Abonnieren Sie unseren Insights Newsletter

Unsere Insights liefern informative, inspirierende und unterhaltsame Einsichten hinter die Kulissen von Finanz und Wirtschaft, aber auch von Gesellschaft oder Kunst. Mit dem monatlichen Newsletter bleiben Sie stets informiert.

 

Finanzmärkte

Abschottung der Volkswirtschaften: Tatsache oder Mär?

Der Freihandel gedeiht, allen Unkenrufen zum Trotz - eine Einschätzung des LGT Chefökonomen Wolfgang von Hessling.

Datum
Autor
Dr. Wolfgang von Hessling, Chief Economist Private Banking Europe
Lesezeit
3 Minuten

Sicherheitszaun für Containerlager
© Shutterstock/Hachi888

Etliche Regierungen haben Handelshürden zum Schutz der eigenen Wirtschaft errichtet. Deren Effekt verpufft jedoch, wenn man das grosse Ganze betrachtet.

Glaubt man vielen Medienberichten, schotten sich die grossen Volkswirtschaften zunehmend ab. Auf den ersten Blick wundert dies wenig. Mit dem Einzug Donald Trumps ins Weisse Haus im Jahr 2017 wurde der Begriff "Handelskrieg" plötzlich wieder aktuell. Früher dem Freihandel verpflichtete Regierungen errichteten damals Zölle, schufen Handelshemmnisse und stellten Regeln der Welthandelsorganisation oder jahrzehntealte Handelsabkommen infrage.

Leere Supermarktregale nach Panikkäufen während der Pandemie
Leere Supermarktregale nach Panikkäufen während der Pandemie © Gustavo Valiente/Parsons Media/eyevine/laif

Dies liess Schlimmes ahnen für den Aussenhandel - einen Treiber des globalen Wirtschaftswachstums und ein Sprungbrett für Entwicklungsländer. Im Jahr 2020 brachen dann die globalen Lieferketten im Zuge der Pandemie zusammen. Die Versorgungsengpässe bei Hygieneartikeln und Mikrochips liessen viele Staaten von der Produktion im eigenen Land träumen. Schliesslich beeinflussen auch die Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise den Welthandel, da Subventionen zur Förderung nachhaltiger Energieproduktion und die Ächtung klimaschädlicher Technologien Handelsströme verändern.

Aussenhandel Grafik

Die Bedeutung der Aussenhandelsquote als Gradmesser für Offenheit

Wie ist es also um die Offenheit von Volkswirtschaften bestellt? Um dies einzuschätzen, bietet sich ein Blick auf die Aussenhandelsquote an, die Summe aus Exporten und Importen im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP). Sie stellt einen Bezug zwischen dem grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehr und der Gesamtwertschöpfung einer Volkswirtschaft her und beschreibt so deren relative globale Vernetzung. Bei dieser Messgrösse haben fast alle Volkswirtschaften über die Jahre Fortschritte erzielt, denn die BIP-gewichtete Summe der Aussenhandelsquoten ist seit der Jahrtausendwende von 25 auf 33 Prozent angestiegen (siehe Grafik). China fällt hier aus dem Rahmen, allerdings nur deshalb, weil die zwischen 2005 und 2015 stark wachsende Aussenhandelsaktivität nicht mit dem noch rasanteren chinesischen BIP-Wachstum Schritt hielt.

Herausforderungen für den Freihandel und mögliche Anpassungen

Wolfgang von Hessling, Chefökonom LGT Private Banking Europe
Wolfgang von Hessling, Chefökonom LGT Private Banking Europe

Freihandel indes, du hattest es auch schon leichter. Die heutigen Herausforderungen, die Länder und Branchen unterschiedlich stark treffen, reichen von populistisch-protektionistischen Politikexperimenten, wettbewerbsverzerrenden Subventionspaketen bis hin zu geopolitischen Spannungen.

Anpassungen können gerade für kleine, offene Volkswirtschaften wie die Schweiz oder Liechtenstein nötig werden. Doch ein Blick zurück zeigt, dass die globale Vernetzung der wichtigsten Ökonomien in den grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehr insgesamt zugenommen hat. Dies bleibt auch die Hoffnung für die Zukunft.
 

Insights abonnieren