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Dezember 2024 - das Wichtigste in Kürze

Das Schlagwort "Trumponomics 2.0" ist seit Trumps Wahlsieg an den Kapitalmärkten das dominierende Thema. In der zweiten Regierungszeit dürfte sich die Administration Trump auf Steuersenkungen, Ausgabenkürzungen und Handelsprotektionismus fokussieren. Kurzfristig könnten diese Massnahmen Investitionen, den Konsum sowie den Arbeitsmarkt in den USA ankurbeln, langfristig aber Risiken wie Inflation, höhere Zinsen und steigende Staatsverschuldung bergen.

Datum
Autor
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
Lesezeit
7 Minuten

Weisses Haus
© Shutterstock

Vor diesem Hintergrund bleiben wir risikofreudig und bestätigen unsere "Übergewichtung" in globalen Aktien, nehmen aber einige Anpassungen vor: So stufen wir Aktien aus der Eurozone neu auf "Übergewichten" hoch und reduzieren gleichzeitig unser "Übergewicht" in US-Aktien. Zudem verringern wir unsere US-Dollar-Position und stufen Schwellenländer-Aktien auf "Untergewichten" herab. Auch in unserer Sektorenstrategie nehmen wir mehrere Umschichtungen vor, die insgesamt in einer leicht zyklischeren Ausrichtung resultiert.

Für Unternehmensanleihen bieten die von der neu gewählten US-Regierung geplanten Steuererleichterungen und Deregulierungen Chancen, könnten aber durch geplante Zölle und Gegenmassnahmen auch Risiken bergen. Wir rechnen mit einer leichten Ausweitung der Spreads. Der US-Dollar hat sich nach dem Wahlausgang in den USA kurzfristig aufgewertet, jedoch erwarten wir eine baldige Trendumkehr. Daher bevorzugen wir mittelfristig eine "Long-Position" im Euro gegenüber dem Greenback.

Makroökonomisches Umfeld

Nach Trumps Wahlsieg und überwältigender republikanischer Mehrheit stehen die USA vor grossen Veränderungen. "Trumponomics 2.0" setzt auf Steuersenkungen, massive Ausgabenkürzungen und Handelsprotektionismus. Kurzfristig könnte dies Investitionen, Konsum und Arbeitsnachfrage in den USA ankurbeln, birgt jedoch längerfristig Risiken wie wiederaufflammende Inflation, höhere Zinsen und wachsende Staatsverschuldung. 

Anlagestrategie

Das LGT Private Banking Europe Investment Committee behält trotz der Auswirkungen der US-Wahlen eine risikofreudige Haltung bei und bestätigt die "Übergewichtung" in globalen Aktien. Wir verfeinern aber unsere Positionierung einzelner Aktiensegmente und führen ein “Übergewicht” in Eurozonen-Aktien und ein "Untergewicht" in Schwellenländer-Aktien ein. Zudem reduzieren wir unser "Übergewicht" in US-Aktien, was es uns ermöglicht, unsere US-Dollar-Position zu verringern und teilweise Gewinne mitzunehmen sowie unser Währungsengagement zu diversifizieren. Gleichzeitig neutralisieren wir die Position in japanische Aktien und setzen versicherungsgebundene Wertpapiere auf "Neutral".

Aktienstrategie

Der Wahlausgang in den USA kommt einem Paradigmenwechsel hin zu einem Reflationsregime gleich, welches das Wirtschafts- und Gewinnwachstum in den USA begünstigt. Wir bleiben für die Anlageklasse der Aktien konstruktiv und halten an einer Präferenz für die USA fest. Für den Rest der Welt dürfte eine grössere Prognoseunsicherheit verbunden mit entsprechend höherer Volatilität resultieren. Für Europa sollte aber ein Szenario mit einer stärkeren US-Wirtschaft, einem aktuell starken US-Dollar und eine potenziell lockerere deutsche Fiskalpolitik die Risiken neuer Handelszölle überwiegen. Hinzu kommt ein grösserer Spielraum für Zinssenkungen der EZB als durch der Fed. Insgesamt sehen wir für europäische Aktien Potenzial für moderates Gewinnwachstum in Kombination mit moderatem Aufwertungsspielraum. Wir stufen daher Europa - mit Fokus Eurozone - auf "Attraktiv" hoch. Im Gegensatz dazu scheint die Aussicht auf Handelszölle in Kombination mit höheren US-Staatsanleihezinsen das Chancen-/Risikoprofil der Schwellenländer zu mindern. In der Folge stufen wir Schwellenländeraktien auf "Unattraktiv" herunter. In unserer Sektorenstrategie nehmen wir mehrere Umschichtungen vor, die insgesamt in einer leicht zyklischeren Ausrichtung resultiert.

Anleihenstrategie

Für Unternehmensanleihen bietet Trumps zweite Amtszeit Chancen wie Steuererleichterungen und Deregulierungen, die die US-Konjunktur stützen und Risikoaufschläge niedrig halten könnten. Gleichzeitig bergen geplante Zölle und mögliche Gegenmassnahmen Bewertungsrisiken. Während wir für die kommenden Monate eine leichte Ausweitung der Spreads erwarten, bleibt die Investorinnennachfrage dank attraktiver Gesamtrenditen hoch. Unternehmen, die von Deregulierungen profitieren, könnten begrenztes Bewertungspotenzial bieten. Die Differenzierung zwischen Emittenten und Branchen dürfte wichtiger werden.

Währungsstrategie

Der Wahlsieg von Trump hat zu einer kurzfristigen Aufwertung des US-Dollars geführt, angetrieben durch Optimismus hinsichtlich der zu erwartenden Wirtschaftspolitik. Dieser Auftrieb wurde auch durch geldpolitische Divergenzen unterstützt, da die Fed im Vergleich zu anderen grossen Zentralbanken eine relativ "hawkische" Haltung beibehält. Wir glauben, dass diese Aufwärtsdynamik des US-Dollars nicht nachhaltig ist und sich bald umkehren wird. Wir passen daher unsere Empfehlung an und bevorzugen nun eine "Long-Position" im EUR gegenüber dem USD, da wir davon ausgehen, dass sich die US-Valuta einem Höchststand nähert.

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