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Market View & Insights
Der Euro hat einen schwierigen Sommer hinter sich, aber der Pessimismus in Bezug auf seine künftige Entwicklung ist vielleicht übertrieben, und es gibt gute Gründe, auf eine Kurserholung zu hoffen.
Eine schwache Konjunktur im Euroraum, die Hauptursache für die Schwierigkeiten der Gemeinschaftswährung, sei im EUR/USD-Wechselkurs bereits eingepreist, meint Sebastian Petric, Senior Investment Strategist/Fixed Income and FX bei LGT Private Banking. "Die Frage ist jetzt: Wie geht es weiter?"
Da die Inflation derzeit eher unter Kontrolle zu sein scheint, die wirtschaftliche Dynamik in den USA nachlassen dürfte und der lange Zeit bestehende Realzinsvorteil der USA schwinden dürfte, rechnet Petric mit einem Stimmungsumschwung an den Märkten, und die Erholung des Euro, die sich 2024 zeigen sollte, ist bereits spürbar.
Natürlich hat die schwache Konjunkturentwicklung, die 2023 im Euroraum zu beobachten war, Anlegerinnen und Anlegern mit Euro-Kapital viel Grund zur Sorge bereitet.
Diese Modelle deuten darauf hin, dass der Euro "über einen längeren Zeitraum" einen Aufwärtstrend gegenüber dem US-Dollar verzeichnen dürfte.
Das verarbeitende Gewerbe in den 20 Ländern der Eurozone ist weiter auf Talfahrt und verzeichnete im November den sechzehnten Monat in Folge einen Rückgang. In Deutschland, der grössten Volkswirtschaft Europas, ist der Erzeugerpreisindex (eine Kennzahl für die Veränderung der Preise, die inländische Erzeugerinnen und Erzeuger für ihre Waren und Dienstleistungen erhalten) im vierten Monat in Folge gesunken und fiel im Jahresvergleich um elf Prozent, was primär auf die Entwicklung der Energie- und Metallpreise zurückzuführen ist. Die deutsche Arbeitslosenquote erreichte im November mit 5,8 Prozent den höchsten Stand seit zwei Jahren.
Weil der Wachstumsmotor Europas stottert, ist es kein Wunder, dass die Europäische Zentralbank für 2023 im Euroraum lediglich mit einem Wachstum von 0,6 Prozent rechnet. Und auch dass der Euro Anfang Oktober gegenüber dem US-Dollar (mit USD 1.0478) auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2022 gefallen ist, verwundert nicht.
Trotzdem, so Petric, würden die Anlegerinnen und Anleger "die Zukunftsaussichten der Eurozone womöglich zu pessimistisch" beurteilen - und damit auch die Entwicklung des Euros. Ein weiteres Problem besteht offensichtlich darin, dass die Anlegergemeinde "die aktuelle Stärke der US-Wirtschaft in die Zukunft extrapoliere". Das sei eine Fehleinschätzung.
Bis vor kurzem, etwa bis zum Herbst dieses Jahres, hatte der US-Dollar eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gezeigt, dank der Stärke der US-Wirtschaft im Vergleich zur Eurozone nach der Pandemie, der sich ausweitenden Kluft bei den Realzinsen zwischen den USA und anderen wichtigen Regionen und der wachsenden Zweifel an den wirtschaftlichen Aussichten Chinas.
Einiges deutet darauf hin, dass der Euro einen Aufwärtstrend gegenüber dem US-Dollar verzeichnen dürfte.
Mit dem Nachlassen der Inflation und dem Übergang von den Zinserhöhungen der US-Notenbank zu möglichen Zinssenkungen im Jahr 2024 dürfte der renditegetriebene Aufwärtstrend, von dem die US-Währung lange profitiert hat, der Vergangenheit angehören. Dies gibt den jüngsten Kursgewinnen des Euro weiteren Auftrieb.
In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass der Dollar-Index angesichts des vorherrschenden "Zinshöchststand-Narrativs" und beginnender Spekulationen über den Zeitpunkt einer ersten möglichen Fed-Zinssenkung Ende November nachgegeben hat - und der Euro bei etwa USD 1.095 ein Mehrmonatshoch gegenüber dem Greenback erreichte.
Die grosse Frage ist natürlich, wie nachhaltig die Erholung des Euro sein wird. Petric hält eine nachhaltige Erholung trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche in der Eurozone für wahrscheinlich.
"Bei unseren langfristigen Prognosen berücksichtigen wir verschiedene Faktoren, darunter Modelle, die auf einem quantitativen Ansatz beruhen", so der Anlageexperte. Diese Modelle deuten darauf hin, dass der Euro "über einen längeren Zeitraum" einen Aufwärtstrend gegenüber dem US-Dollar verzeichnen dürfte. Konzepte wie die Kaufkraftparität (welche die absolute Kaufkraft verschiedener Währungen unter Bereinigung der Preis-/Inflationsunterschiede im Zeitverlauf misst) bekräftigen diese Sichtweise.
Dennoch ist die Vorhersage von Währungsbewegungen eine hohe Kunst, die eine komplexe Mischung aus Finanz-, Wirtschafts- und technischer Analyse erfordert, um ein umfassendes Verständnis des gesamten Devisenmarktes zu erlangen, noch bevor die spezifischen Eigenschaften einzelner Währungen bewertet werden, wie Petric betont. Heutzutage spielen auch geopolitische Faktoren eine sehr wichtige Rolle, und die Marktstimmung kann sich schnell ändern. "Alles ist relativ", sagt Petric vor allem in Bezug auf den Euro, der schliesslich das Produkt einer politischen und wirtschaftlichen Union ist, die noch im Entstehen begriffen ist.
Trotz struktureller Probleme wie dem anhaltenden Leistungsbilanzdefizit der USA und dem hohen Haushaltsdefizit im Verhältnis zum BIP, die theoretisch für eine längerfristige Abwertung der US-Währung sprechen, scheint die Dominanz des Dollars bei den weltweiten Reserven gesichert. Berichte über seinen Niedergang als globale Reservewährung sind laut Petric "stark übertrieben".
Auch der jüngste Rückgang der US-Dollar-Bestände bei verschiedenen Zentralbanken, über den der Internationale Währungsfonds (IWF) im Sommer berichtet hatte, war in erster Linie auf Bewertungsänderungen infolge der US-Geldpolitik zurückzuführen. Die grossen Zentralbanken haben in letzter Zeit ihre US-Dollar-Reserven nicht wesentlich angepasst.
Trotzdem hält es Petric für möglich, dass der Euro den US-Dollar als Leitwährung herausfordern könnte, insbesondere bei der Allokation durch die Zentralbanken. Dass die Währungsunion der Eurozone noch nicht vollendet sei, schränke jedoch das Potenzial des Euros als vollwertige Alternative zum US-Dollar ein. Auch die sonstige Datenlage - etwa bezüglich der Anleihenmärkte und Devisenumsätze - spreche nicht für eine tiefgreifende "Entdollarisierung".
"Sehr wichtig ist auch, die solide Stellung des US-Dollars weltweit über seinen Status als Reservewährung hinaus zu berücksichtigen", so Petric. "Der Greenback ist und bleibt die Hauptrechnungswährung im Welthandel. Rund 60 Prozent der Handelsgeschäfte in den verschiedenen Regionen werden in US-Dollar abgewickelt."
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der US-Dollar dank tiefer und liquider Kapitalmärkte sowie stabiler und gut entwickelter Institutionen die führende Währung bei der Zuteilung von Währungsreserven durch die Zentralbanken bleibt und diese Vormachtstellung auch in absehbarer Zukunft behalten dürfte. Die gebeutelte europäische Gemeinschaftswährung scheint zwar endlich vor einer nachhaltigen Erholung zu stehen, doch ist es nach wie vor unwahrscheinlich, dass sie den Greenback in absehbarer Zeit verdrängen wird.
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