Finanzinvestoren

  • Vorteile: Höhere Multiplikatoren auf Umsatz oder Gewinn; Option, Anteile zu behalten und später von weiterem Wachstum zu profitieren
  • Herausforderungen: Fokus auf kurzfristige finanzielle Optimierung durch Investoren; komplexer Verhandlungsprozess
  • Empfehlung: Startup als finanzstark und zukunftsfähig präsentieren; CFO mit Erfahrung ist in dieser Phase ein enormer Vorteil

Initial Public Offering (IPO): Öffentlicher Börsengang

  • Vorteile: Maximierung des Unternehmenswertes; Zugang zu langfristigem Kapital für Wachstum
  • Herausforderungen: Hohe Kosten für IPO-Prozess; regulatorische Anforderungen und Öffentlichkeitsdruck
  • Empfehlung: IPO nur dann planen, wenn eine stabile Geschäftsgrundlage vorhanden ist; Timing ist entscheidend!

Merger: Fusion mit einem anderen Unternehmen

  • Vorteile: Gemeinsame Nutzung von Ressourcen; Stärkung der Marktposition
  • Herausforderungen: Komplexe Verhandlungen; kulturelle Unterschiede zwischen Unternehmen
  • Empfehlung: Sicherstellen, dass Ziele beider Unternehmen klar definiert und Unternehmenskulturen kompatibel sind

4. Wann wollen Sie Ihre Firma verkaufen? 

Verena Pausder, Gründerin Startup Fox & Sheep
Verena Pausder, Gründerin Startup Fox & Sheep © Patrycia Lukas

Schliesslich bleibt noch die Frage nach dem "Wann" - dem richtigen Zeitpunkt. Die Deutsche Verena Pausder, die 2012 das Startup Fox & Sheep gründete und 2019 verliess, sagte dem Onlineportal Business Insider: "Als Gründer baut man wahnsinnig gern etwas auf. Und wenn es dann erstmal läuft, kommt ein guter Zeitpunkt zu gehen."

Doch wann ist das genau?

"Man muss tatsächlich ein Gefühl für den richtigen Exitzeitpunkt finden», sagt Dominic Berner. Es gehe darum, herauszufinden, wie der Markt aussieht, ob die Technologie des Startups innovativ und zukunftsfähig sei und welchen Mehrwert diese liefert. "Wenn alles passt, sollte man handeln und nicht zögern", rät Berner und fügt an: "Man muss sich von Emotionen lösen und den Schritt konsequent gehen."

Mehr zum perfekten Zeitpunkt des Firmenverkaufs finden Sie hier.

Fazit: Der Exit als neue Chance

Ein Exit ist nicht nur ein Verkauf, sondern die Chance, die eigene Vision in andere Hände zu legen, die sie weiterentwickeln. Entscheidend ist, loszulassen, ohne die Essenz des Unternehmens zu verlieren. Mit der richtigen Vorbereitung und einer passenden Exit-Strategie wird der Ausstieg zum Meilenstein.

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