The Strategist

COP 28: Was lange währt, wird endlich gut?

Nach dem bahnbrechenden Abkommen von Paris im Jahr 2015 war es das erklärte Ziel der 28. Weltklimakonferenz (COP) in Dubai, die Welt doch noch auf einen vertretbaren Pfad von 1.5°C gegenüber der vorindustriellen Zeit (1850-1900) zu bringen. So kamen mit etwa 100'000 Teilnehmenden so viele Menschen wie noch nie zuvor zusammen. In diesem "Strategist" stellen wir uns die Frage: Ist nun in Dubai der Durchbruch für konsequente Emissionsreduktionen gelungen?

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Autor
Cedric Baur, Equity Analyst, LGT Private Banking
Lesezeit
10 Minuten
Strategist COP 28
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Die diesjährige Klimakonferenz war bereits im Vorfeld umstritten, da sie mit den Vereinigten Arabischen Emiraten in einem erdölexportierenden Land stattfand. Doch gerade diese Länder in den Transformationsprozess einzubeziehen war die Devise. Trotz aktueller geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten schien das Interesse weiterhin hoch zu sein.

Die Erderwärmung nimmt weiter zu

Bereits im Vorfeld der Konferenz zeigte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UN) mit dessen jährlicher Standortbestimmung, dem "Emissions Gap Report", eine deutliche Diskrepanz globaler Treibhausgasemissionen gegenüber dem vereinbarten Pariser-Klimaziel (Begrenzung der Erwärmung auf 2°C, falls möglich 1.5°C). Bei der aktuellen COP (Conference of the Parties) ging es nun darum, die bisherigen politischen Massnahmen der Länder zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu überprüfen und bei Abweichungen erstmals auch notwendige Gegenmassnahmen festzulegen. Würden aktuelle politische Zielsetzungen konsequent umgesetzt, schwächt sich der Anstieg der CO2-Emissionen zwar ab, die Weltgemeinschaft steuert dennoch auf eine Erderwärmung von rund 2.5-3°C bis zum Jahr 2100 zu. Haupttreiber ist die Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen, die mit 86% weiterhin den grössten Anteil an den globalen Emissionen beiträgt. Auch die Wirtschaft bleibt vom Trend steigender Emissionen nicht verschont: Eine aktuelle Studie der Universität Wellington schätzt die globalen Kosten von Extremwetterereignissen auf Grund der anthropogenen Klimaerwärmung im Zeitraum 2000-2019 auf durchschnittlich USD 143 Milliarden, pro Jahr. Für das Jahr 2022 lagen diese bereits bei rund USD 280 Milliarden und dürften mit dem Temperaturanstieg in den kommenden Jahren weiter zunehmen.

Kleine Schritte in die richtige Richtung

Bereits am ersten Tag der Konferenz konnte mit dem sogenannten "Loss & Damage Fund" (z. Dt.: Fonds für Verluste und Schäden) eine erste Hürde genommen werden. Dieser mit rund USD 800 Millionen gefüllte Fonds soll ärmeren Ländern helfen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Ausserdem wurde zum Abschluss der Konferenz vereinbart, bis 2030 weltweit die Kapazitäten für erneuerbare Energien zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln.

Grösster Streitpunkt, um das 1.5°C-Ziel noch zu erreichen, blieb der globale Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, weshalb die Konferenz erneut in die Verlängerung gehen musste. Auch in diesem Jahr konnten sich die Teilnehmerstaaten nicht auf einen klaren Ausstiegspfad einigen. Immerhin wurde mit der "Abkehr" von fossilen Brennstoffen ein erstes Signal für den Ausstieg gesendet. Weiter wurde das Netto-Null-Emissionsziel bis 2050 bekräftigt, auch der Ausstoss von Methan (einem weiteren starken Treibhausgas) soll reduziert werden. Zudem müssen die Staaten in den nächsten zwei Jahren der UN detaillierte Pläne für ihre eigenen Emissionsreduktionen bis 2035 vorlegen. Langfristig dürften sich die Beschlüsse und Massnahmen positiv auf Unternehmen auswirken, die Lösungen zur Emissionsminderung entlang der gesamten Wertschöpfungskette anbieten. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die nun getroffenen Vereinbarungen innerhalb der Staaten konkret umgesetzt werden. So bleibt am Ende der 28. Weltklimakonferenz auch nach erneut zähen Verhandlungen eine gewisse Ernüchterung. Mit kleinen Schritten in die richtige Richtung wurde zwar eine Antwort auf die erste Überprüfung der bisherigen politischen Massnahmen gegeben, ein historisch wegweisendes Ergebnis wurde aber verpasst. Das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung möglichst auf 1.5°C zu begrenzen, dürfte mit diesen Beschlüssen kaum noch zu erreichen sein.

 

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