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Market View & Insights
Die Inflation dürfte in absehbarer Zeit nicht verschwinden - ist dies für Anleger zwangsläufig eine schlechte Nachricht?
Das letzte Jahr hat gezeigt, wie stark Inflation unsere Kaufkraft und unsere Ersparnisse beeinträchtigt. Zum Glück kann man aber mit wenigen einfachen Aktienstrategien inflationsbedingte Verwerfungen leichter überstehen und möglicherweise sogar von den höheren Preisen profitieren.
Im letzten Sommer hatte die Inflation in den USA wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht. Inzwischen ist sie zwar rückläufig, dennoch ist das Zwei-Prozent-Teuerungsziel der grossen Zentralbanken der Welt noch längst nicht erreicht. In der Eurozone liegt die Inflation nach wie vor bei über neun Prozent. Trotz der ergriffenen Massnahmen zur Inflationsbekämpfung zögern die meisten Ökonomen, bereits den Sieg auszurufen. Zahlreiche Gründe sprechen dafür, dass die Teuerung noch einige Zeit über den Zielvorgaben liegen könnte:
Inflation und Mehraufwand stellen in der Regel eine Bedrohung für die Gewinnmargen der Unternehmen dar. Wie können sich die Anleger vor den Auswirkungen eines solchen Margenschwunds schützen? Eine Möglichkeit besteht darin, sich auf Titel von Unternehmen zu konzentrieren, die gut aufgestellt sind, um Kostensteigerungen abzufedern. Im Folgenden werden einige Absicherungsstrategien für Ihr Portfolio beschrieben:
In Ländern wie den USA hat sich der Arbeitsmarkt als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet, was die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer potenziell stärkt. Für viele Unternehmen sind die Löhne ein wesentlicher Kostenfaktor, der sich unmittelbar auf ihre Profitabilität auswirkt. Anleger sollten daher solche Unternehmen meiden, insbesondere aus personalintensiven Branchen wie das Hotel- und Gastgewerbe, den Detailhandel sowie Logistikunternehmen.
Die LGT Experten analysieren laufend die globale Markt- und Wirtschaftsentwicklung. Mit unseren Research-Publikationen zu den internationalen Finanzmärkten, Branchen und Unternehmen treffen Sie fundierte Anlageentscheide.
Das Waren- und Dienstleistungsangebot eines Unternehmens bestimmt massgeblich darüber, wieweit es Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben kann. Unternehmen mit einer eher wohlhabenden Zielgruppe können steigende Kosten in der Regel besser durch Preiserhöhungen wettmachen. Diese Anbieter verfügen über eine starke Preissetzungsmacht, sodass höhere Preise die Nachfrage nach ihren Produkten kaum beeinflussen.
Bei kaufkräftigen Kunden machen die Ausgaben für die inzwischen wesentlich teureren Alltagsgüter nur einen kleinen Teil des verfügbaren Einkommens aus. Höhere Lebenshaltungskosten haben daher kaum Auswirkungen auf ihre Kaufkraft. Die Luxusgüterindustrie ist ein gutes Beispiel hierfür: Die Exklusivität der Produkte und der Bekanntheitsgrad der Kultmarken erleichtern Preiserhöhungen wesentlich. Die Lockerungen der Pandemiemassnahmen in China - dem wichtigsten Markt für Luxusgüter - dürften der Luxusgüterbranche zusätzlich zugutekommen.
Das Bankgeschäft gilt als personalintensiv; ein überragendes Kostenmanagement oder eine starke Preissetzungsmacht gelten nicht als Stärken der Branche. In der Vergangenheit war dieser Sektor in rezessiven Phasen bei Anlegern nicht besonders populär. Derzeit allerdings sprechen die geldpolitischen Massnahmen zur Inflationsbekämpfung in Form von Zinssteigerungen für den Bankensektor.
Der Grund: Das Bankgeschäft basiert in der Regel auf der Differenz zwischen den erhaltenen Zinsen für Kredite und Hypotheken, und den Zinsen, die sie an Kunden für ihre Einlagen zahlen. Da die Zinssätze nach jahrelangen Null- oder Negativzinsen ansteigen, haben die Banken wieder mehr Spielraum, um mit dieser Zinsmarge Erträge zu erwirtschaften.
Besonders zinsempfindliche Banken dürften somit höhere Erträge erzielen, die ihre gestiegenen Lohnkosten und Rückstellungen für den Fall eines Zahlungsausfalls ausgleichen können. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies, dass sie mit Banktiteln eine attraktive Absicherung gegen die Inflation erwerben.
Die Energiepreise zählen zu den zentralen Inflationstreibern. Für die meisten Unternehmen führen sie zu höheren Treibstoff-, Heizungs- und Prozesskosten bei energieaufwändigen Industrieprozessen.
Für Unternehmen, die Energie (auch aus nachhaltigen Quellen) verkaufen, führt der Preisanstieg zu höheren Einnahmen. Im Jahr 2022 zogen die Energiepreise kräftig an, insbesondere in Europa, da der Krieg in der Ukraine die Versorgung beeinträchtigte. Konsumenten und Unternehmen hatten gleichermassen unter dem Kostenanstieg zu leiden, den Energieunternehmen erging es dagegen sehr gut: Die Performance der Branche lag deutlich über derjenigen der meisten anderen Anlagen.
Selbst wenn einiges für Anlagen im Energiesektor spricht, müssen Anleger durchaus mit hochvolatilen Energiepreisen rechnen und sollten bereit sein, grössere Kursschwankungen in Kauf zu nehmen.
Umfangreiche liquide Mittel können sich in hochinflationären Zeiten als teure Anlage entpuppen. Mit einer passenden Aktienstrategie können Sie jedoch das Inflationsrisiko in Ihrem Portfolio verringern und eventuell sogar von der Teuerung profitieren.