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Market View & Insights
Wer an Indien denkt, hat häufig Bilder von alten Tempeln und überfüllten Strassen vor Augen. Doch man sollte sich nicht täuschen lassen: Indien, das mittlerweile bevölkerungsreichste Land der Welt, verändert sich rapide.
Dank einer Kombination aus wegweisenden Reformen und hohen Infrastrukturinvestitionen ist das Land in der Lage, sein Wirtschaftswachstum deutlich zu steigern. In den letzten 20 Jahren lag das Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens in China deutlich über jenem Indiens. In der Zukunft könnte Indien zu einem ernstzunehmenden Akteur in der Weltrangliste der Fertigungsexporteure aufsteigen und das Einkommensniveau seiner Bürger und Bürgerinnen in die Höhe schnellen lassen. Diese neue Dynamik ist sowohl Beobachtenden als auch Investorinnen und Investoren bereits aufgefallen und hat dazu geführt, dass mehr internationale Investitionen in Indiens Kapitalmärkte geflossen sind.
Es gibt verschiedene miteinander konkurrierende Theorien, wie es in Volkswirtschaften am besten gelingen kann, eine nachhaltige Entwicklung und bessere gesellschaftliche und ökonomische Ergebnisse zu erzielen. Das Modell Chinas hat sich in den vergangenen 30 Jahren auf ein grosses Arbeitskräftereservoir, tiefgreifende, umfangreiche Sachinvestitionen und auf die Herstellung von Waren für die Exportmärkte konzentriert. IWF-Daten zeigen, dass nach dem 2001 erfolgten Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation der Marktanteil des Landes an den US-Importen von 8,5 Prozent auf einen Höchststand von 22 Prozent im Jahr 2018 gestiegen ist.
Im selben Zeitraum stagnierte der Marktanteil Mexikos, eines anderen wichtigen Produktionszentrums, effektiv bei rund elf Prozent. Betrachten wir die aktuelle Situation, sehen wir allerdings, dass Mexiko mittlerweile China als grössten Lieferanten der USA abgelöst hat. Was zeigt das? Es zeigt zumindest, dass die Konkurrenz im Welthandel enorm ist. Sind die richtigen Bedingungen und ein geeigneter politischer Handlungsrahmen gegeben, können Länder ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln und bessere Lebensstandards für ihre Bürgerinnen und Bürger erreichen. Dabei spielt das produzierende Gewerbe oft eine Schlüsselrolle.
Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1947 hat Indien unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungsphasen durchlaufen. Richtig in Bewegung kamen die Dinge in den 1990er Jahren mit der Umsetzung der ersten grossen Liberalisierungsreformen. Während es über das gesamte Parteienspektrum hinweg immer wieder hitzige Debatten über den besten politischen Rahmen gegeben hat, war das Ziel, höhere BIP-Wachstumsraten zu erreichen, unumstritten. Zur besseren Einordnung: Das jährliche Bevölkerungswachstum auf unserem Globus ist laut den Vereinten Nationen so hoch, dass zur Erfüllung der Nachfrage jedes Jahr zusätzlich sechs Millionen Stellen geschaffen werden müssten. Im Gegensatz zum auf das produzierende Gewerbe fokussierten China hat sich Indien zu einem Zugpferd im Dienstleistungssektor entwickelt. Dies gilt besonders für den Bereich Business Process Outsourcing.
Der Trend der Entwicklungsindikatoren lässt Indien in einem sehr positiven Licht erscheinen.
Für die Messung der wirtschaftlichen Entwicklung gibt es jedoch eine Vielzahl von Indikatoren, die sich nicht allein auf das Pro-Kopf-Einkommen beziehen. Das Pro-Kopf-Einkommen ist also nur ein Indikator von vielen. Zugang zu guter medizinischer Versorgung, zu Elektrizität, dem Internet, sauberem Wasser, grundlegender Bildung usw. sind typische Beispiele für andere wichtige Kriterien. Da Chinas Pro-Kopf-Einkommen heute ungefähr fünfmal so hoch ist wie das Indiens, fallen die meisten Entwicklungsindikatoren wenig überraschend zugunsten Chinas aus. Doch der Trend dieser Indikatoren rückt Indien in ein sehr positives Licht. Zum Beispiel hatten in Indien im Jahr 2003 nur 65 Prozent der Bevölkerung Zugang zu elektrischem Strom, während die Quote in China bereits bei etwa 100 Prozent lag. Mittlerweile sind beide Nationen landesweit elektrifiziert.
Was die Handelsinfrastruktur betrifft, verschiffte China im Jahr 2003 über sein riesiges Hafennetz 61 Millionen 20-Fuss-Standard-Seecontainer. Indien verliessen damals nur 4 Millionen Container. 2021 war diese Zahl bereits auf 20 Millionen angestiegen, und die Wachstumsrate Indiens hatte jene Chinas überholt. Die indische Regierung plant, ihre Hafenkapazität bis 2025 gegenüber dem Niveau von 2010 zu verdreifachen. Gleichzeitig dürften auch die Investitionen in die Schienenwege und Fernstrassen stark ansteigen. Wer heute indische Metropolen wie Mumbai und Delhi besucht, dem wird nicht entgehen, wie schnell und effizient die neue Transportinfrastruktur gebaut wird.
Grob gesagt haben die indischen Behörden realisiert, dass durch die Verringerung der Bürokratie und den Online-Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wirtschaftliches Potenzial freigesetzt werden kann. Dies gilt ebenso für grosse Infrastrukturprojekte wie für Verbesserungen auf individueller Ebene. Beispielsweise sind Smartphones in Indien heutzutage allgegenwärtig, was die Bereitstellung staatlicher Subventionen und die Zahlung von Sozialhilfe an Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Einkommen revolutioniert hat. Ganz allgemein führt die Nutzung digitaler Zahlungssysteme dazu, dass sich Indien rapide in Richtung einer bargeldlosen Gesellschaft entwickelt. Damit sind hier dieselben Trends zu beobachten wie in China.
Zudem werden Infrastrukturprojekte heute deutlich schneller fertiggestellt. Für neuere Bauprojekte werden mittlerweile Anreizprogramme aufgelegt, in deren Rahmen Infrastrukturentwickler Berichten zufolge Preisgelder gewinnen können, wenn die Fertigstellung rechtzeitig und unter Einhaltung des Kostenplans erfolgt. Dieser Ansatz scheint die verschiedenen Interessen der Stakeholder viel besser in Einklang zu bringen. Und er bildet eine solide Basis, damit die ehrgeizigen Infrastrukturpläne Indiens eher früher als später erreicht werden können.
Was bedeutet das alles nun? Unserer Ansicht nach kann man berechtigter Weise optimistisch sein, dass Indien das Potential hat, ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum zu erzielen. Hierfür sprechen insbesondere die Schaffung einer umfangreichen neuen Infrastruktur und der Ausweitung der Warenexporte des Landes. Es ist daher definitiv sinnvoll, zu prüfen, ob das Thema Indien in ihr Portfolio aufgenommen werden sollte.
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