LGT Navigator

Fed wagt die "Jumbo-Zinssenkung" und nimmt Abschied von der restriktiven Politik

Der Vorsitzender der Federal Reserve, Jerome Powell, leitete mit einem mutigen 50-Basispunkte Zinsschritt die lange erwartete Zinswende ein und senkte erstmals seit vier Jahren die Leitzinsen wieder. An der Wall Street erreichten der Dow und der breite S&P 500 in einem volatilen Handel gleich nach dem Zinsentscheid noch neue Rekordmarken. Die Dynamik konnte aber nicht gehalten werden und Gewinnmitnahmen setzten ein. In Asien konnten die meisten Aktienindizes in der Folge des Fed-Entscheids teilweise deutlich zulegen. Ins Zentrum rückt nun der Zinsentscheid der Bank of Japan am Freitag, sowie die Ankündigung der Bank of England heute Nachmittag. 

Datum
Autor
Alessandro Fezzi, LGT Research Content & Publications
Lesezeit
5 Minuten

Powell
© Shutterstock

Mit einer Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt verabschiedet sich also auch die amerikanische Notenbank von der bisher restriktiven Geldpolitik. Die neue Spanne der Leitzinsen wird damit auf 4.75% bis 5.00% reduziert. An den Kapitalmärkten hatte man zuletzt eher mit einem moderateren Schritt um 25 Basispunkte gerechnet, da die Kerninflation nach wie vor "hartnäckig" hoch bleibt. Die allgemeine Inflationsrate war im August aber auf 2.5% gesunken und insbesondere der Arbeitsmarkt zeigte nachweislich Abkühlungserscheinungen. Dies öffnete dem Offenmarktausschuss (FOMC) die Türe für die nun eindeutig ausgefallene Zinswende. Die Abstimmung fiel mit 11:1 Stimmen aus, wobei Gouverneurin Michelle Bowman eine Zinsänderung um einen Viertelpunkt bevorzugte. Mit Blick auf die nächsten Zinsentscheide lässt der "Dot Plot" der Fed darauf schliessen, dass bis Ende des Jahres mit einer weiteren Zinslockerung um 50 Basispunkte gerechnet werden kann. Dies entspricht auch in etwa den Erwartungen an den Finanzmärkten. Notenbankchef Powell äusserte sich jedoch vorsichtig hinsichtlich des weiteren Pfades und liess sich alle Optionen offen.

Wall Street setzt zunächst neue Rekordmarken, verliert dann aber an Schwung

In New York reagierten die Aktienindizes zunächst mit neuen Rekorden auf den Entscheid der US-Notenbank. Im Laufe des Tages setzten aber Gewinnmitnahmen ein und der Dow Jones Industrial verlor zum Schluss gar rund 0.2% gegenüber dem Vortag und beendete den Handel bei 41'503.10 Punkten. Der S&P 500 schloss nach einem kurzen Höhenflug auf ein Rekordhoch ebenfalls 0.3% tiefer bei 5618.26 Punkten. An der Nasdaq gaben die Indizes um knapp 0.5% nach. Am Anleihenmarkt stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf 3.71%.

Märkte in Asien reagieren positiv auf Fed-Entscheid - Bank of Japan im Fokus

An Asiens Aktienbörsen legten die Indizes am Donnerstag bei unruhigem Handel mehrheitlich zu. In Tokio stieg der Nikkei 225 um 2.5% und der breit angelegte Topix legte um 2.3% zu. Der japanische Yen schwächte sich gegenüber dem US-Dollar nach der deutlichen Zinssenkung der Fed um rund 0.7% auf 143.25 ab. Ins Zentrum rückt nun der Zinsentscheid der Bank of Japan am Freitag. Es wir jedoch vorerst noch nicht mit einer weiteren Erhöhung der Zinsen gerechnet. Im Gleichschritt mit der Fed senkte die Hong Kong Monetary Authority ihren Zinssatz um 50 Basispunkte auf 5.25%. Der Hang Seng Index in Hongkong stieg um 1.2%. Der CSI 300 in Festlandchina legte um 1.3% zu, angeführt von Immobilienaktien. Der südkoreanische Blue-Chip-Index Kospi rutschte hingegen um 0.3% ab, nachdem er zunächst höher eröffnet hatte, während der Small-Cap-Index Kosdaq um 0.1% zulegte. Der australische S&P/ASX 200 gewann knapp 0.4%.

Bank of England dürfte vorerst abwarten

Die Inflation in Grossbritannien ist im August stabil geblieben Die Jahresteuerungsrate der Verbraucherpreise lag damit unverändert bei 2.2%, was von Analystinnen und Analysten auch erwartet worden war. Auf Monatssicht stiegen die britischen Verbraucherpreise um 0.3%, getrieben von höheren Preisen für Transport und Bekleidung. Die Kerninflationsrate stieg im August aber deutlich, wenn auch erwartet, von 3.3% auf 3.6%. Vor diesem Hintergrund dürfte die Bank of England anlässlich ihres heutigen Zinsentscheids (13:00 Uhr MEZ) von einer Anpassung der Leitzinsen absehen und vorerst weiter abwarten wie sich die Inflation und die Wirtschaft entwickeln. Die Zinswende hatte die britische Zentralbank bereits Anfang August vollzogen. In der Folge reagierte das britische Pfund mit Kursgewinnen auf die neuesten Inflationsdaten.

Bundesbankpräsident geht nicht von einem schnellen Zinslockerungspfad der EZB aus

Nach Einschätzung von Joachim Nagel, seines Zeichens Chef der deutschen Bundesbank, wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen nicht so schnell und stark senken, wie sie diese zuvor erhöht hat. Ausschlaggebend sei die weitere Entwicklung der Konjunkturdaten. Sorgen bereitet dem Bundesbankpräsident der nur langsam nachlassenden Lohndruck. Laut Nagel müsse die Geldpolitik der EZB genügend straff bleiben, damit die Inflationsrate mittelfristig zum anvisierten Ziel von zwei Prozent zurückkehre. Zuletzt betrug die Teuerung im Euroraum im August 2.2%.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Unternehmensnachrichten im Fokus: FedEx Q1, Next Q2.

Konjunkturdaten im Fokus: Handelsbilanz Schweiz, Zinsentscheid Norwegen, Monatsbericht der Bundesbank Deutschland, Zinsentscheid Bank of England und aus den USA: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Verkäufe bestehender Häuser sowie der Philly Fed-Industrieindikator.  
 

Treffen Sie fundierte Anlageentscheide mit LGT

Globale Markt- und Wirtschaftsentwicklungen auf einen Blick

Folgen Sie uns auch auf Facebook oder LinkedIn – oder besuchen Sie Insights und entdecken Sie spannende Hintergrundartikel. Bei Fragen steht Ihnen ein Berater der Bank gerne zur Verfügung.

Impressum
Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

Kontakt aufnehmen