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Das Fed am Scheideweg

Die US-Notenbank (Fed) scheint derzeit an einem Punkt angelangt zu sein, an dem die Meinungen über den weiteren geldpolitischen Kurs innerhalb des Spitzengremiums deutlich auseinander gehen. Anleger werden unterdessen vor dem Hintergrund der anhaltenden Ungewissheit und der näher rückenden "Deadline" im Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA immer nervöser. Belastend wirkten sich auch negative Konjunkturmeldungen aus, wie der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimabarometers oder die hartnäckiger als erwartete Inflation in Grossbritannien.

Datum
Autor
Alessandro Fezzi, LGT Research Content & Publications
Lesezeit
5 Minuten

US-Dollar-Note mit Siegel des Federal Reserve

Beim nächsten Zinsentscheid der amerikanischen Zentralbank am 14. Juni könnte es durchaus zu einer Pattsituation innerhalb des Rates (FOMC) kommen und als Konsequenz eine Zinspause resultieren. Nachdem das Fed im Kampf gegen die Inflation die Zinsen seit März 2022 in schnellem Tempo um insgesamt fünf Prozentpunkte angehoben und der Leitzins nun den höchsten Stand seit 2006 erreicht hat, scheinen sich nun die "Falken" und die "Tauben" in etwa die Waage zu halten. Einerseits ging die Inflation bereits signifikant zurück (bleibt aber auf zu hohem Niveau) und andererseits erhöhten sich die Rezessionsrisiken durch die US-Regionalbankenkrise und den drohenden Zahlungsausfall der USA. 

An der Wall Street ist die Nervosität spürbar. Der Dow Jones Industrial ging bei 32'799.92 Punkten 0.77% tiefer aus dem Handel und der S&P 500 fiel um 0.73% auf 4'115.24 Punkte. An der Nasdaq gaben die Indizes um rund 0.5% nach. Dem Verhandlungsführer der Republikaner, Kevin McCarthy, zufolge liegen die Parteien "in einigen Punkten noch weit auseinander." Die Benchmark-Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte auf 3.74%. 

Asiens Börsen schlossen sich den negativen Vorgaben aus Übersee an. Der Hang-Seng-Index in Hongkong verlor rund 2% und fiel auf ein Zweimonatstief. Die Märkte auf dem chinesischen Festland handelten ebenfalls im Minus. Der Shanghai Composite fiel um 0.5% und der Shenzhen Component um 0.7%. In Südkorea hielt die Zentralbank unterdessen ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge unverändert. Der südkoreanische Kospi gab um 0.35% nach. Entgegen dem Trend legte der Nikkei 225 in Tokio heute um 0.55% zu. 

EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte einmal mehr die Entschlossenheit der EZB im Kampf gegen die nach wie vor hohe Inflation. Den neusten Ergebnissen der regelmässigen Umfrage des Münchener Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo zufolge hat sich die Stimmung deutscher Unternehmer im Mai wieder eingetrübt. Dies jedoch, nachdem sich der wichtigste deutsche Konjunkturindikator sechs Monate in Folge verbessert hatte. Das Ifo-Geschäftsklimabarometer fiel dabei deutlich stärker als erwartet um 1.7 auf 91.7 Punkte zurück (Konsens 93.0).

In Grossbritannien schwächte sich die Inflation im April deutlich ab. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise noch um 8.7% verglichen mit einer Teuerungsrate von 10.1% im März und dem im Herbst 2022 registrierten Rekordhoch von 11.1%. Hintergrund waren vor allem die tieferen Strom- und Gaspreise. Ökonomen waren aber von einem stärkeren Rückgang auf 8.2% ausgegangen. Im Monatsvergleich stiegen die britischen Konsumentenpreise im April um 1.2% (Konsens +0.7%), zurückzuführen auf höhere Nahrungsmittelpreise. Besorgniserregend ist auch der unerwartet heftige Anstieg der Kerninflationsrate von 6.2% auf 6.8% (Konsens 6.2%). Die Bank of England dürfte angesichts der weiterhin hartnäckigen Inflation den Leitzins am 22. Juni weiter anheben. 

Unternehmensnachrichten im Fokus: Generali Q1, Medtronic Q4, Fresenius Kapitalmarkttag und aus den USA Best Buy mit Q1-Zahlen und Costco Wholesale mit Q3-Zahlen

Konjunkturdaten im Fokus: Deutschland BIP Q1 und GfK-Konsumklima für Juni (08:00 Uhr MEZ), Frankreich Geschäftsklima Mai (08:45), USA BIP Q1 und Erstanträge Arbeitslosenhilfe (14:30) sowie Schwebende Hausverkäufe April (16:00). 
 

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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