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Market View & Insights
Der grosse Moment ist vorbei, das Startup erfolgreich verkauft. Doch mit dem Ende eines Kapitels beginnt ein neues. Die Zeit nach dem Exit bietet Chancen, sie stellt Gründerinnen und Gründer aber auch vor Herausforderungen und Entscheidungen.
Gründerinnen und Gründer stehen nach dem Exit aus dem Startup vor der Aufgabe, ihr Vermögen klug zu verwalten. Dabei geht es nicht nur um Investitionen, sondern auch um langfristige Planung und persönliche Ziele. Der Exit markiert keinen Schlussstrich, sondern einen Neuanfang. Ob man in neue Projekte investieren, sich gesellschaftlich engagieren oder eine Pause einlegen möchte - die Möglichkeiten, den Erfolg sinnvoll zu nutzen, sind vielfältig.
"Der wichtigste Rat nach dem Exit: Finden Sie heraus, was die beste Basis für einen Neustart ist", sagt Dominic Berner, Relationship Manager bei LGT Private Banking. "Viele Gründerinnen und Gründer haben vor dem Exit kaum Zeit, sich mit der eigenen finanziellen Zukunft zu befassen", weiss er.
Umso wichtiger sei es, während oder gar vor dem Verkaufsprozess Pläne einer persönlichen Struktur zu schmieden. "Setzen Sie sich Meilensteine und arbeiten Sie diese ab. Bauen Sie schnell wieder Strukturen auf, um eine stabile Basis für neue Entscheidungen zu haben."
Christian Ortner, Relationship Manager LGT Private Banking, vergleicht die Situation für Gründerinnen und Gründer nach dem Exit mit derjenigen eines Fussballprofis, der bei einem neuen Verein unterschreiben will: "Man hört sich Angebote an und entscheidet dann. Wenn man ein gutes Gefühl hat, sollte man nicht zögern."
Ein starkes Netzwerk öffnet nach dem Exit Türen. Ob als Investor, Beraterin oder in anderer Rolle - Beziehungen sind oft der Schlüssel auch zum Erfolg nach dem Exit. Wer den Kontakt zu früheren Kolleginnen, Investoren und Partnern hält, entdeckt oft die besten Chancen. Das Engagement als Business Angel oder Mentorin bringt nicht nur spannende Projekte, sondern auch persönliche Erfüllung.
Mit dem vorhandenen Geld beginnt oft die Suche nach Investitionsmöglichkeiten - falls sie nicht schon läuft. Christian Ortner sagt: "Ich empfehle Gründerinnen und Gründern als erstes, drei Gespräche zu führen mit Menschen aus dem eigenen Netzwerk, bei denen das Geld oder ein Teil davon investiert werden kann."
Neben klassischen Anlagen wie Aktien und Immobilien sollte man als Gründerin oder Gründer auch private Beteiligungen und nachhaltige Investments prüfen. "Finanzexpertinnen und -Experten helfen, Ziele und Risikobereitschaft zu definieren. Zudem sollten Gründerinnen und Gründer steuerliche Fragen klären, um böse Überraschungen zu vermeiden", ergänzt Ortner.
Ein Exit kann neben finanziellen Gewinnen aber auch ganz andere - emotionale - Herausforderungen mit sich bringen: Viele ausgestiegene Startup-Gründerinnen und -Gründer erleben eine Phase der Leere oder Orientierungslosigkeit. Nach Jahren intensiver Arbeit kann der plötzliche Verlust des gewohnten Tagesrhythmus belastend sein.
Tom Diesbrock berät Manager und Gründerinnen, die sich neu orientieren wollen und hat mehrere Bücher geschrieben. Auf dem Portal Business Insider rät der Psychologe: "Eine Auszeit mit neuen Impulsen und Erfahrungen sollte man sich nach dem Exit unbedingt nehmen. Ob das eine Frage von Monaten oder Jahren ist, ist individuell unterschiedlich."
Manche Gründerinnen und Gründer machen nach dem Exit bewusst eine Pause, um zu reisen und mit der Familie Zeit zu verbringen. Oft helfen diese Pausen, die nächsten Schritte klarer zu sehen. Andere warten nur darauf, wieder neue Probleme zu lösen und ins nächste Unternehmen zu investieren oder sich sogar daran zu beteiligen. Nic Vorsteher, Gründer des österreichischen HR-Startups Prescreen, sagte in einem Talk mit dem Wiener Beratungsunternehmen Brutkasten über seine Zeit nach dem Exit: "Ich hätte mich auch irgendwo in die Berge verziehen können und dort mein Portfolio managen und auf den schönen Zinssatz schauen können. Aber das habe ich nicht getan, sondern gesagt: Jetzt mache ich es nochmal, aber dieses Mal wollen wir was Grösseres erreichen."
Andere Gründerinnen entscheiden sich für ein ganz neues Projekt. Ein Beispiel dafür ist Lea-Sophie Cramer: Die erfolgreiche deutsche Gründerin ist in der Szene für viele ein Vorbild. Als Cramer 2019 bei Amorelie endgültig ausstieg, begann sie ein Year of Learning. Daraus entstand schliesslich "Ten more in", ein Coaching-Programm für Frauen in Führungsfunktionen. Wieder andere nutzen die Zeit nach dem Exit, um gesellschaftliche oder philanthropische Ziele zu verfolgen.
Und natürlich gibt es viele Gründerinnen und Gründer, die nach ihrem Exit als Business Angels oder Venture Capitalists aktiv werden. Sie investieren in junge Unternehmen und bringen ihr Know-how ein. Es kann bereichernd sein, zu sehen, wie die Generation von Startups heranwächst. Gleichzeitig ist es eine hervorragende Möglichkeit, sein Kapital strategisch einzusetzen. Auf Plattformen für Business Angels und in Investorennetzwerken gibt es oft spannende Deals zu entdecken.
Ob all der spannenden Optionen dürfen Gründerinnen und Gründer aber nicht vergessen, sich mit ihrem Vermögen auseinanderzusetzen und die Vermögensplanung anzugehen. Meist ist die Vermögensstruktur bei Gründerinnen und Gründern ohnehin schon komplex - und wird nach dem Exit noch komplexer: Das Vermögen ist teils in eigenen Unternehmen gebunden und teils in fremden, teilweise befinden sich diese auch in anderen Ländern.
Auch die Familiensituation spielt hier hinein: Viele Founder sind jung, haben gerade erst eine Familie gegründet oder sind in der Planung dazu. Family Governance ist für Gründerinnen und Gründer, die ihre Unternehmen oder Anteile langfristig in Familienbesitz halten möchten, entscheidend und hilft, Konflikte zu vermeiden, Werte zu bewahren und das Vermögen nachhaltig zu entwickeln.