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Market View & Insights
Thematische Anlagen haben in den letzten zwei Jahren einen Aufschwung erlebt, weil Anleger mit diesen an globalen vielversprechenden Trends teilhaben können.
Daten des US-Finanzdienstleisters Morningstar zeigen, dass die Gesamtinvestitionen in Themenfonds im vierten Quartal 2021 auf 718 Mrd. USD gestiegen sind, gegenüber 251 Mrd. USD zwei Jahre zuvor. Inzwischen gibt es 1.276 Themenfonds, die unzählige Wachstumstrends von Marihuana über künstliche Intelligenz bis hin zu Cyberwährungen abdecken.
Thematisches Investieren ermöglicht es, auf eigene Überzeugungen zu setzen, aber je enger die Nische ist, desto höher ist das Risiko. Am besten beginnt man also mit etablierten, langfristigen globalen Trends wie Urbanisierung, Alterung der Bevölkerung oder Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Ein genauerer Blick auf diese Themen zeigt einige Gründe für die Beliebtheit des thematischen Investierens.
Nach Angaben der Weltbank wird sich die städtische Bevölkerung bis 2050 mehr als verdoppeln, wobei mehr als 70 % der Menschen in Städten leben werden. Dies wird den Wohnungsbau, die Erbringung öffentlicher Dienstleistungen, die Infrastruktur, die Smart-City-Technologie und vieles mehr fördern.
Die UNO geht davon aus, dass sich die Zahl der über 65-Jährigen bis zum Jahr 2050 verdoppeln und dann 16 % der Weltbevölkerung ausmachen wird. Dies wird langfristig Sektoren zugute kommen, die sich auf deren Bedürfnisse einstellen, wie z. B. Anbieter von Kreuzfahrten, Golf oder Anbieter von Gesundheits- und Pflegeleistungen.
Einer der grössten Wachstumstreiber für thematisches Investieren ist ESG (Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung). Laut Bloomberg Intelligence werden die weltweiten entsprechend investierten Vermögenswerte bis 2025 voraussichtlich 50 Billionen US-Dollar übersteigen.
Es gibt viele wichtige Themen innerhalb von ESG, aber das beliebteste ist erneuerbare Energie. Prognosen zufolge wird der Klimawandel wirtschaftliche Schäden in Billionenhöhe verursachen. Auch die natürlichen Ressourcen der Erde können mit der wachsenden Bevölkerungszahl nicht Schritt halten und werden irgendwann zur Neige gehen. Die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien muss sich weiter beschleunigen, und Fonds, die davon profitieren, sind die beliebtesten Themeninvestitionen.
Laut der jüngsten Morningstar-Analyse haben mehr als zwei Drittel der thematischen Fonds weltweit überlebt und die globalen Aktienmärkte im Jahr bis März 2021 übertroffen.
Morningstar wies darauf hin, dass Themen-Anleger dreimal richtig liegen müssen, um erfolgreich zu sein. Erstens müssen sie ein erfolgreiches Thema auswählen; zweitens muss der gewählte Fonds gut aufgestellt sein, um zu überleben und vom Thema zu profitieren; und drittens darf das Potenzial des Themas in den Aktienkursen noch nicht eingepreist sein. Wenn man jedoch in diesen drei Bereichen richtig liege, könne die voraussichtliche Rendite hoch sein.
Ein potenzieller Fallstrick, den es bei thematischen Anlagen zu vermeiden gilt, ist die enge Ausrichtung auf nur ein Thema, was bedeutet, dass man schlecht diversifiziert wäre. Wer beispielsweise in einige wenige Pharmawerte investiert, um von der demographischen Entwicklung zu profitieren, könnte eine hervorragende Performance erzielen, solange dieser Sektor in Mode ist. Aber man wäre auch einem starken Abwärtstrend ausgesetzt, wenn der Pharmamarkt eine Korrektur erfährt, beispielsweise aufgrund strengerer gesetzlicher Vorgaben.
Dies lässt sich vermeiden, indem man auf Fonds zurückgreift, mit denen man auf viel breiterer Basis in Themen investieren kann. Themenfonds investieren weltweit in viele verschiedene Aktien innerhalb eines Sektors. Dies ist ein viel besserer und weniger riskanter Weg, um in Trends zu investieren.
Robert Johnson, Professor für Finanzen an der Creighton University, ist der Ansicht, dass ein weiteres Problem darin besteht, dass sich viele Anleger auf irrationale Weise von Geschichten leiten lassen und die Fundamentaldaten ignorieren, was einen Großteil des Wachstums bei thematischen Anlagen ausmache.
«Der Nobelpreisträger Robert Shiller hat gezeigt, wie populäre Narrative die Entscheidungen des Einzelnen beeinflussen und zu Marktineffizienzen führen können», so Johnson. «Schauen Sie sich die jüngste Blase bei Kryptowährungen oder die Immobilienblase an, die die Finanzkrise 2008 auslöste, um zu sehen, wie Narrative Verhalten und Wirtschaftskrisen steuern können.»
Für den einzelnen Anleger ist es schwierig, Gewinner und Verlierer zu identifizieren.
In letzter Zeit haben einige Fondsmanager mit dem Innovations-Narrativ riesige Vermögenswerte angehäuft. Aber ein solch enger Fokus macht sie angreifbar, wenn sich der Markt gegen disruptive Technologien wendet, wie dies in den letzten Monaten geschehen ist.
Einige Technologie-Unternehmen werden ein spektakuläres Wachstum verzeichnen, viele andere jedoch nicht, und für den einzelnen Anleger ist es schwer, Gewinner und Verlierer zu identifizieren. Dennoch befürwortet Johnson thematisches Investieren, vorausgesetzt, man wählt Themen, die fundiert belegt sind.
Akademische Untersuchungen über einen Zeitraum von 30 Jahren hätten beispielsweise gezeigt, dass Aktien mit geringerer Marktkapitalisierung und Value-Aktien in Zeiten einer expansiven Geldpolitik - zum Beispiel bei niedrigeren Zinssätzen - tendenziell besser abschneiden würden, so Johnson. Unternehmen mit größeren Bargeldbeständen würden sich hingegen tendenziell bei einer strafferen Geldpolitik besser entwickeln.
Um die potenziellen Nachteile thematischer Anlagen zu begrenzen, sollte man es vermeiden, große Teile des Portfolios so zu investieren und stattdessen den Grossteil im breiteren Markt anlegen und über mehrere Themen diversifizieren.
Es lohnt sich auch, so viele Studien und Analysen wie möglich zu lesen. Deuten die Daten darauf hin, dass es sich um einen starken historischen Trend handelt? Oder beruht der Trend nur auf einem kurzen Zeitraum von Daten? Man sollte zudem auf Unternehmen mit einer soliden Bilanz, einem guten Cashflow, einem überschaubaren Schuldenstand und einem starken Gewinnwachstumspotenzial setzen.
Ebenso sollte man für sich folgende Fragen beantworten: Gibt es ein echtes langfristiges Potenzial oder handelt es sich um eine Story ohne Substanz? Könnte die positive Entwicklung nur eine Blase sein, die von anderen Anlegern verursacht wurde, die demselben spekulativen Narrativ nachjagen?
Wichtig sind auch Überlegungen, ob das Thema einem Bärenmarkt widerstehen kann. Vielleicht schneidet es ja in einem Bullenmarkt zwar gut ab, fällt aber während einer Korrektur schneller als der Gesamtmarkt? Handelt es sich also wirklich um ein nachhaltiges langfristiges Thema oder einfach um ein Thema mit einem höheren Markt-Beta, das den Markt nicht nur während einer Hausse, sondern auch während einer Baisse übertrifft?
Auf jeden Fall sollte man mit seinem Finanzberater über die eigene Anlagestrategie sprechen und darüber, ob die Themen, an denen man interessiert ist, zu dieser Strategie passen.
Vieles hängt dabei vom Zeithorizont ab. Beispielsweise legte der Nasdaq-Technologieindex während der Dot-Com-Blase im Jahr 2000 um 200 % zu, um diese Gewinne dann schnell wieder zu verlieren. Heute ist der Index jedoch siebenmal so viel wert wie damals. Wenn man also über einen Zeitraum von 20 Jahren oder mehr investiert, kann man in solch volatilen Sektoren möglicherweise mehr Risiken eingehen.
Schliesslich sollte man darauf achten, dass das Thema auch zur eigenen Einstellung und Risikobereitschaft passt. Wer eine geringe Risikotoleranz und einen kürzeren Zeithorizont hat, sollte volatilere Sektoren meiden, auch wenn sie noch so verlockend erscheinen. Sinnvoller ist es dann, längerfristige Trends wie Urbanisierung oder erneuerbare Energien zu spielen, die langsam an Dynamik gewinnen.
Die Investition in diversifizierte Themenfonds anstelle von Einzeltiteln ermöglicht es, auf Themen zu setzen und gleichzeitig das Risiko zu streuen und vom Fachwissen und der Erfahrung des Portfoliomanagers zu profitieren. Eines sollte man jedoch nie ausser Acht lassen: Anlagemoden werden immer kommen und gehen, aber ein disziplinierter, langfristiger Ansatz auf der Grundlage solider Forschung und Analyse ist das, was letztlich zählt.
Wenn es um Anlageideen mit Fokus auf Nachhaltigkeit geht, analysiert die LGT relevante ESG-Makrothemen und identifiziert Anlagemöglichkeiten in Bereichen, in denen der Privatsektor eine Schlüsselrolle bei der Lösung nachhaltigkeitsbezogener Herausforderungen spielt. Dabei werden insbesondere Unternehmen berücksichtigt, die einen Beitrag zur Erreichung der 17 von den Vereinten Nationen 2015 definierten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) leisten. Zu den aktuellen thematischen Anlageideen der LGT gehören nachhaltige Ernährungssysteme, Klimaschutz und saubere Energien sowie die Kreislaufwirtschaft.