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Finanzwissen

Ifo-Geschäftsklimaindex: Deutschlands ökonomisches Stimmungsbaromenter

In unserer Serie zu Wirtschaftsindikatoren beschäftigen wir uns nun mit dem Ifo-Index als einem der Leitindizes für die europäische Wirtschaft.

Datum
Autor
Alessandro Fezzi, LGT
Lesezeit
4 Minuten

Ifo-Institut München: hier ist der Ursprung des Ifo-Index

Wer oder was ist das Ifo?

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München, besser bekannt als Ifo, ist eine der wichtigsten ökonomischen Institutionen Deutschlands. Das Institut blickt auf eine 70-jährige Geschichte zurück. Im Jahr 1949 schloss sich das Süddeutsche Institut für Wirtschaftsforschung mit der Informations- und Forschungsstelle für Wirtschaftsbeobachtung zusammen.

Zu einer der zentralen Figuren in der Entstehungsgeschichte des Ifo-Instituts zählt Ludwig Erhard. Der ehemalige deutsche Wirtschaftsminister (zwischen 1949 und 1963) gilt als Architekt des deutschen "Wirtschaftswunders" in den 1950er Jahren und war von 1963 bis 1966 Bundeskanzler in Deutschland.

Hans-Werner Sinn
Ehemaliger Ifo-Präsident: Professor Hans-Werner Sinn © Romy Vinogradova

Das Ifo-Institut hat den Anspruch "exzellente Forschung mit wirtschaftspolitischer Relevanz zu liefern, die den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft eine Grundlage für sachorientierte Entscheidungen bietet". Zudem sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse so aufbereitet werden, dass Medien und Öffentlichkeit das aktuelle ökonomische und politische Geschehen verstehen und einordnen können.

Massgeblichen Einfluss hatte der ehemalige Ifo-Präsident, Professor Hans-Werner Sinn, der das Institut von 1999 bis 2016 geleitet hat. Ihm ist es immer wieder gelungen, wichtige öffentliche Debatten zu verschiedenen Wirtschaftsthemen anzustossen. Er betonte beispielsweise immer wieder die Gefahr anhaltender inflationärer Tendenzen in Europa und den USA. Derzeitiger Präsident des Ifo-Instituts ist Clemens Fuest, der auch Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist.

Generell befasst sich das Ifo nicht nur mit Makroökonomik und der Befragungen von Unternehmen, sondern ist auch in anderen Bereichen tätig, wie etwa Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsökonomik, Industrieökonomik und neue Technologien oder Energie, Klima und Ressourcen.

Im Fokus: Deutschlands wirtschaftliche Grosswetterlage

Deutschland hat als grösste Volkswirtschaft Europas und Exportweltmeister eine entscheidende wirtschaftliche Rolle, nicht nur in Europa und der Eurozone, sondern weltweit. Die Stimmungslage und die Einschätzungen deutscher Unternehmen sind daher von eminenter Bedeutung. Das monatlich erstellte Geschäftsklimabarometer des Ifo bietet einen breiten Einblick in die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland und findet an den Finanzmärkten viel Beachtung.

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Der Ifo-Geschäftsklimaindex

Für die Erstellung des Geschäftsklimaindex des Ifo wird seit 1972 regelmässig eine Umfrage durchgeführt. Konkret werden jeden Monat rund 9 000 deutsche Unternehmen zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage und zum Geschäftsausblick der kommenden Monate befragt.  Neben dem verarbeitenden Gewerbe und dem Bauhauptgewerbe wird auch der Dienstleistungssektor abgedeckt. Der Ifo-Index gilt damit als wichtigster Frühindikator zur Bewertung der Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

Umfragegewichtung und Terminologie im Ifo-Index

ifo Konjunktur-Perspektiven
In den ifo Konjunkturperspektiven werden die Ergebnisse der ifo Konjunkturumfragen veröffentlicht © ifo Institut

Die Antworten der Firmen werden entsprechend ihrer Grösse bewertet: Ein grosses Unternehmen ist im Ifo-Index demnach stärker gewichtet. Des Weiteren werden die abgegebenen Fragebögen unter Hinzuziehung der Branchengewichte im deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) aggregiert. Beispielsweise werden die Ergebnisse in der Automobilbranche stärker gewichtet als das Ergebnis in einer weniger bedeutenden Branche, wie zum Beispiel der Bekleidungsindustrie.

Die Befragung zur Erstellung des Wirtschaftsindikators wird in der ersten Woche eines jeden Monats durchgeführt. Dabei werden die Unternehmen gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Die Firmen können ihre Lage mit "gut", "befriedigend" oder "schlecht" und ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monaten als "günstiger", "gleichbleibend" oder "ungünstiger" beschreiben.

Angesichts des globalen Gewichts der deutschen Wirtschaft bietet das Ifo-Geschäftsklimabarometer Anlegern und Finanzmärkten einen regelmässigen und breit gefächerten Einblick in die Stimmungslage der Unternehmen. Der Wirtschaftsindikator gibt Aufschluss über ihre Interpretation des aktuellen Geschäftsumfelds sowie ihre Erwartungen mit Blick auf die kommenden Monate.

Gerade in Krisenzeiten kommt diesem Frühindikator eine wichtige Rolle in der Erfassung und Interpretation der Konjunkturentwicklung zu. Die Ergebnisse werden deshalb auch immer in unserer täglich erscheinenden Publikation, dem LGT Navigator, eingehend berücksichtigt.

Gutes Geschäftsklima? Bedeutung des Index für die Kapitalmärkte

Angesichts des globalen Gewichts der deutschen Wirtschaft bietet das Ifo-Geschäftsklimabarometer Anlegern und Finanzmärkten einen regelmässigen und breit gefächerten Einblick in die Stimmungslage der Unternehmen. Der Wirtschaftsindikator gibt Aufschluss über ihre Interpretation des aktuellen Geschäftsumfelds sowie ihre Erwartungen mit Blick auf die kommenden Monate.

Gerade in Krisenzeiten kommt diesem Frühindikator eine wichtige Rolle in der Erfassung und Interpretation der Konjunkturentwicklung zu. Die Ergebnisse werden deshalb auch immer in unserer täglich erscheinenden Publikation, dem LGT Navigator, eingehend berücksichtigt.

Höchst- und Tiefstwerte

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Im März 2022 notiert der Ifo-Geschäftsklimaindex vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine sowie der anhaltenden Lieferengpässe und Materialknappheit bei 90.8 Punkten.

Den historischen Tiefstwert erreichte der Indikator während der Coronakrise im April 2020 mit 74.3 Punkten. Das Allzeithoch wurde im Februar 2011 mit 115.4 Indexpunkten erreicht.

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