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Anlagestrategien

Die Energie der Zukunft Das Zeitalter der Elektrizität

Die globale Dekarbonisierung bedeutet vor allem: Mehr Elektrifizierung, weniger fossile Brennstoffe. Die Lösung für den steigenden Strombedarf? Energie aus erneuerbaren Quellen. Denn diese sind häufig am effizientesten und kostengünstigsten.

Datum
Autor
Cedric Baur, Equity Analyst, LGT Private Banking
Lesezeit
5 Minuten

Lichtstrahlen, die den Stromfluss symbolisieren, verlaufen durch hohe Metalltürme vor einem Nachthimmel.
Der Ausbau erneuerbarer Energien schafft Anlagechancen in Energieversorgung und Produktion, sagt Cedric Baur, Equity Analyst bei LGT Private Banking. © Shutterstock/peterschreiber.media

Elektrizität wird in Zukunft unsere wichtigste Energiequelle sein. Schon heute spielt die Elektrifizierung eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, den CO2-Ausstoss zu verringern. Alles, was sich elektrifizieren lässt, kann potenziell dekarbonisiert werden - sofern die benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen stammt.

Immer häufigere und heftigere Naturkatastrophen belegen die zerstörerische Wirkung der Erderwärmung und zeigen, wie der Klimawandel die Erde schon heute verändert. Laut Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union, lag die Erdtemperatur im Jahr 2024 bereits um +1.6 °C über dem vorindustriellen Niveau und übertraf damit auch das 2015 im Pariser Klimaabkommen formulierte Ziel von +1.5 °C. Die Vereinten Nationen warnen, dass sich die Erde im laufenden Jahrhundert um +2.6 bis +3.1 °C erwärmen könnte, wenn die Emissionen nicht rascher zurückgehen, als dies bis jetzt der Fall ist.

Dekarbonisierung - nach wie vor ein zentrales globales Ziel

Die Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen trägt weltweit am meisten zu den CO2-Emissionen bei. Betrachtet man einzelne Sektoren, so gehen 26 % aller CO2-Emissionen auf die Stromerzeugung zurück, 15 % auf den Verkehr und 11 % auf die Industrie. Obwohl sich das politische Umfeld in Teilen der Welt verändert hat und sich der Zeitplan und die Dynamik in Richtung Klimaschutz und Erreichung der Netto-Null-Ziele kurzfristig verlangsamen könnten, bleibt die Dekarbonisierung für die nächsten Jahre ein zentrales Ziel.

Zwei Personen stehen an einer Ladestation neben einem Elektrofahrzeug, im Hintergrund Strassenlichter
Je weiter die weltweite Elektrifizierung voranschreitet, desto weniger fossile Brennstoffe werden benötigt - Elektrofahrzeuge nutzen Energie effizienter als Verbrennungsmotoren. © istock/lechatnoir

Der globale Energieverbrauch ist in den letzten zehn Jahren jährlich um rund 1.4 % gestiegen. Es ist aber mit einer Trendwende zu rechnen, und laut der Internationalen Energieagentur (IEA) dürfte sich der Anstieg bis 2050 bei 0.5 % pro Jahr einpendeln. Der Grund für diese Entwicklung liegt darin, dass die Zunahme der weltweiten Elektrifizierung zu einem Rückgang des Energieverbrauchs aus fossilen Brennstoffen führen dürfte. Elektrizität lässt sich aufgrund ihres höheren Umwandlungswirkungsgrads effizienter nutzen als fossile Brennstoffe. So sind beispielsweise Elektromotoren effizienter als Verbrennungsmotoren, bei denen ein Grossteil der Energie in Wärme umgewandelt wird und somit verloren geht. Kurz gesagt: Je weiter die Elektrifizierung voranschreitet, desto weniger Primärenergie ist erforderlich, um die gleiche Nutzleistung zu erzielen. 

Nachhaltigkeit bei der LGT

Zukunftsorientiert denken ist in unserer Unternehmenskultur verankert

Nachhaltig denken, wirtschaften und investieren sind Kernelemente unserer DNA. Unsere Eigentümerin, die Fürstenfamilie von Liechtenstein, hat früh erkannt, wie wichtig Nachhaltigkeit für unsere Umwelt und Gesellschaft - und damit für unsere Zukunft - ist. Als familiengeführte Privatbank fühlen wir uns dem Pariser Klimaabkommen, den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und einem nachhaltigen Finanzsektor verpflichtet.

Zu diesem Zweck müssen Industrie, Verkehr und Gebäude elektrifiziert und die Stromerzeugung auf erneuerbare Quellen umgestellt werden. Elektrizität ist schon heute eine der wichtigsten Energiequellen: Erneuerbare Energien machen bereits 30 % der weltweiten Stromerzeugung aus. Nach Schätzungen der IEA könnte der Anteil der aus erneuerbaren Quellen gewonnenen Elektrizität, je nach Ziel, auf bis zu 90 % gesteigert werden - bis 2050.

Regulierung als Treiber für Investitionen in erneuerbare Energien

Die aktuellen Investitionen in erneuerbare Energien sind zu einem grossen Teil der Regulierung sowie Steuergutschriften zu verdanken. Initiativen wie der Europäische Grüne Deal (EU Green Deal, EGD) und der US-amerikanische Inflation Reduction Act dürften sich auch in Zukunft als wichtige Treiber der Entwicklung und Skalierung von Technologien für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen erweisen. Die politische Lage könnte dies zwar verlangsamen, aber nicht komplett umkehren.

Nahaufnahme einer Windkraftanlage mit einem daran befestigten Gerät und Kabeln; im Hintergrund weitere Windturbinen.
Innovative Energietechnologien, etwa im Bereich Windkraft, treiben die Energiewende voran - unterstützt von Impact Investment-Firmen wie Lightrock, dem Partnerunternehmen der LGT. © Aerones

Denn die Technologien - vor allem On- und Offshore-Windkraftanlagen sowie Solaranlagen - sind auch ohne Subventionen sehr häufig die attraktivste Lösung für die Deckung der Stromnachfrage oder den Ersatz älterer Kraftwerke, die fossile Brennstoffe nutzen. Global gesehen sind Windkraftanlagen auf dem Festland - sogenannte Onshore-Windkraftanlagen - die kostengünstigste Alternative, dicht gefolgt von Solarenergieanlagen. Elektrizität aus Kohlekraftwerken ist hingegen um durchschnittlich 76 % teurer als Solarstrom und um 95 % teurer als Strom aus Onshore-Windkraftanlagen.

LGT Netto-null-Ziel 2030

Als LGT wollen wir einen aktiven Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO (SDGs) leisten. Im Fokus steht dabei unter anderem die Bekämpfung des Klimawandels. Dazu müssen die Nettoemissionen auf null sinken. Wir unterstützen dieses Ziel aktiv in all unseren Geschäftsbereichen - auf der Investmentseite, genauso wie in der Beratung unserer Kundinnen und Kunden sowie im Betrieb.

Hier finden Sie weitere Informationen.

Auch andere Technologien tragen zur Attraktivität der erneuerbaren Energiequellen Sonne und Wind bei, insbesondere Batteriespeicher, deren Kosten ebenfalls deutlich gesunken sind. Batteriespeicher zählen dabei zu den massgeblichen Instrumenten, um die schwankende Ausbeute aus den erneuerbaren Energiequellen zu steuern. Leider sind weder wasserstoffbasierte Lösungen zur Stromerzeugung noch Kernkraftwerke derzeit wettbewerbsfähig (siehe Infobox unten). 

Chancen bei Versorgungsunternehmen und Technologieanbietern

Ein Mann in Anzug und Krawatte lächelt in die Kamera.
Cedric Baur, Aktienanalyst bei LGT Private Banking

Es ist zu erwarten, dass sich die weltweite Kapazität der Solar- und Windkraftanlagen bis 2050 von heute 2700 GW auf 15'400 GW  nahezu versechsfacht und somit einen grösseren Stellenwert bei der Stromerzeugung erhält. Nach wie vor sind Solaranlagen die am schnellsten verfügbare Technologie; sie dürften auch am häufigsten eingesetzt werden. In den USA rechnet man mit einer Vervierfachung der Solarkapazität bis zum Jahr 2050 und mit einer Verdreifachung der Windenergieleistung. In Europa ist das Bild ähnlich, wobei sich die Kapazität der Windkraftanlagen bis 2050 wohl nur verdoppelt.

Dieser Übergang zu erneuerbaren Energiequellen dürfte einer wachsenden Anzahl Unternehmen in den USA und in Europa zugutekommen. Somit bieten sich Anlegerinnen und Anlegern interessante Chancen für Vermögensanlagen in den Bereichen Energieversorgung und Produktion von Wind- und Solaranlagen.

Warum Kernenergie nicht die Lösung ist

Es stimmt, dass Kernkraftwerke kein CO2 ausstossen. Weshalb spielen sie dann keine grössere Rolle, wenn es um die Dekarbonisierung geht? Kurz gesagt: Kernenergie ist teuer, hat lange Bauzeiten und ist gegebenenfalls mit hohen Risiken behaftet. Zudem ist die Entsorgung der radioaktiven Abfälle häufig nicht geregelt.

Schätzungen der IEA zufolge werden derzeit 10 Prozent des weltweiten Elektrizitätsbedarfs durch die Kernenergie gedeckt. In Zukunft dürfte es nicht viel mehr sein, da zahlreiche aktuell in Betrieb stehende Kraftwerke vom Netz genommen werden und die Nachfrage häufig aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt wird, auch wenn in China neue Kernkraftwerke ans Netz gehen sollen. Laut IEA könnte sich die Kapazität der Kernkraftwerke von heute 400 Gigawatt bis zum Jahr 2050 verdoppeln.

Kernkraft hat allerdings signifikante Nachteile. Sie gehört zu den teuersten Formen der Elektrizitätserzeugung, wie unter anderem das Kraftwerk Flamanville 3 in Frankreich belegt: Mit EUR 13.2 Milliarden kam es viermal teurer zu stehen als geplant; seine Inbetriebnahme verzögerte sich gegenüber dem Plan um ganze 12 Jahre.

Kernkraft könnte zwar einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Stromerzeugung leisten; für die Umsetzung der globalen Dekarbonisierungsziele kommt sie allerdings viel zu spät. Zudem ist diese Technologie mit Risiken verbunden, für die letztendlich der Staat und somit die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aufkommen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Kernkraftwerke nur dann profitabel sind, wenn sie während ihrer gesamten Betriebsdauer voll ausgelastet werden. Dies verträgt sich jedoch nicht mit der aktuellen Transformation des Energiesystems und passt nicht zu kostengünstigen erneuerbaren Energiequellen. Nuklearunfälle, militärische Konflikte und Terroranschläge erhöhen die Risiken zusätzlich und sprechen nicht für eine nachhaltige Zukunftstechnologie.

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