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Finanzmärkte

Dekadentrends: Zehn Jahre Top - dann nur noch altes Eisen?

Auf der Suche nach dem optimalen Portfolio orientieren sich Anleger auch an langfristigen Entwicklungen. Die Serie "Dekadentrends" zeigt Beispiele für Investment-Themen, die Märkte über ein Jahrzehnt hinweg bestimmten.

Datum
Autor
Marko Gränitz, Gastautor
Lesezeit
4 Minuten

Dekadentrends - langfristige Investment-Themen.

Eine Dekade ist ein langer Zeitraum: Die Wirtschaft durchläuft ganze Konjunkturzyklen, neue Unternehmen werden gegründet und alte verschwinden. Je nachdem, wie sich Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln, setzen sich Unternehmen aus bestimmten Sektoren besonders durch und werden in dieser Zeit verstärkt wahrgenommen. In der Folge entstehen Investmentthemen, die sich als große "Dekadentrends" in die Köpfe der Anleger einbrennen.

Doch die großen Trends einer Dekade bestimmen selten auch die nächste. Stattdessen ebben diese Trends nach einer Phase der Übertreibung zumindest deutlich ab. Insofern könnte man behaupten: Jede Dekade hat ihre eigenen, prägnanten Investmentthemen.

Unter dem Radar: Der Beginn eines Trends

Anfangs werden die Aktien eines Investment-Trends von den meisten Marktteilnehmern nicht wahrgenommen. Denn diese langfristigen Veränderungen verlaufen oft erst einmal graduell. Zu diesem Zeitpunkt besteht das größte Kurspotenzial, verbunden mit einem gewissen Risiko - schliesslich ist noch nicht absehbar, ob oder wann dem Trend der Durchbruch gelingt.

Trendsetter Netscape

Das Unternehmen Netscape Communications veröffentlichte 1994, noch im Jahr seiner Gründung, den Internet Browser Navigator. Er wurde schnell Marktführer und das Unternehmen versinnbildlichte den kometenhaften Aufstieg des NASDAQ in den 90ern: Mit dem Börsengang 1995 stieg der Kurs von Netscape binnen Wochen von 28 auf über 80 US Dollar.

Die Dominanz des Navigators mit einem Marktanteil von bisweilen 85 Prozent ging 1996 in einen dramatischen Sinkflug über. Und doch: Im allgemeinen Internet-Boom ließ sich AOL noch 1998 den Merger mit Netscape 4.2 Milliarden US Dollar kosten. Dass die Internet-Blase rund um die NASDAQ-Konzerne wenige Jahre später platzte, musste Netscape-Gründer Marc Andreessen nicht mehr kümmern.

Erst im Lauf der Zeit können sich bestimmte Trends auf fundamentaler Basis aus der Masse abheben. Durch die damit verbundenen, meist hohen Kurssteigerungen geraten die jeweiligen Aktien mehr und mehr in den Fokus einer breiteren Anlegerschaft. Nun werden die Trends immer offensichtlicher, bis man sich ihnen, auch durch die Berichterstattung in den Medien, kaum noch entziehen kann. Auf diese Weise entsteht in der öffentlichen Wahrnehmung fast schon ein "Glaube" daran, dass diese Unternehmen unfehlbar seien und ein Investment in jedem Fall sinnvoll wäre. Doch genau dieser Konsens ist "der Anfang vom Ende".

Beispiele von langfristigen Investmenttrends, sogenannten Dekadentrends.
Die Grafik zeigt bedeutende Investmentthemen, welche die letzten sechs Dekaden mitbestimmt haben. Alle Zeitreihen sind anhand des US Consumer Price Index inflationsbereinigt und wurden jeweils auf einen Startwert von 1,0 skaliert. Der Nifty Fifty, ein Begriff für 50 etablierte US Large Caps der 1960er Jahre, ist hier repräsentativ als gleichgewichteter Index der vier damaligen Top-Aktien Coca-Cola, Disney, General Electric und IBM dargestellt. Die Entwicklung der FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) beruht dagegen auf einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung. Quelle: Alpine Macro.

Spätestens in der Übertreibungsphase kommen Wahrnehmungs- und Verhaltenseffekte der Marktteilnehmer ins Spiel. Denn Menschen neigen zum Beispiel dazu, für die Zukunft das zu erwarten, was sie aus der jüngeren Vergangenheit kennen (Recency Bias). Diese Erwartungen schreiben sie dann unbewusst für die Zukunft fort (Extrapolation Bias). Das führt zu einem zunehmend einseitigen, immer extremeren Szenario, bei dem sich die Entwicklung von der Realität lösen kann und die Märkte zu irrationaler Übertreibung neigen. Wann dem so ist, das fällt oft erst rückblickend auf - wie etwa in der Internetblase anfangs der 2000er Jahre. Denn oft beendet erst ein Crash die Euphorie, indem die Bewertungen auf ein langfristig realistisches Niveau gebracht werden.

Fazit

Langfristige Investmentthemen sind spannend für Anleger, da sie ein hohes Renditepotenzial eröffnen. Entwickeln sich diese Trends jedoch im Zuge immer weiter steigender Bewertungen und Erwartungen zum Hype, wird es gefährlich. Dann steigt die Gefahr, dass der Trend zu Ende geht und sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf neue Themen richtet.

In einer Serie beleuchten wir dieses Muster mit spannenden Beispielen: 

Der Boom ums Erdöl in den 2000er Jahren
Nifty Fifty: Der Boom der "schicken" Aktien
Gold: Investmenttrend der wilden 70er

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