- Home
-
Private Banking
-
Market View & Insights
Investorinnen und Investoren, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, meiden häufig Unternehmen mit hohem Kohlenstoffausstoss. Doch eine Investition in Firmen, die ihr Geschäft umgestalten und so auch einen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten wollen, kann sich doppelt lohnen.
Immer öfter werden Anlagestrategien angeboten, die sich auf die Dekarbonisierung konzentrieren. Das hat dazu geführt, dass kohlenstoffintensiven Branchen wie Energieversorgung, Schwerindustrie und Verkehr mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Allerdings muss zwischen den verschiedenen Unternehmen differenziert werden. Einige Bereiche, etwa der Kohlebergbau, sind mit einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unvereinbar. Andere Unternehmen werden jedoch trotz eines hohen Ressourcenverbrauchs eine entscheidende Rolle bei der Energiewende spielen - wenn sie bereit und in der Lage sind, ihre Geschäftsmodelle zu ändern und beispielsweise kohlenstoffarme Technologien einzusetzen.
Um wichtige Produkte bereitzustellen, wird auch eine künftige emissionsarme Wirtschaft energieintensive Unternehmen benötigen, die auch dann noch vergleichsweise viele Schadstoffe ausstossen werden. So braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch weiterhin die Stahl- und Aluminiumindustrie. Denn Stahl ist ein wichtiger Bestandteil von Windturbinen, während Aluminium für die Entwicklung leichterer Transportmittel unerlässlich ist. Entscheidend ist jedoch auch, dass es diesen Industriezweigen gelingt, ihre durch Betrieb und Produktion verursachten Emissionen noch weiter zu senken.
Anlegerinnen und Anleger sollten daher nicht übersehen, dass einige solcher grossen Emissionsverursacher bereit sind, klimafreundlichere Betriebs- und Produktionsmodelle einzuführen. Andernfalls verpassen sie möglicherweise die Chance, in attraktiv bewertete Unternehmen zu investieren, die sich auf dem Weg zur Dekarbonisierung befinden und dabei auch interessante Renditen bieten können.
Zudem können klimabewusste Investorinnen und Investoren die Dekarbonisierung erheblich vorantreiben, indem sie auf Unternehmen mit hohen Emissionen setzen. Diese haben dabei zwei Kriterien zu erfüllen: Ihre Produkte sind auch in einer künftigen kohlenstoffarmen Wirtschaft gefragt, und sie verfügen bereits über eine Dekarbonisierungsstrategie mit festgelegten Dekarbonisierungszielen. Wir sprechen bei solchen Unternehmen oft von "niedrig hängenden Früchten", da - auch wenn ihre künftige Entwicklung nicht garantiert werden kann - wir die Wahrscheinlichkeit als hoch einschätzen, dass sie weiterhin eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen werden.
Eine Investition in diese Unternehmen bedeutet, dass das eigene Portfolio zunächst relativ hohe Kohlendioxidemissionen aufweist. Trotzdem kann dieses Vorgehen langfristig Vorteile im Bereich Nachhaltigkeit bieten. Denn man kann ein solches Engagement beispielsweise nutzen, um diese Unternehmen zur Umsetzung einer Dekarbonisierungsstrategie zu bewegen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, jene Unternehmen mit hohen Emissionen zu identifizieren, die sowohl attraktiv bewertet sind als auch über das Potenzial und die Strategie verfügen, künftig ihre Emissionen zu reduzieren.
Der überzeugendste Anreiz für die Unternehmen selbst ist der wirtschaftliche Nutzen, den sie aus der Einführung neuer Technologien zur Bewältigung der klimatischen Herausforderungen ziehen.
Tatsächlich ist es für viele Unternehmen mit hohen Emissionen wirtschaftlich sinnvoll, in Produkte und Dienstleistungen zu investieren, mit denen sie ihren Wasser- und Energieverbrauch senken können. Indem sie Energie und Ressourcen einsparen, verbessern sie nicht nur ihr Geschäftsergebnis, sondern können auch einen positiven Beitrag zu den Dekarbonisierungszielen leisten. Es ist eine Win-win-Situation.
Investorinnen und Investoren können Einfluss auf die Dekarbonisierungsstrategie von Unternehmen ausüben.
Einige grosse Emissionserzeuger haben sich bereits dazu verpflichtet, ihre Kohlendioxidemissionen zu reduzieren. Andere hinken noch hinterher, oft wegen begrenzter Ressourcen oder weil es ihnen an Fachwissen fehlt. In beiden Fällen kann ihnen ein kontinuierlicher Dialog mit langfristigen Geldgebern bei der erfolgreichen Dekarbonisierung helfen. Das Engagement der Investorinnen und Investoren kann so zu einem Instrument werden, das einen positiven Wandel fördert.
Im Anlagekontext wird Stewardship als verantwortungsvolle Allokation (Aufteilung), Verwaltung und Überwachung von Kapital definiert, durch die langfristige Werte für Kundinnen und Kunden sowie Anspruchsberechtigte geschaffen und gleichzeitig ein nachhaltiger Nutzen für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft erzielt werden sollen (so definiert in der Regulierung, z.B. im britischen Stewardship Code).
Im Idealfall werden Stewardship-Aktivitäten von Spezialistinnen und Spezialisten mit Erfahrung und Expertise in diesem Bereich unterstützt. Stewardship kann verschiedene Formen annehmen, etwa die sorgfältige Ausübung der Stimmrechte und die Aufnahme eines konstruktiven und proaktiven Dialogs mit den Verantwortlichen des Unternehmens.
Durch den ständigen, aktiven Dialog können Anleger nicht nur besser verstehen, inwieweit das Unternehmen auf eine dekarbonisierte Weltwirtschaft vorbereitet ist, sondern auch wertvolle Einblicke in andere Risiken und Chancen seines Geschäftsmodells gewinnen.
In den vergangenen Jahren haben immer mehr Investorinnen und Investoren die Bedeutung einer solchen aktiven Beteiligung erkannt und Initiativen gegründet, um mit den Zielunternehmen zusammenzuarbeiten. Zwei wichtige Initiativen sind die Climate Action 100+ und die Net Zero Engagement Initiative (NZEI). Die LGT setzt sich als aktives Mitglied beider Initiativen dafür ein, die positiven Auswirkungen des Engagements bei ausgewählten emissionsstarken Unternehmen zu nutzen.
Für einen erfolgreichen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ist es entscheidend, dass die grossen Emittenten schnell zunehmend emissionsarme Betriebs- und Produktionsmethoden einsetzen. Investitionen in diese Unternehmen ermöglichen daher nicht nur finanzielle Erfolge, sondern können auch zur Emissionsminderung in der Realwirtschaft beitragen.
Die LGT arbeitet mit folgender Definition: "Stewardship besteht in der verantwortlichen Allokation, Verwaltung und Beaufsichtigung von Kapital zur langfristigen Wertschöpfung für Kundinnen, Kunden und Endbegünstigte, was zu nachhaltigen Nutzeffekten für die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft führt, von denen wiederum die Renditen sowie die Interessen der Kundinnen, Kunden und Endbegünstigten abhängen." Diese Definition fusst auf dem britischen Stewardship Code und der Definition in den Prinzipien für verantwortliches Investieren (Principles for Responsible Investments, PRI), den weltweit Befürwortern des Stewardship.