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BoJ setzt Zinserhöhungen fort: Yen dürfte sich festigen, wenn Renditedifferenz sinkt

Die Bank of Japan (BoJ) hat vor kurzem zum ersten Mal seit letztem Sommer ihren Leitzins angehoben und damit die schrittweise Rücknahme ihrer langjährigen geldpolitischen Anreize wieder aufgenommen. Obwohl die Ankündigung von einem relativ moderaten Ausblick begleitet wurde, interpretieren wir die Haltung der Zentralbank als aggressiver, als sie auf den ersten Blick erscheint.

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Sebastian Petric, LGT Senior FX Strategist, Georg Ruzicka, Head Equity Research LGT Private Banking
Lesezeit
10 Minuten

Bank of Japan Head Office Building
© Shutterstock

Da die Inflation über der Zielmarke von 2% liegt und das Lohnwachstum Anzeichen einer nachhaltigen Verbesserung zeigt, erwarten wir weitere Zinserhöhungen im Laufe des Jahres, ein Szenario, das den Yen weiter stützen könnte. Gleichzeitig bieten die rekordtiefe Bewertung des Yen und der stabile Leistungsbilanzüberschuss Japans weitere fundamentale Unterstützung. Diese Faktoren sowie die sich verringernde Renditedifferenz zwischen Japan und den USA haben uns dazu veranlasst, USD/JPY zu verkaufen, da wir mit einer Aufwertung des Yen rechnen.

Rückkehr zur Straffung

Auf ihrer letzten geldpolitischen Sitzung beschloss die BoJ, den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0.50% anzuheben, ein Niveau, das zuletzt 2007-2008 erreicht worden war. Obwohl sich der Gouverneur der Zentralbank zurückhaltend äusserte, um eine zu starke Aufwertung des Yen zu vermeiden, verstärkten subtile Verschiebungen in den Kommentaren die Ansicht, dass diese Zinserhöhung die erste von mehreren bis 2025 sein könnte. Viele Analystinnen und Analysten rechnen mit mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr, möglicherweise im Frühjahr und Sommer, wodurch der Leitzins auf 1.0% steigen würde.

Mehrere Entwicklungen stützen diese eher aggressive Prognose. Erstens übertrifft das Lohnwachstum nach wie vor die Erwartungen vieler Prognostiker, insbesondere in Sektoren, in denen ein chronischer Arbeitskräftemangel herrscht. Dies hat die Haushaltseinkommen und damit die Konsumausgaben gestützt. Zweitens stabilisiert sich die Inflation in Japan, insbesondere im Dienstleistungssektor, um oder über der Zielmarke der BoJ von 2%. Dieser Preisdruck in Verbindung mit der schrittweisen Rücknahme einiger staatlicher Subventionen erleichtert es der BoJ, eine weitere Straffung zu rechtfertigen.

Gleichzeitig sucht der Markt angesichts geopolitischer oder handelspolitischer Risiken häufig Zuflucht in Währungen wie dem Yen. Die jüngsten Schlagzeilen über mögliche Zölle in anderen Regionen scheinen eine leichte "Risk-off"-Stimmung ausgelöst zu haben, die dem Yen in Zukunft Auftrieb geben könnte.

Die Fundamentaldaten sprechen für den Yen

Auch die Fundamentaldaten sprechen zunehmend für den Yen. Die Devisenbewertungsindikatoren deuten darauf hin, dass der USD/JPY-Wechselkurs am oberen Ende unserer erwarteten Bandbreite gehandelt wird, während der anhaltende Leistungsbilanzüberschuss Japans auf eine robuste aussenwirtschaftliche Position hindeutet. Entscheidend ist, dass sich die Zinsdifferenzen, insbesondere zwischen den USA und Japan, allmählich verringern. Da die BoJ nun auf dem Weg zu einer allmählichen Normalisierung der Zinsen ist, verliert der Yen etwas von seinem Status als extrem günstige Finanzierungswährung, was wiederum eine positivere Stimmung gegenüber dem JPY auslösen könnte.

Aus diesen Gründen besteht eine zunehmende Neigung, Short-Positionen in USD/JPY einzugehen. Das Währungspaar hat kürzlich die obere Grenze unserer Erwartungen durchbrochen, aber einige Faktoren haben sich wieder zugunsten des Yen entwickelt. Da sich die Zinserhöhungen in Japan fortsetzen und die US-Renditen als Reaktion auf die schwächeren Wachstumsaussichten stabil bleiben oder sogar sinken könnten, verringert sich die Renditedifferenz, die lange Zeit für den Dollar sprach.

Starker Yen als Risiko für Gewinnprognosen

Die anhaltende Abwertung des Yen hat der japanischen Exportindustrie geholfen, ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Da die westliche Welt nun - wenn auch in unterschiedlichem Tempo - einen neuen Zinssenkungszyklus einleitet, wird der Mix aus Wachstum und Geldpolitik in Japan allmählich weniger attraktiv. Wir glauben, dass der Mix aus Wachstum und Geldpolitik in Japan seine "Goldilocks"-Phase hinter sich hat. Im Gegenzug könnte ein potenziell stärkerer Yen einen Teil dieser globalen Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen und früher oder später zu einem Anstieg der negativen Währungsrisiken führen, was sich wahrscheinlich auf die Gewinnprognosen auswirken würde. Die oben beschriebene solide Lohndynamik könnte den kurzfristigen Margendruck auf japanische Unternehmen weiter erhöhen. Wir halten japanische Aktien daher derzeit für "Unattraktiv".

Schlussfolgerung

Die Entscheidung der BoJ, die Zinsen zu erhöhen, markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der japanischen Geldpolitik. Die Zentralbank hat zwar versucht, die Markterwartungen durch vorsichtige Formulierungen zu dämpfen, doch der Ausblick deutet stark auf weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr hin. Vor diesem Hintergrund scheint der Yen in Richtung Stärke zu tendieren, unterstützt durch Fundamentaldaten wie einen positiven Leistungsbilanzüberschuss, eine sich verringernde Renditedifferenz zu den USA und seine anhaltende Attraktivität als sicherer Hafen.

Wir sehen daher Verkaufsmöglichkeiten für USD/JPY. Der Ausbruch über die bisherige Handelsspanne könnte nur von kurzer Dauer gewesen sein, da sich nun Faktoren abzeichnen, die den Yen stützen. Sollten die japanischen Lohn- und Inflationsdaten stabil bleiben und die Eskalation im Welthandel oder die geopolitischen Risiken anhalten, könnte der Yen aufwerten und USD/JPY in den kommenden Monaten deutlich unter das aktuelle Niveau fallen. Sollte dieses Szenario eintreten, rechnen wir mit negativen Gewinnrevisionen und möglicherweise erhöhtem Margendruck für japanische Unternehmen. Wir bestätigen vorerst unser Rating "Unattraktiv" für japanische Aktien.

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