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Die Zwillinge - Y2K und K.I.

Das Thema "Künstliche Intelligenz" (K.I.) ist derzeit aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Obwohl seit Jahren sehr intensiv in diesem Bereich geforscht wird und enorme Summen investiert wurden, ist der Durchbruch auf die grosse Bühne bisher nicht gelungen. Erst der medienwirksame Auftritt von Microsoft mit OpenAI - dem Entwickler von ChatGPT - im Frühjahr 2023 öffnete die grosse Manege und bewirkte, dass Investoren auf das Potential aufmerksam wurden.

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten

Die Zwillinge - Y2K und K.I.
© Shutterstock

In der Folge sahen einige Anleger sogar Alphabet mit seiner Suchmaschine Google als Auslaufmodell. Doch das Imperium von Alphabet hat in den letzten Wochen mit einem Konkurrenzprodukt zurückgeschlagen und den "Goldrausch" noch einmal verstärkt. Als dann vor einer Woche Nvidia seine Zahlen vorlegte, war der Hype voll entfacht. Nvidia ist vergleichbar mit dem "Schaufelproduzent" im Klondike-Goldrausch Ende des 19. Jahrhunderts, da das Unternehmen als wichtigster Halbleiterproduzent K.I. technisch überhaupt möglich macht.

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Der Y2K-Moment

Nach fast 30 Jahren an den Kapitalmärkten hätte ich mir bis vor einem halben Jahr nicht vorstellen können, dass ich noch einmal so einen "Goldrausch" wie Ende der 90er Jahre erleben würde. Damals war das Jahr-2000-Problem (Y2K) der Treiber für wesentliche Investitionen im Technologiebereich. Das Y2K-Problem bezieht sich auf einen möglichen Computerfehler im Zusammenhang mit Formatierung und Speicherung von Kalenderdaten. Damals stellten viele Computerprogramme vierstellige Jahreszahlen nur mit den beiden letzten Ziffern dar, sodass das Jahr 2000 nicht von 1900 unterscheidbar war. In vielen Industrien gab es in der Folge massive Überinvestitionen, da die Unternehmen Angst hatten, nicht "Jahr-2000-fähig" zu sein. Jedes Budget wurde von der Geschäftsleitung grosszügig bewilligt. Mit den beiden "BigTechs" Microsoft und Alphabet sowie Nvidia als "Schaufelhersteller" im Schlepptau hat K.I. nun seinen Y2K-Moment. Im aktuellen wirtschaftlich herausfordernden Umfeld, geprägt durch niedriges Wachstum und hohen Preisdruck, will niemand diesen Trend versäumen.

Vom Hype zum langfristigen Erfolgsmodel?

In disruptiven Technologiezyklen gibt es immer wieder Hypes, bei denen der innere Wert einer Aktie und der tatsächliche Preis auseinanderklaffen. Als Beispiel sei hier ein klassischer Jahr-2000-Proxy genannt: Qualcomm, ein Unternehmen, das in den Bereichen Halbleiter und Telekommunikationsausrüstung tätig ist. Seinerzeit stieg der Aktienpreis im März 1999 von 5 auf 100 US-Dollar im Januar 2000. Nach dem Hype folgte in den Jahren darauf zwar eine Korrektur, jedoch blieb das Unternehmen langfristig erfolgreich und ist es noch heute. Der Aktienkurs liegt aber mehr als 20 Jahre später nur bei rund 115 US-Dollar.

Risikomanagement im Zentrum

Mit seinen bahnbrechenden Anwendungen wird K.I. unser Leben in den nächsten Jahren definitiv beeinflussen und verändern. Einige Industrien werden davon stärker betroffen sein, andere werden sogar ihre Daseinsberechtigung verlieren. Es wird eine enorme Transformation geben. Allerdings wiederholen wir Menschen oft den gleichen Fehler, indem wir die kurzfristigen Auswirkungen einer technologischen Errungenschaft überschätzen und die langfristigen Auswirkungen auf Wertschöpfungsketten, Produktionsprozesse und Dienstleistungen unterschätzen. Die Dot.com-Blase oder das Web 1.0 sind zwei Beispiele dafür. Aus meiner Sicht wird es bei K.I. nicht anders sein. Für uns als langfristig orientierte Investoren ist Risikomanagement in diesen Phasen enorm wichtig, um nicht nur langfristig Kapital aufzubauen, sondern dieses auch zu sichern. Langfristig sind wir nach wie vor von K.I. überzeugt, aber ein proaktives Portfolio-Rebalancing sollte nach den starken Kursgewinnen der letzten Wochen selbstverständlich sein.
 

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