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Anlagestrategien

Vier Aktienstrategien gegen Inflationsverluste

Die Inflation dürfte in absehbarer Zeit nicht verschwinden - ist dies für Anleger zwangsläufig eine schlechte Nachricht?

Datum
Autor
Tobias Aellig, Senior Equity Analyst, LGT Private Banking
Lesezeit
4 Minuten

Inflations-resistente Anlagen

Das letzte Jahr hat gezeigt, wie stark Inflation unsere Kaufkraft und unsere Ersparnisse beeinträchtigt. Zum Glück kann man aber mit wenigen einfachen Aktienstrategien inflationsbedingte Verwerfungen leichter überstehen und möglicherweise sogar von den höheren Preisen profitieren.

Wie lange wird uns die Inflation noch beschäftigen?

Whole Foods Supermarkt in New York: Hat die US-Inflation ihren Höhepunkt erreicht?
Whole Foods Supermarkt in New York: Hat die US-Inflation ihren Höhepunkt erreicht? © Keystone / Newscom / Richard B. Levine

Im letzten Sommer hatte die Inflation in den USA wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht. Inzwischen ist sie zwar rückläufig, dennoch ist das Zwei-Prozent-Teuerungsziel der grossen Zentralbanken der Welt noch längst nicht erreicht. In der Eurozone liegt die Inflation nach wie vor bei über neun Prozent. Trotz der ergriffenen Massnahmen zur Inflationsbekämpfung zögern die meisten Ökonomen, bereits den Sieg auszurufen. Zahlreiche Gründe sprechen dafür, dass die Teuerung noch einige Zeit über den Zielvorgaben liegen könnte:

  1. Der Krieg in der Ukraine hat im vergangenen Jahr die Rohstoff- und Energiepreise in die Höhe getrieben. Viele Branchen stehen vor einem umfassenden, langwierigen Umbau, um Rohstoffe aus der Ukraine und aus Russland langfristig zuverlässig zu ersetzen.
  2. China hat kürzlich seine strikten Coronamassnahmen gelockert. Mit der Wiedereröffnung steigen jedoch auch die Infektionszahlen in der zweitgrössten Volkswirtschaft wieder an. Die hohen Infektionszahlen und die Unberechenbarkeit der chinesischen Politik stellen nach wie vor ein Risiko für die Lieferketten und damit auch für die Preisstabilität dar.
  3. Aufgrund der zunehmenden Abkehr von der Globalisierung dürften die Preise weiter steigen, da diese Trendwende den Westen zunehmend von den Niedriglohnmärkten abschneidet. Die Verwerfungen der Lieferketten veranlassen viele Unternehmen, ihre Produktion wieder näher bei den Konsumenten anzusiedeln, wo die Löhne oftmals höher sind.
  4. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor angespannt. Die Arbeitnehmer werden versuchen, höhere Löhne auszuhandeln, um den Kaufkraftverlust auszugleichen.  Damit dürfte der Ausgabenspielraum der Konsumenten steigen. Es besteht jedoch die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale, wenn Arbeitnehmer in Erwartung einer anhaltend hohen Inflation auf Lohnsteigerungen drängen und diese Mehrkosten die Unternehmen wiederum zu weiteren Preissteigerungen bewegen.

Brot Preisschild
Mit Brot vom Vortag: Inflationsbrot in einer deutschen Bäckerei. © Keystone / dpa / Sebastian Gollnow

Inflation und Mehraufwand stellen in der Regel eine Bedrohung für die Gewinnmargen der Unternehmen dar. Wie können sich die Anleger vor den Auswirkungen eines solchen Margenschwunds schützen? Eine Möglichkeit besteht darin, sich auf Titel von Unternehmen zu konzentrieren, die gut aufgestellt sind, um Kostensteigerungen abzufedern. Im Folgenden werden einige Absicherungsstrategien für Ihr Portfolio beschrieben:

Fokus auf Unternehmen mit niedrigen Lohnkosten

In Ländern wie den USA hat sich der Arbeitsmarkt als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet, was die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer potenziell stärkt. Für viele Unternehmen sind die Löhne ein wesentlicher Kostenfaktor, der sich unmittelbar auf ihre Profitabilität auswirkt. Anleger sollten daher solche Unternehmen meiden, insbesondere aus personalintensiven Branchen wie das Hotel- und Gastgewerbe, den Detailhandel sowie Logistikunternehmen.

Ford Fliessband
Widerstandsfähiger als erwartet: US-Arbeitsmarkt. © Peter Yates / REA / laif

Marktinformationen unserer Research-Experten

So sehen wir die Märkte

Die LGT Experten analysieren laufend die globale Markt- und Wirtschaftsentwicklung. Mit unseren Research-Publikationen zu den internationalen Finanzmärkten, Branchen und Unternehmen treffen Sie fundierte Anlageentscheide.

Unternehmen mit kaufkräftiger Kundschaft als Inflationsschutz

Das Waren- und Dienstleistungsangebot eines Unternehmens bestimmt massgeblich darüber, wieweit es Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben kann. Unternehmen mit einer eher wohlhabenden Zielgruppe können steigende Kosten in der Regel besser durch Preiserhöhungen wettmachen. Diese Anbieter verfügen über eine starke Preissetzungsmacht, sodass höhere Preise die Nachfrage nach ihren Produkten kaum beeinflussen.

Bei kaufkräftigen Kunden machen die Ausgaben für die inzwischen wesentlich teureren Alltagsgüter nur einen kleinen Teil des verfügbaren Einkommens aus. Höhere Lebenshaltungskosten haben daher kaum Auswirkungen auf ihre Kaufkraft. Die Luxusgüterindustrie ist ein gutes Beispiel hierfür: Die Exklusivität der Produkte und der Bekanntheitsgrad der Kultmarken erleichtern Preiserhöhungen wesentlich. Die Lockerungen der Pandemiemassnahmen in China - dem wichtigsten Markt für Luxusgüter - dürften der Luxusgüterbranche zusätzlich zugutekommen.

Tiffany & CO.
Kaufkräftige Kundschaft: Tiffany & Co. in New Yorks Fifth Avenue © Andrew Kelly / Polaris / laif

Fokus auf Sektoren, die von steigenden Zinsen profitieren

Das Bankgeschäft gilt als personalintensiv; ein überragendes Kostenmanagement oder eine starke Preissetzungsmacht gelten nicht als Stärken der Branche. In der Vergangenheit war dieser Sektor in rezessiven Phasen bei Anlegern nicht besonders populär. Derzeit allerdings sprechen die geldpolitischen Massnahmen zur Inflationsbekämpfung in Form von Zinssteigerungen für den Bankensektor.

Der Grund: Das Bankgeschäft basiert in der Regel auf der Differenz zwischen den erhaltenen Zinsen für Kredite und Hypotheken, und den Zinsen, die sie an Kunden für ihre Einlagen zahlen. Da die Zinssätze nach jahrelangen Null- oder Negativzinsen ansteigen, haben die Banken wieder mehr Spielraum, um mit dieser Zinsmarge Erträge zu erwirtschaften.

Lego Geschäft
Shopping-Szene vor dem Lego Store in New York: Aufgrund der zunehmenden Abkehr von der Globalisierung dürften die Preise weiter steigen. © Keystone / Newscom / Richard B. Levine

Besonders zinsempfindliche Banken dürften somit höhere Erträge erzielen, die ihre gestiegenen Lohnkosten und Rückstellungen für den Fall eines Zahlungsausfalls ausgleichen können. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies, dass sie mit Banktiteln eine attraktive Absicherung gegen die Inflation erwerben.

Höhere Energiepreise als Anlagechance

Die Energiepreise zählen zu den zentralen Inflationstreibern. Für die meisten Unternehmen führen sie zu höheren Treibstoff-, Heizungs- und Prozesskosten bei energieaufwändigen Industrieprozessen.

Für Unternehmen, die Energie (auch aus nachhaltigen Quellen) verkaufen, führt der Preisanstieg zu höheren Einnahmen. Im Jahr 2022 zogen die Energiepreise kräftig an, insbesondere in Europa, da der Krieg in der Ukraine die Versorgung beeinträchtigte. Konsumenten und Unternehmen hatten gleichermassen unter dem Kostenanstieg zu leiden, den Energieunternehmen erging es dagegen sehr gut: Die Performance der Branche lag deutlich über derjenigen der meisten anderen Anlagen.

Selbst wenn einiges für Anlagen im Energiesektor spricht, müssen Anleger durchaus mit hochvolatilen Energiepreisen rechnen und sollten bereit sein, grössere Kursschwankungen in Kauf zu nehmen.

Es ist noch nicht zu spät

Umfangreiche liquide Mittel können sich in hochinflationären Zeiten als teure Anlage entpuppen. Mit einer passenden Aktienstrategie können Sie jedoch das Inflationsrisiko in Ihrem Portfolio verringern und eventuell sogar von der Teuerung profitieren.

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