The Strategist

Der "Anti-Dollar"

In einem Umfeld, in dem die Staatsverschuldung stärker wachsen dürfte als die Wirtschaftsleistung, sind Anlageklassen gefragt, die eine hohe Wertstabilität aufweisen. Gold rückt daher in den Mittelpunkt, denn das Edelmetall lässt sich von Zentralbanken und Regierungen nicht so leicht manipulieren.

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten

Gold-Nuggets
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Spätestens seit der Hängepartie um die Schuldenobergrenze in den Vereinigten Staaten im ersten Halbjahr sowie den enormen Zinszahlungen der US-Regierung zur Bedienung des Schuldenbergs von mittlerweile fast 33 Billionen US-Dollar stellt sich für Investoren die Frage, wie es weiter geht.

Die Nettoneuverschuldung in den USA wird in den kommenden Jahren bei über 5% jährlich liegen und damit das Wirtschaftswachstum übersteigen. Die US-Schuldenquote wird daher weiter steigen. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten von AAA auf AA+ durch die Ratingagentur Fitch ist kurzfristig noch kein Problem. Mittelfristig könnten Anleger jedoch einen höheren Risikoausgleich bzw. eine höhere Verzinsung verlangen.

Ein G7-Phänomen

Nicht nur in den USA beobachten wir einen Anstieg der Staatsschulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (BIP), sondern auch in fast allen anderen G7-Staaten. Die Büchse der Pandora - riesige Defizite aufgrund einer exorbitanten Fiskalpolitik - wurde während der Corona-Pandemie geöffnet und es wird nicht einfach sein, sie wieder zu schliessen. Die Zeiten der Austerität, wie wir sie unter der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy erlebt haben, gehören der Vergangenheit an. Die Maastricht-Kriterien, die für die Euro-Mitgliedsländer definiert wurden, sind nur noch Makulatur. Sie sollten ein Garant für die Stabilität der Eurozone sein und legen untere anderem fest, dass die Verschuldung im Verhältnis zum BIP maximal 60% betragen darf - ein Wert, von dem die beiden wichtigsten Volkswirtschaften der Eurozone, Deutschland und Frankreich, meilenweit entfernt sind.

Gold als Eckpfeiler

In einem Umfeld, in dem die Verschuldung auch in Zukunft stärker wachsen wird als das BIP, sind Anlageklassen gefragt, die eine hohe Wertstabilität aufweisen und nicht beliebig aufgebläht werden können. Gold rückt dabei in den Mittelpunkt, da es weder von Zentralbanken noch von Regierungen einfach manipuliert werden kann. So ist es nicht möglich, über Nacht Gold im Wert von ein oder zwei Billionen US-Dollar zu kreieren, wie es im Fiat-Währungssystem der Fall ist. Das gelbe Edelmetall ist quasi der "Anti-Dollar" und wird langfristig von einem schwächeren Greenback profitieren. Dies spiegelt sich auch in unserer strategischen Vermögensallokation für ein Multi-Asset-Portfolio, in dem wir die Goldquote im Frühjahr verdoppelt haben.

Langfristige Stütze

Studien zeigen, dass die steigende US-Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP den Goldpreis zusätzlich stützt. Der Anstieg der realen US-Renditen entlang der gesamten Zinskurve dürfte bereits in der Vergangenheit liegen, so dass der Gegenwind in den kommenden Monaten wegfällt. Der US-Dollar bleibt kaufkraftbereinigt teuer und wir erwarten mittel- bis langfristig einen schwächeren Greenback. Dies wird auch dem "Anti-Dollar" Auftrieb geben.

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