The Strategist

Eine unspektakuläre Q3-Berichtssaison

Die Berichtssaison für das dritte Quartal neigt sich dem Ende zu. Nachfolgend fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Datum
Autor
Georg Ruzicka, Head Equity Research LGT Private Banking
Lesezeit
10 Minuten

Q3
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Insgesamt eine positive Berichtssaison in den USA

Über 90% der Unternehmen im S&P 500 haben ihre Ergebnisse für das dritte Quartal 2024 vorgelegt. Das Umsatzwachstum lag mit 5.5% gegenüber dem Vorjahr knapp 1.2 Prozentpunkte über den Erwartungen. Insgesamt konnten rund 60% der Unternehmen mit ihrem Umsatzwachstum positiv zu überraschen, was moderat unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 64% liegt. Unternehmen, die den Grossteil ihres Umsatzes in den USA erwirtschaften, erzielten ein Umsatzwachstum von 5.2%, während Unternehmen, die den Grossteil ihres Umsatzes ausserhalb der USA erzielen, ein Wachstum von 6.1% verzeichneten. Für den ganzen S&P 500 beträgt die Umsatzverteilung 59% Heimmarkt gegenüber 41% international.

Das Wachstum des Gewinns pro Aktie lag im dritten Quartal bei 5.3% gegenüber dem Vorjahr. Ende September, also zu Beginn der Berichtssaison, waren 4.3% erwartet worden. Insgesamt vermochten rund 75% der Unternehmen mit ihrem Gewinnwachstum positiv zu überraschen, was genau dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre entspricht. Dabei konnten Unternehmen, welche die Mehrheit ihrer Umsätze in den USA erwirtschaften, ein Gewinnwachstum von 1.4% erzielen, während solche mit einer Mehrheit der Umsätze ausserhalb der USA ein Plus von 12.8% verzeichneten. Die Kursreaktionen waren in beide Richtungen - also bei positiven wie negativen Überraschungen - stärker als im historischen Durchschnitt. Die Reingewinnmarge lag insgesamt bei 12.1%, verglichen mit 12.2% im Vorjahr und im Vorquartal, aber deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt von 11.5%.

Moderate Stabilisierung in Europa

Auch in Europa haben inzwischen rund 74% der Unternehmen des Stoxx Europe 600 ihre Ergebnisse veröffentlicht. Beim Umsatzwachstum lieferten europäische Firmen genau wie erwartet, netto heben sich positive und negative Überraschungen quasi vollständig auf. Beim Gewinnwachstum lagen die europäischen Unternehmen um etwas mehr als 3% über den Erwartungen, so dass per Saldo leicht mehr Firmen positiv überraschten als enttäuschten. Die Marktreaktionen wurden im Verlauf der Berichtssaison harscher. Während positive Überraschungen mit einem durchschnittlichen Kursanstieg von +1.5% belohnt wurden, wurden Verfehlungen mit durchschnittlich -2.2% bestraft. Dies könnte allerdings durch grössere Ausschläge im Rahmen der US-Wahlen verzerrt worden sein. Die Gewinnrevisionen für den europäischen Markt bleiben moderat negativ, scheinen sich aber zu stabilisieren. 

Erwartungen für Europa und USA im Vergleich

Für das laufende Gesamtjahr 2024 wurden die Erwartungen an das Gewinnwachstum in Europa von 3.8% vor drei Monaten auf nur noch 1.9% gesenkt. Auch in den USA zeigten die Revisionen nach unten, allerdings wurden hier die Erwartungen an das Gewinnwachstum für das laufende Jahr marginal von 10.5% innerhalb von drei Monaten auf heute 9.4% gesenkt. Ein Blick auf das kommende Jahr 2025 zeigt eine anhaltende Diskrepanz zwischen den beiden Märkten. Die Erwartungen für das Gewinnwachstum wurden für den Stoxx Europe 600 von zuletzt 10.7% auf nun 9.3% reduziert. Die Erwartungen für den S&P 500 sind praktisch unverändert bei 14.8%, wie schon vor drei Monaten. 

Wichtigste Erkenntnisse

Eine wenig spektakuläre Berichtssaison für das dritte Quartal nähert sich ihrem Ende. In der Folge wurden die Erwartungen sowohl für das laufende als auch das kommende Jahr in Europa stärker reduziert, während jene für die USA sichtlich optimistischer bleiben. Dies scheint insgesamt stimmig mit den Divergenzen im Wirtschaftswachstum der beiden Wirtschafsräume. Insgesamt haben die US-Wahlen weit mehr Aufmerksamkeit als die Berichtssaison genossen. Bis zum Jahresende dürften Makrodaten, Geldpolitik sowie politisch relevante Ankündigungen wieder das Zepter übernehmen. 

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