LGT Private Banking House View

Februar 2025 - das Wichtigste in Kürze

Zu Beginn des Jahres 2025 steht die Weltwirtschaft auf einem relativ soliden Fundament, auch wenn das Wachstum in den einzelnen Regionen weiterhin uneinheitlich ist. Wir erleben eine Wirtschaftslandschaft, die stark von der anhaltenden Inflation und der restriktiven Geldpolitik beeinflusst wird. Die Wiederwahl von Donald Trump birgt sowohl Chancen als auch Risiken: Steuersenkungen könnten die Wirtschaft ankurbeln, während Handelskonflikte die Unsicherheit erhöhen. Die Finanzmärkte spiegeln diese gemischten Aussichten wider: moderate Aktiengewinne, steigende Volatilität und höhere Anleiherenditen deuten auf wachsende Inflationserwartungen und eine vorsichtige Marktstimmung hin.

Datum
Autor
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
Lesezeit
7 Minuten

Bergpfad
© Shutterstock

Während die USA hinsichtlich des erwarteten Wirtschafts- und Gewinnwachstums weiterhin die Nase vorn haben, hat die Dynamik, die den Aktienmarkt zu neuen Höchstständen getrieben hat, in letzter Zeit nachgelassen. Dennoch verzeichneten US-Aktien nach der Wiederwahl Trumps erhebliche Zuflüsse. Diese "Trumphorie", die durch hohe Bewertungen und eine geringe Marktbreite gekennzeichnet ist, kollidiert nun mit strengeren finanziellen Bedingungen, da die Renditen von US-Staatsanleihen deutlich gestiegen sind.

Während die Fundamentaldaten der USA einen gewissen Aufschlag rechtfertigen, stellen die euphorische Stimmung, die strengeren finanziellen Bedingungen und die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der neuen Trump-Regierung unserer Meinung nach einige Risiken dar. Daher haben wir unsere Position in US-Aktien auf "Neutral" herabgestuft. Bei den festverzinslichen Wertpapieren liegen die Renditen inzwischen über der Gewinnrendite des S&P 500, was inmitten der Unsicherheit Stabilität bietet. Der Renditeabschlag zu Unternehmensanleihen bleibt gering, was ihre Attraktivität erhöht. Allerdings halten wir Schwellenländeranleihen aufgrund eines stärkeren US-Dollars, möglicher Handelshemmnisse und schwieriger Bewertungen für unattraktiv.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Start in das Jahr 2025 ein komplexes makroökonomisches Umfeld mit gemischten Signalen von den Finanzmärkten darstellt. Wir raten zu einem vorsichtigen und ausgewogenen Ansatz, bei dem Flexibilität und Risikomanagement angesichts der anhaltenden Unsicherheiten im Vordergrund stehen.

Makroökonomisches Umfeld

Die Weltwirtschaft startet das Jahr 2025 mit soliden, aber regional ungleich verteilten Wachstumsaussichten und bleibt durch Inflation und eine restriktive Geldpolitik geprägt. Die neue Trump-Administration birgt sowohl Chancen wie Steuersenkungen als auch Risiken wie Handelskonflikte, was die Unsicherheit schürt. An den Finanzmärkten zeigt sich ein gemischtes Bild: Moderate Aktiengewinne, steigende Volatilität und höhere Anleihenrenditen deuten auf höhere Inflationserwartungen und eine abwartende Marktstimmung hin.

Anlagestrategie

Das Investmentkommittee von LGT Private Banking Europe beschloss anlässlich der ersten Sitzung im neuen Jahr, die Risikoposition trotz einer konstruktiven mittelfristigen Perspektive, aber kurzzeitig erhöhter Unsicherheiten, zu reduzieren. Wir nehmen Gewinne mit und neutralisieren unsere globale Aktienposition im Portfoliokontext, indem wir sie von zuvor "Übergewicht" auf die strategische Gewichtung reduzieren, da wir US-Aktien von zuvor "Übergewicht" neutralisieren. Obwohl wir nach dem jüngsten Zinsanstieg ein attraktives Renditepotenzial bei globalen Staatsanleihen sehen, haben wir beschlossen, die Erlöse aus Aktien vorübergehend in Cash umzuwandeln und dieses auf "Übergewicht" anzuheben, um in den kommenden ereignisreichen Wochen maximale Flexibilität zu wahren. Wir bleiben insgesamt in Anleihen "Untergewichtet", unter der strategischen Gewichtung, und in alternativen Anlagen "Neutral".

Aktienstrategie

Hinsichtlich erwartetem Wirtschafts- und Gewinnwachstum bleibt die USA unangefochten an der Spitze und lässt in einem Direktvergleich den Rest der Welt erblassen. Trotzdem ist das starke Momentum, welches den US-Aktienmarkt die vergangenen zwei Jahre zu immer neuen Höchstständen getrieben hat, jüngst abgeflaut. Nach der Wiederwahl Donald Trumps verzeichneten US-Aktien hohe Zuflüsse, während die Barbestände internationaler Investorinnen und Investoren auf ungewohnt tiefe Niveaus gefallen sind, was darauf hindeutet, dass diese voll investiert sind. Die Marktreaktion nach den Wahlen - auch "Trumphorie" genannt, bezeichnend für die nahezu euphorische Investorenstimmung - wird aktuell durch eine geringe Marktbreite begleitet und spiegelt sich in hohen Bewertungen. Diese wiederum kommen zunehmend mit den wieder strafferen finanziellen Rahmenbedingungen in Konflikt, nachdem die zehnjährigen US-Staatanleihezinsen zurück in die "Gefahrenzone" zwischen 4.5-5.0% angestiegen sind. Während die Fundamentaldaten der USA beneidenswert erscheinen, was eine gewisse Bewertungsprämie rechtfertigt, bergen die euphorische Stimmung, die verschärften finanziellen Rahmenbedingungen wie auch die Unsicherheiten, die der Regimewechsel im Weissen Haus mit sich bringt, Risiken. Wir ziehen eine ausgewogenere Haltung vor und stufen US-Aktien auf "Neutral" zurück. Alternativ können Investoren und Investorinnen auch Absicherungsinstrumente zur Reduktion ihres Risikoprofils nutzen.

Anleihenstrategie

Nach dem seit September 2024 beobachteten deutlichen Zinsanstieg schätzen wir Staatsanleihen neu wieder als attraktiv ein. Besonders US-Treasuries überzeugen mit Renditen, die deutlich über der Gewinnrendite des S&P 500 liegen, während sie zugleich Stabilität in einem unsicheren Umfeld bieten. Der Renditeabschlag gegenüber Unternehmensanleihen bleibt historisch niedrig, was ihre Attraktivität zusätzlich stärkt. Schwellenländeranleihen bleiben aus unserer Sicht unattraktiv. Die Kombination aus einem erstarkten US-Dollar, möglichen weiteren Handelshemmnissen und einer anspruchsvollen Bewertung dürften weiterhin belasten.

Währungsstrategie

Der US-Dollar hat in den letzten Monaten gut abgeschnitten, aber die Dynamik des Greenback wird voraussichtlich nachlassen und sich sogar umkehren. Die Überbewertung verstärkt die Abwärtsrisiken für die US-Valuta, insbesondere da der Zinssenkungszyklus der Fed (wenn auch durch anhaltende Inflation verlangsamt) im Jahr 2025 fortgesetzt wird. Während die Inflation in den USA weiterhin hartnäckig bleibt, sind viele der positiven Wirtschaftsnachrichten wahrscheinlich bereits im Dollar eingepreist. Unterdessen führen Sorgen hinsichtlich des Doppeldefizits, potenzielle US-Schuldenprobleme und eine damit reduzierte Glaubwürdigkeit sowie das Risiko wirtschaftlicher und politischer Schocks in den USA mittelfristig zu erheblichem Gegenwind für den US-Dollar.

Kontakt aufnehmen