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Market View & Insights
Azeem Azhar, erklärt, warum der digitale Wandel nur Anfang tiefgreifender wirtschaftlicher Veränderungen war - und wo die grössten Chancen für die Zukunft liegen.
Mit seinem Exponential View-Newsletter erreicht der britische Autor, Analyst und Zukunftsforscher Azeem Azhar mehr als 200 000 Abonnenten weltweit. Woche für Woche analysiert der studierte Ökonom Zukunftstrends und beschreibt die jüngsten Entwicklungen auf verschiedenen Gebieten von Wissenschaft und Wirtschaft. In seinem Buch Exponential, im Herbst 2021 erschienen, fasst Azhar seine Einblicke zusammen. Für einen Podcast der Harvard Business Review spricht Azhar regelmässig mit Gründern, Investoren und Wissenschaftlern über Themen wie Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und Arbeit der Zukunft. Azhar lebt mit seiner Frau und drei Kindern in London. Karsten Lemm hat mit ihm für MAG/NET gesprochen.
In Ihrem Buch "Exponential" beschreiben Sie den Beginn eines neuen Zeitalters, das geprägt ist von exponentiellen wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen. Was bedeutet das konkret?
Produkte werden bei gleichbleibenden Kosten besser und besser, und diese Entwicklung beschleunigt sich noch. Es wird also immer billiger bessere Produkte herzustellen. Das geschieht, weil wir weniger Materialien verwenden und bei jeder Weiterentwicklung auf Miniaturisierung und Modularisierung setzen. Im Kern bedeutet das, wir optimieren durch Lernen.
Haben wir das nicht immer schon getan?
Durchaus. Aber es macht einen grossen Unterschied, dass wir heute über globale Wissensnetze verfügen, die es vor 30 Jahren noch nicht gab. Wenn am Dienstag in Shanghai eine neue Idee in einem Produkt auftaucht, hat am Donnerstag jemand darüber geschrieben, und jemand in Sevilla oder San Francisco erfährt davon. In der folgenden Woche wird diese Idee schon in das eigene System übernommen. Dieser Prozess beschleunigt sich sehr, sehr schnell. Und er überträgt sich auch auf physische Produkte, da wir in der Lage sind, Bauteile aus aller Welt zu beziehen und unsere Anforderungen ebenso schnell an die Hersteller weiterzugeben. Das Internet und unsere globalisierte Wirtschaft haben also entscheidend zu dieser Beschleunigung beigetragen.
Wo erwarten Sie die grössten Auswirkungen dieses Trends?
Wir haben es mit einer grundlegenden Neuausrichtung der Wirtschaft zu tun. Deshalb ist es sehr schwer, bestimmte Branchen herauszugreifen. Überall sind die potenziellen Auswirkungen enorm. Aber wenn wir darauf schauen, wo sich die grössten Chancen ergeben, ist ein entscheidender Aspekt sicher die Tatsache, dass wir in Zukunft zunehmend klimafreundliche Industrieprozesse benötigen. Ein weiterer Sektor mit enormem Potenzial ist die synthetische Biologie. Dort führen neue Ansätze wie Gen-Analyse, die künstliche Herstellung von Proteinen oder Zell-Engineering weit besserer zum Ziel als früher.
Zu welchem Zweck?
Ein Resultat könnten bessere Medikamente sein, was natürlich eine riesige Chance bedeutet, denn erfolgreiche Arzneien können ein Milliardengeschäft sein. Auch in der Lebensmittelherstellung und bei Industrieprodukten gibt es vielversprechende Ansätze. Wir wissen zum Beispiel, dass die Natur Materialien hervorbringt, auf denen man gut sitzen kann, denn viele von uns nutzen Holzstühle. Das Versprechen der synthetischen Biologie besteht darin, Materialien zu erzeugen, die noch besser sind als Holz, ohne dass wir dafür Wälder roden müssen. Das Potenzial ist enorm, und wenn ich meine ganze Aufmerksamkeit nur einem einzigen Sektor widmen müsste, dann würde ich mich auf diese Schnittstelle zur Biologie konzentrieren, weil ich glaube, dass dieser Bereich die grössten Chancen für wirklich radikale Veränderungen bietet.
Das Schweizer Start-up Climeworks filtert Kohlendioxid aus der Luft und verwandelt dies in Stein.
Wir gross sind die Marktchancen, über die wir dabei sprechen?
Für den Zeitrahmen 2030 bis 2040 schätzt die Unternehmensberatung McKinsey, dass der weltweite Markt für Produkte, die auf Basis synthetischer Biologie hergestellt werden, bei etwa vier Billionen US-Dollar im Jahr liegen könnte. Da geht es um Gesundheit, Nahrungsmittel, neuartige Materialien, ja sogar Mikroben, die Abfall beseitigen, oder Systeme, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Es wird sicher Zeit brauchen, solche Anwendungen zu skalieren - aber ich vermute, am Ende sprechen wir von einem Markt, der weit grösser ist als vier Billionen Dollar, denn allein bei Nahrungsmitteln geht es bereits um etwa acht Billionen Dollar im Jahr weltweit.
Warum erwarten Sie so tiefgreifende Umwälzungen besonders im Nahrungsmittel-Sektor?
Synthetische Biologie läuft im Prinzip darauf hinaus, dass wir sagen können: "Wir haben jetzt viel bessere Möglichkeiten, als Kühe zu züchten, um die Proteine zu produzieren, die wir uns wünschen und auch brauchen." Denn wir wissen, wie die Proteine beschaffen sind und mit welchen Methoden die Natur sie erzeugt. Also können wir den Prozess im Labor nachahmen, können die Proteine nach Wunsch gestalten, brauen und in Gärbehältern - so genannten Bioreaktoren - herstellen. Ganz ähnlich, wie ein Braumeister Hefe einsetzt, um Bier zu brauen, oder wie wir jetzt schon Tofu und andere Proteine auf Basis von Pilzsporen herstellen.
"Steak und Bier" klingt allerdings wesentlich appetitlicher…
Das Entscheidende ist, dass wir genau die gleiche Art von Fleisch erzeugen, die Menschen sich wünschen, mit demselben Nährwertgehalt. Bisher erzeugen wir dieses tierische Protein, indem wir massenhaft brasilianische Regenwälder roden, um Kühe - Lebewesen, die ein Bewusstsein haben - Gras fressen zu lassen, das wir auch noch bewässern müssen. Schon das ist sehr, sehr ineffizient. Und dann warten wir darauf, dass die Kühe ebenfalls sehr ineffizient das Gras in Fett verwandeln, in Kohlehydrate und Proteine. Die Kühe stossen dabei das Treibhausgas Methan aus, das sich in der Atmosphäre anreichert, und schliesslich kommt der Punkt, an dem wir die Tiere töten. All das verschwendet unglaublich viel an Ressourcen und bedeutet obendrein oft noch viel Leid für die Tiere.
Laborfleisch scheint allerdings nicht Ihrer Theorie des exponentiellen Fortschritts zu folgen. Geschrieben wird darüber seit Jahren, gegessen hat es noch kaum jemand.
Wir können bereits Fleisch von hervorragender Qualität im Labor produzieren. Allerdings sind die Mengen noch sehr begrenzt, und die grosse Frage lautet: Wann wird das Fleisch billig genug für den Supermarkt? Im Augenblick ist die Herstellung noch so teuer, dass selbst ein Kostenrückgang von 30 bis 40 Prozent im Jahr nicht genügt. Wir sind weiterhin mehrere Jahre davon entfernt, mit der industriellen Fleischproduktion mithalten zu können. Aber ich habe keinen Zweifel, dass wir das Ziel erreichen. Allerhöchstens in zehn Jahren, aber es könnte auch viel, viel schneller gehen.
Der Fleischkonsum hat direkte Auswirkungen auf den Klimawandel. Eigentlich müssten wir uns einschränken - doch kaum jemand ändert sein Verhalten.
Für mich gibt es keinen Zweifel, dass der Kampf gegen die Folgen des Klimawandels einen enormen Innovationsschub bringen wird, und zwar gleich aus mehreren Gründen. Zum einen wird der CO2-Ausstoss einen Preis bekommen. Damit steigt die Notwendigkeit für Technologien, die bereits entwichenes Kohlendioxid der Atmosphäre wieder entziehen. Hinzu kommt die steigende Nachfrage nach Lösungen, die es uns erlauben, Klimarisiken besser einzuschätzen und mit extremen Wetter-Ereignissen umzugehen. All das hat den Effekt, dass der Klimawandel zu einem Magneten für Innovationstreiber wird.
Wie gelingt es uns, auf gesellschaftlicher Ebene die Kluft zu überbrücken: zwischen dem, was wir zu tun bereit sind - und dem, was wir eigentlich tun müssten?
Wir sollten uns auf die Zukunftschancen konzentrieren. Es muss nicht viele schmerzhafte Kompromisse geben. Jeder, der schon einmal am Steuer eines E-Autos gesessen hat, wird Ihnen sagen, dass es sich besser fährt als ein Auto mit Ottomotor. Deshalb sind die Zufriedenheitswerte bei E-Auto-Besitzern auch deutlich höher. Und jeder, der schon einmal über einen Strand gegangen ist, der nicht verdreckt war, wird Ihnen erzählen, dass es viel schöner ist, als wenn überall Plastikmüll herumliegt.
Geht es im Grunde also darum, die Botschaft richtig zu verpacken?
Das Schöne am Thema Nachhaltigkeit ist, dass wir über lauter positive Effekte reden, die sich zu einem "Und, und, und" zusammenfügen: Wir reden über Produkte, die besser werden und zugleich billiger - und die auch noch mehr leisten, während sie zugleich der Umwelt weniger schaden. Dafür braucht es sicherlich einen tiefgreifenden Systemwandel, bei dem es viele Hürden zu nehmen gilt. Aber der Antrieb ist die Aussicht darauf, dass die Belohnung alle Mühen wert sein wird. Und damit werden wir auch mehr und mehr Menschen überzeugen können.
Wie vermitteln wir diese Botschaft Menschen in aller Welt, damit sie tatsächlich Wirkung zeigt?
Die Weichen werden an den Kapital- und Finanzmärkten gestellt. Schon heute liegen die Kapitalbeschaffungskosten um mehrere Prozentpunkte niedriger, wenn es um die Finanzierung erneuerbarer Energien geht, im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk. Und das Kohlekraftwerk hat auch noch eine kürzere Laufzeit. Also müssen Investoren zu höheren Zinsen Kapital aufnehmen und dann versuchen, schneller ihr Geld wieder einzuspielen - was die Stromkosten von Kohlekraftwerken verteuert. Zu Ende gedacht, geht es dabei nicht um Politik, sondern jeder Manager, der die Interessen von Anteilseignern respektiert, wird sagen: "Dies ist der einzig richtige Weg."
Climate Tech und Dekarbonisierung werden wieder interessant für Investoren. Droht eine Blase wie in den 2000ern?
Was raten Sie Investoren?
Das Beste, was sie tun können, ist, vorausschauend zu handeln und aktiv auf die Veränderungen einzugehen. Stellen Sie sich vor, dass Sie Snowboard fahren. Das geht nicht mit steifen Knien und Gelenken. Was Sie brauchen, sind Beweglichkeit und der Blick nach vorn: Sie halten den Körper steif, aber bleiben weich in den Knien, um Schläge abzufedern und die Buckel auf der Piste gut zu nehmen. Ganz ähnlich kann man ein Investment-Portfolio gleichermassen flexibel und widerstandsfähig machen.
Wagniskapital ist eine Anlageform, der viele nicht genug Beachtung schenken.
Welche Strategie bietet sich dafür an?
Es lohnt sicher, darauf aufmerksam zu machen, dass Wagniskapital eine Anlageform ist, der viele nicht genug Beachtung schenken. Derzeit macht es weniger als 0.5 Prozent aller weltweit verwalteten Vermögen aus, obwohl dieser Sektor in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen ist. Dennoch: Wenn Sie schauen, welche Stiftungen in den USA mit ihren Anlagestrategien am erfolgreichsten sind, dann werden Sie feststellen, dass etwa 15 Prozent ihres Kapitals in Risikoinvestments fliessen. Jeder Portfoliomanager sollte sich also fragen: "Was wissen die Besten der Besten, das uns bisher entgangen ist?"
Viele erachten Wagniskapital als riskante Anlageform.
Wenn Sie direkt investieren, stimmt das sicherlich. Anders sieht es bei Fonds aus: Nach Angaben von Cambridge Associates haben Risikokapitalfonds in den vergangenen 25 Jahren einen internen Zinsfuss von 54 Prozent im Jahr erzielt, während der NASDAQ elf Prozent abwarf. Es gibt also deutliche Hinweise darauf, dass sich die Rendite eines Portfolios verbessern lässt, wenn man Wagniskapital mit einbezieht.
Seit über 20 Jahren verwaltet die LGT die Fürstliche Strategie. Alternative Anlagen machen einen überdurchschnittlich hohen Anteil der Strategie aus - dieser Fokus macht sie zu einem der weltweit wenigen für Privatanleger zugänglichen Anlagekonzepte mit einer Kombination aus traditionellen und alternativen Investments.
Welche Rolle spielt Risikokapital beim Thema Innovation?
Wenn wir der These folgen, dass wir im Zeitalter exponentieller Entwicklungen leben, in dem Innovation pausenlos den Wandel vorantreibt, dann ist Wagniskapital der Motor dafür. Viele der grössten Unternehmen von heute basieren auf universell einsetzbaren Technologien der 1890er Jahre: das Automobil, die Elektrizität, das Telefon. Für Investoren ergibt sich, so denke ich, daraus die Schlussfolgerung: "Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Gewinner für das kommende Jahrhundert, oder zumindest für die mehrere Generationen, geboren werden." Und diese Gewinner werden auf der Basis radikal neuer, universell einsetzbarer Technologien entstehen. Solche Unternehmen erhalten ihr Kapital nicht an der Börse, sondern von Risiko-Investoren. Und wenn Sie an dieser Wertschöpfung für das nächste Jahrhundert teilhaben wollen, müssen Sie früh einsteigen. Das verlangt, dass Sie finanzielle Mittel auch für Firmen im Anfangsstadium bereitstellen müssen.
Was bedeutet es für die Wirtschaft, wenn bahnbrechend neue Technologien wie 3D-Druck allgemein verfügbar werden?
3D-Druck hat sehr lange ein Nischendasein gefristet. Im Augenblick wird diese Art, Produkte ohne Materialverluste "additiv" herzustellen, zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt oder bei medizinischen Implantaten eingesetzt, wenn es darum geht, einige wenige Exemplare nach sehr speziellen Vorgaben zu produzieren. Aber auch da sehen wir, wie die Kurve steil ansteigt, mit Verbesserungen im Preis-Leistungsverhältnis von etwa 30 Prozent im Jahr. Eines Tages könnte 3D-Druck die lokale Fertigung wichtiger Bauteile jeder Art von Produkten ermöglichen.
Welche Konsequenzen hätte das?
Wir haben in den vergangenen drei, vier Jahren bereits grosse Veränderungen bei Investitionen in lokale Produktion gesehen, vorangetrieben durch Fragen der technologischen Souveränität und auch der wirtschaftlichen und nationalen Sicherheit. Eine Technologie wie der 3D-Druck kann die Notwendigkeit verringern, fertige Waren anderswo zu produzieren, denn 3D-Drucker können Bauteile nach sehr präzisen Vorgaben herstellen - heute vielleicht ein Ersatzteil für Ihren Staubsauger, morgen dann etwas völlig anderes.
Wie weit könnte diese Entwicklung gehen?
Ich sehe Anzeichen für eine neue Phase der Globalisierung. Es wird, denke ich, nicht auf ein Ende der Globalisierung hinauslaufen, aber das Muster ändert sich, mit einer stärkeren Betonung auf der lokalen und regionalen Produktion. Das liegt auch daran, dass der Lebensstandard in China und anderen Teilen Südostasiens steigt. Die Herstellung in diese Regionen auszulagern verspricht also nicht länger die gewohnten Kostensenkungen, während Automation und Technologien wie 3D-Druck die Produktion vor Ort deutlich billiger machen. Hinzu kommt, dass Technologie an strategischer Bedeutung gewinnt: Viele Länder sehen eine Notwendigkeit für technologische Unabhängigkeit. Die Covid-Pandemie hat überdies ein Schlaglicht auf die Bedeutung von Lieferketten bei der wirtschaftlichen Sicherheit geworfen, denn wirtschaftliche Sicherheit bedeutet auch nationale Sicherheit.
Was folgt daraus für Unternehmen, die über Jahrzehnte hinweg in eine globalisierte Wirtschaft investiert haben?
Je weniger ihre Produkte von strategischer Bedeutung für die nationale Wirtschaft sind, um so grösser die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Sturm an ihnen vorüberzieht. Wenn Sie Ihr Geld mit Besen, Bürsten oder Türknöpfen verdienen, dürften die Auswirkungen dieser Entwicklung gering bleiben. Denn es macht wenig Sinn, billige Produkte, die in hoher Stückzahl auf den Markt kommen, im 3D-Druck-Verfahren herzustellen. Aber wenn es um komplexere Dinge geht, sollten Unternehmen gründlich darüber nachdenken, wie sie ihre Lieferketten diversifizieren und robuster aufstellen können. Niemand sollte wie selbstverständlich davon ausgehen, dass zum Beispiel medizinisch zertifizierte LED-Leuchten aus China verlässlich zwei Wochen nach der Bestellung ankommen.
Die Kreislaufwirtschaft geht von endlichen statt unbegrenzten Ressourcen aus - und beruft sich dabei auf das Modell der "Raumfahrer-Ökonomie". Sie ist heute aktueller denn je.
Der Digitalwandel zeigt bereits, wie sehr radikale Veränderungen die Gesellschaft destabilisieren können. Was passiert, wenn sich diese Entwicklung noch beschleunigt?
Es liegt in der Natur der Sache, dass Technologie Neues schafft und das Bestehende infrage stellt. Ich bin aber hoffnungsvoll, dass Demokratien damit umgehen können, weil ich glaube, dass sie besser darin sind, auf diese Dynamik zu reagieren. Sie sind näher am Markt, denn es gibt mehr Signale der Veränderung - etwa die Tatsache, dass Menschen sich zunehmend vegan ernähren, auf E-Autos umsteigen oder stärker auf Recycling achten; die ganze Bewegung hin zu einer Kreislaufwirtschaft. All diese Dinge erzeugen Signale für den Markt, die Wirtschaft und natürlich auch künftige Entscheidungen an der Wahlurne.
Dennoch fühlen sich viele Menschen überfordert von Technologien, die sie zu wenig verstehen.
Es ist sicher richtig, dass unser Verhältnis zu Technologie sich ändern muss. Über 30 oder 40 Jahre hinweg ist der Eindruck entstanden, dass Technologie irgendwo anders gestaltet wird, von Menschen, die anders sind als wir. Und als Käuferinnen und Käufer haben wir das weitgehend akzeptiert. Aber die Technologie, die wir nutzen, verkörpert implizit auch bestimmte Werte - Werte, die wir nicht automatisch teilen müssen. Was jetzt möglich wird, ist nach meiner Ansicht, dass wir uns die digitalen Werkzeuge, die wir täglich nutzen, kulturell viel stärker zu eigen machen.
Woher nehmen Sie diesen Optimismus?
Das Bildungswesen hat sich gewandelt, und die Menschen begreifen jetzt besser, was Technologie ist und wie man ihre Entwicklung beeinflussen kann. Und das ist ein Grund für ein gewisses Mass an Optimismus, denn einerseits sprechen wir von Technologien, die etwas Magisches haben. Sie werden immer leistungsfähiger, sie werden billiger, sie verbreiten sich immer weiter - und andererseits verstehen jetzt mehr und mehr Menschen, wie man sie nutzt und wie man sie so gestaltet, dass sie die Bedürfnisse unserer Gemeinschaft erfüllen.