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Angst vor einem Wirtschaftseinbruch aufgrund eines zu zögerlichen Handelns der Fed setzt Börsen unter Druck

An den Aktienmärkten kam es am Freitag zu einem regelrechten Ausverkauf. Hatten Anleger und Anlegerinnen das weitere Abwarten der US-Notenbank (Fed) Mitte der letzten Woche noch gelassen hingenommen und sich auf die absehbare Lockerung im September fokussiert, so kamen nach einem überraschend schlechten ISM-Einkaufsmanagerindex und einem schwächer als erwarteten US-Arbeitsmarktbericht zunehmend Rezessionsängste und Zweifel am Timing der Fed auf. An Asiens Börsen hält der Druck auf die Aktienmärkte auch zu Wochenbeginn an, insbesondere in Tokio kommt es zu einem erneuten Ausverkauf.

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Autor
Alessandro Fezzi, LGT
Lesezeit
5 Minuten
Global stocks drop
© Shutterstock

Die asiatisch-pazifischen Märkte setzten zum Wochenstart den Ausverkauf von Ende der letzten Woche fort. Die japanischen Märkte führten die Verluste in der Region an. In Tokio verliert der Nikkei 225 und der Topix in einem volatilen Handel bis zu 7% (Redaktionsschluss 06:45 Uhr MEZ). Schwergewichtige wie etwa Mitsubishi, Mitsui, Sumitomo oder Marubeni stürzten alle um rund 10% ab. Damit nähern sich sowohl der Nikkei als auch der Topix dem Bereich eines Bärenmarktes, nachdem sie seit ihren Allzeithochs vom 11. Juli um fast 20% gefallen sind. Der neuerliche Kurssturz vom Montag folgt auf den Einbruch vom Freitag, als der japanische Nikkei 225 und Topix um mehr als 5% bzw. 6% eingebrochen waren. Der breiter gefasste Topix verzeichnete den schlechtesten Tag seit acht Jahren, während der Nikkei seinen schlechtesten Tag seit März 2020 erlebte. Der Yen stieg gegenüber dem Dollar auf den höchsten Stand seit Januar. Südkoreas Kospi und der Kosdaq fallen um mehr als 4%. Der Hongkonger Hang Seng-Index verzeichnete mit einem Minus von rund 0.2% den geringsten Verlust in Asien, während der CSI 300 vom chinesischen Festland als einziger wichtiger Index leicht im Plus lag. Aus China erreichten uns heute zumindest positive Konjunktursignale. So stieg der Einkaufsmanagerindex für den chinesischen Dienstleistungssektor im Juli auf 52.1 von 51.2 Punkten im Juni.

Cocktail aus Rezessionsängsten und enttäuschenden Unternehmensdaten 

In New York setzte sich der Einbruch vor dem Wochenende verstärkt fort, angetrieben von einem überraschend schwachen Arbeitsmarktbericht, der die Rezessionsängste vertiefte und die Gefahr eines zu zögerlichen Handelns der US-Notenbank erhöhte. Zum Stimmungswandel an den Börsen trugen zudem enttäuschende Quartalsberichte von Amazon oder Intel bei. Der Dow Jones Industrial schloss am Freitag 1.5% tiefer bei 39'737.26 Punkten, ein Minus von 610 Punkten. Während des Freitagshandels verlor der Dow in der Spitze 989 Punkte. Auf Wochensicht resultierte ein Minus von 2.1%. Der S&P 500 ging bei 5346.56 Punkten aus dem Freitagshandel und verlor damit 1.8%. Stärker traf es die Technologiebörse Nasdaq, wo die Indizes zum Ende der letzten Woche rund 2.4% einbrachen und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Mai zurückfielen. Auf Wochensicht verbuchte der Nasdaq 100 ein Minus von gut 3%. Der weltgrösste Online-Händler Amazon enttäuschte mit seinem Ausblick auf das laufende Quartal. Die Aktie verlor knapp 9%. Die Aktie des Chipherstellers Intel musste gar einen Kurseinbruch von rund 26% hinnehmen. Der Tech-Konzern enttäuschte ebenfalls mit seinen Quartalszahlen sowie dem Ausblick und muss nun drastisch die Kosten senken.  

Am Anleihenmarkt sank die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere auf 3.82%, nachdem erst am Donnerstag die Marke von 4% gefallen war. Der US-Dollar gab nach den schwachen Konjunkturdaten nach und der Euro notiert damit gegenüber dem Greenback wieder über 1.09. Der Goldpreis kletterte am Freitag knapp unter das jüngste Rekordhoch. In der letzten Woche gewann das Edelmetall mehr als 2%.

US-Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich stärker ab als erwartet

Der bisher überaus solide Arbeitsmarkt in den USA zeigt Schwächezeichen. So wurden im Juli lediglich 114'000 neue Jobs geschaffen, was deutlich unter der Konsenserwartung von 175'000 Non-Farm Payrolls lag. Zudem erreichte die Arbeitslosenquote mit 4.3% (Vormonat 4.1%) das höchste Niveau seit Oktober 2021. Gleichzeitig hat sich auch die Lohnentwicklung abgeschwächt. Die Arbeitsmarktdaten folgten den bereits überraschend schwachen Umfragewerten des ISM. Demzufolge hat sich die Aktivität im amerikanischen Industriesektor im Juli deutlich verschlechtert und deutet auch auf eine gesamtwirtschaftliche Abschwächung hin.

Schwache Konjunkturdaten bringen die Fed in Bedrängnis

In der Konsequenz fragen sich Anleger und Anlegerinnen nun, ob die US-Notenbank nicht zu zögerlich handelt und zu lange mit einer ersten Zinssenkung gewartet hat. Neben dem Arbeitsmarkt hat sich zuletzt nämlich auch die Inflation in den USA abgeschwächt. Im Juni war die Teuerung auf 3% gesunken, nachdem sie zuvor bei 3.3% gelegen hatte. Eine Zinslockerung im September scheint angesichts der trüberen Konjunkturaussichten nun gesichert.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Unternehmensnachrichten im Fokus: Quartalszahlen von Infineon, Biontech und Berkshire Hathaway.

Konjunkturdaten im Fokus: Einkaufsmanagerindizes (Dienstleister und Gesamtindex) aus mehreren Ländern im Laufe des Tages, darunter Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland, der Eurozone, Grossbritannien und den USA; Türkei Verbraucherpreise Türkei; Sentix Investorenvertrauen Eurozone; ISM-Einkaufsmanagerindex Dienstleister USA.

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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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