The Strategist

Stagnation

Die Analystenschätzungen an der Wall Street für das reale Weltwirtschaftswachstum wurden seit Jahresbeginn von 2.1% auf nunmehr 2.5% leicht angehoben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet seinerseits sogar mit einem Wachstum von 2.8% im laufenden Jahr, gefolgt von 3.0% im nächsten Jahr. Damit stellt sich die Frage: Haben wir die Wachstumstalsohle durchschritten und befinden uns nun wieder im Aufschwung?

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten

Stagnation
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Wir denken, die Antwort lautet: Nein, wir befinden uns definitiv nicht in diesem Szenario. Das Potenzialwachstum auf globaler Basis liegt zwischen 3.5% und 4.0% und damit liegen die Prognosen sowohl für dieses als auch für das kommende Jahr unter Potenzial. Den Hintergrund für die optimistischeren Wachstumsaussichten für 2023 sehen wir in erster Linie in der Erwartung positiver Impulse der Wirtschaftserholung in China. Mittlerweile hat sich diese Erholung aber als schwächer als antizipiert herausgestellt. Zudem sieht die Situation in der entwickelten Welt ohnehin ganz anders aus, denn in den USA ist in der zweiten Jahreshälfte lediglich mit einem sehr schwachen Wirtschaftswachstum zu rechnen.

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Nullwachstum

Basierend auf den aktuellen Daten und Prognosemodellen müssen wir in den USA bis zum Jahresende mit einem Nullwachstum oder sogar mit einer leichten bzw. technischen Rezession rechnen. Sowohl das aktuelle BIP-Wachstum als auch die Aussichten für die kommenden Monate deuten unserer Ansicht nach auf eine Stagnation hin.Gleichzeitig bleibt das Umfeld fragil und die beiden "Damoklesschwerter" - regionale Bankenkrise und Schuldenobergrenze in den USA - sind die bestimmenden Unsicherheitsfaktoren bzw. "Tail Risks", insbesondere auch für die geldpolitische Ausrichtung der US-Notenbank (Fed). Diese Stimmungslage spiegelt sich auch in einem sehr geringen Vertrauen der amerikanischen Verbraucher, dass sich in den letzten Monaten wieder stark eingetrübt hat. Ein Lichtblick sind hingegen die kräftig gesunkenen Inflationserwartungen in den USA, die im Einjahresbereich bei 1.75 % und im Zweijahresbereich bei 1.94 % liegen. Vor nur zwei Monaten lagen die Inflationserwartungen noch bei 3.68% bzw. 3.39%. Wir rechnen damit, dass sich der Fokus der Anleger in den kommenden Monaten von der Inflation auf das Thema Wirtschaftswachstum verlagern wird. 

Investments überprüfen

In diesem herausfordernden makroökonomischen Umfeld mit zwei gewichtigen "Tail-Risiken" ist die Überprüfung der Anlagen im Portfolio enorm wichtig. Nicht zuletzt aufgrund der zeitlich verzögerten Wirkung der Zinsschritte des Fed und der EZB erwarten wir einen möglicherweise "heissen" Sommer an den Finanzmärkten mit steigender Volatilität. In solchen Zeiten ist die Selektion ein entscheidender Erfolgsfaktor. Bei Aktien bevorzugen wir aufgrund der Bewertungsdifferenz weiterhin den Rest der Welt gegenüber den USA. Bei den Sektoren sehen wir weiterhin Potenzial im Gesundheitssektor.
 

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