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Market View & Insights
Ein Startup aufzubauen und erfolgreich zu machen, ist eine grosse Leistung. Doch was tun, wenn der Moment kommt, das Unternehmen in andere Hände zu geben? Ob Verkauf, Börsengang oder Fusion - die richtige Exit-Strategie entscheidet, ob das Lebenswerk langfristig Bestand hat.
Viele Gründerinnen und Gründer träumen davon, ihre Idee nicht nur erfolgreich umzusetzen und ein skalierbares Geschäftsmodell zu schaffen, sondern später auch davon zu leben, ohne länger eingebunden zu sein. Spätestens nach der Wachstumsphase des eigenen Startups stellt sich daher die Frage: Wie mache ich den nächsten grossen Schritt - den Exit?
Ein Exit ist mehr als die Entscheidung, wie und an wen das Unternehmen verkauft wird. Viele Gründerinnen und Gründer wollen nicht nur den Wert ihres Startups maximieren, sondern auch persönliche und berufliche Ziele erreichen, sich neu orientieren. Dabei kann man von den grössten und besten der Branche lernen. Katharina Jünger, Gründerin von Teleclinic, sagte in einem Interview: "Man überlegt sich sehr genau, ob man die Firma, die man liebt, aufgibt, um dann diesen Betrag X auf dem Konto zu haben. Ich habe mir das sehr konkret ausgerechnet." Samy Liechti, der Schweizer Gründer von Blacksocks, der sein Startup nach 24 Jahren verkaufte, sagte gegenüber der NZZ: "Ein rascher Exit für viel Geld ist die falsche Motivation von Startup-Gründern."
Gründerinnen und Gründer sollten sich als Erstes darüber im Klaren sein, warum sie ihr Unternehmen verkaufen wollen. Ein erfolgreicher Exit beginnt deshalb mit einer klaren Vision und der Antwort auf die Frage: Warum will ich den Ausstieg? "Gründerinnen und Gründer müssen wissen, was sie wollen und warum", bestätigt auch Christian Ortner. Als Relationship Manager bei LGT Private Banking wird er oft als strategischer Partner für Startups herangezogen. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang sei auch: "Will ich schnell aussteigen oder weiterhin mitwirken?" Zu diesem Zeitpunkt sei "der Gang zu Steuerberatern, Banken oder Anwältinnen" ratsam.
Manuele Lussu, Head Relationship Management Austria bei der LGT, ergänzt: "Ein starkes Netzwerk von Beraterinnen und Beratern sowie anderen Gründerinnen und Gründern mit Erfahrung aus erlebten Exits ist entscheidend. Beziehungen in der Szene sowie smarte Investoren und Mitarbeiter mit Know-how helfen, eine gute Entscheidungsbasis herzustellen."
Als nächster Schritt kommt das "Was": Was genau ist mein Unternehmen? Was ist es wert? Was leistet es? Was macht es aus? Das Unternehmen muss für den Exit entsprechend vorbereitet sein: Es muss über klare Finanzstrukturen, starke Governance, eine überzeugende Wachstumsstory und belastbare Daten verfügen.
Dominic Berner, Relationship Manager bei der LGT, erklärt: "Ein fundiertes Slidedeck der KPIs und eine Due Diligence-Prüfung sind jetzt wichtig."
Schliesslich geht es um das "Wie". Wie soll das Startup weitergegeben werden? Die Optionen reichen vom Verkauf an einen Corporate Buyer über den Trade Sale, den Leveraged Buyout und den Börsengang bis zur Fusion. "Welche Form des Exits die beste ist, hängt von Faktoren wie Branche, Unternehmensgrösse und Marktumfeld ab", sagt Christian Ortner.
Bei einer Fusion schliessen sich zwei Unternehmen zusammen, um ihre Stärken zu bündeln. Beim Verkauf an einen Corporate Buyer übernimmt ein Grossunternehmen das Startup, um Technologie, Produkte oder Marktanteile zu integrieren - eine beliebte Strategie bei Tech-Startups. Ein Trade Sale richtet sich an Wettbewerber, die durch die Übernahme Marktanteile oder komplementäre Produkte gewinnen. Beim Leveraged Buyout (LBO) kaufen Investoren das Unternehmen mit einer Mischung aus Fremd- und Eigenkapital - ideal für stabile, profitable Firmen. Der Börsengang (IPO) ermöglicht es, Anteile an der Börse zu verkaufen, was besonders für wachstumsstarke Startups attraktiv ist. "Jede Exit-Strategie hat Vor- und Nachteile", sagt Manuele Lussu.
Corporate Buyer: Verkauf an grosses Unternehmen
Trade Sale: Verkauf an Mitbewerber
Leveraged Buyout (LBO): Verkauf an Finanzinvestoren
Initial Public Offering (IPO): Öffentlicher Börsengang
Merger: Fusion mit einem anderen Unternehmen
Schliesslich bleibt noch die Frage nach dem "Wann" - dem richtigen Zeitpunkt. Die Deutsche Verena Pausder, die 2012 das Startup Fox & Sheep gründete und 2019 verliess, sagte dem Onlineportal Business Insider: "Als Gründer baut man wahnsinnig gern etwas auf. Und wenn es dann erstmal läuft, kommt ein guter Zeitpunkt zu gehen."
Doch wann ist das genau?
"Man muss tatsächlich ein Gefühl für den richtigen Exitzeitpunkt finden», sagt Dominic Berner. Es gehe darum, herauszufinden, wie der Markt aussieht, ob die Technologie des Startups innovativ und zukunftsfähig sei und welchen Mehrwert diese liefert. "Wenn alles passt, sollte man handeln und nicht zögern", rät Berner und fügt an: "Man muss sich von Emotionen lösen und den Schritt konsequent gehen."
Mehr zum perfekten Zeitpunkt des Firmenverkaufs finden Sie hier.
Ein Exit ist nicht nur ein Verkauf, sondern die Chance, die eigene Vision in andere Hände zu legen, die sie weiterentwickeln. Entscheidend ist, loszulassen, ohne die Essenz des Unternehmens zu verlieren. Mit der richtigen Vorbereitung und einer passenden Exit-Strategie wird der Ausstieg zum Meilenstein.