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Rezessionsängste erschüttern Börsen - ISM-Industrieindikator signalisiert Abschwächung der US-Wirtschaft

An der Wall Street wie auch in Asien sorgte die Angst vor einer globalen Rezession für teilweise heftige Verluste an den Aktienmärkten. In Tokio verloren die Indizes um bis zu 5% und in New York fielen die Indizes an der Nasdaq um rund 2.5%. Auslöser war nicht der Fed-Zinsentscheid, sondern ein deutlich schwächer als erwarteter ISM-Industrieindex, der eine Abschwächung in den USA signalisiert. Grossbritanniens Notenbank hatte zuvor ihren Leitzins erstmals seit Anfang 2020 gelockert und die US-Notenbank eine erste Lockerung im September in Aussicht gestellt. Nach den drei wichtigen geldpolitischen Entscheiden - die Bank of Japan hatte am Mittwoch ihren Leitzins erhöht - steht heute nun der monatliche Arbeitsmarktbericht in den USA im Mittelpunkt. 

Datum
Autor
Alessandro Fezzi, LGT Research Content & Publications
Lesezeit
5 Minuten

Negative Marktdaten
© Shutterstock

An Asiens Börsen brachen am Freitag die Aktienindizes teilweise ein. Getrieben von Rezessionsängsten verlor der Nikkei 225 und auch der Topix in Tokio fast 5%. In Seoul fiel der Kospi um 3.6%, während der Small-Cap-Kosdaq um 3.5% nachgab. Der australische S&P/ASX 200 verlor rund 2.1% und fiel damit von seinem Allzeithoch vom Donnerstag zurück. Der Hang Seng-Index in Hongkong gab um 2.3% nach, während der CSI 300 auf dem chinesischen Festland mit einem Minus von rund 0.7% den geringsten Verlust in Asien verzeichnete. Nachdem die offiziellen Stimmungsindikatoren für Chinas Wirtschaft schon im ersten Halbjahr schwach waren, fiel nun auch das Caixin Stimmungsbarometer für die Industrie von 51.8 auf 49.8 Punkte ab und signalisiert eine Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivitäten. Während beim offiziellen PMI das Statistikbüro die staatlichen Grossbetriebe analysiert, ist der Caixin auf kleinere und exportorientierte Unternehmen fokussiert.

Plötzlicher Stimmungswandel

An der New Yorker Börse hatte am Donnerstag ein überraschend schwaches Ergebnis der monatlichen Einkaufsmanagerumfrage im US-Industriesektor Rezessionssorgen ausgelöst und die Stimmung an der Börse gekippt. Der Dow Jones Industrial schloss 1.2% tiefer bei 40'347.97 Punkten und der S&P 500 fiel um knapp 1.4% auf 5446.68 Punkte zurück. Der Nasdaq 100 verlor rund 2.4%. Zu Beginn des Handels hatten alle Indizes noch klar im positiven Bereich gehandelt und profitierten von der Aussicht auf eine baldige Zinslockerung der Fed sowie besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen und einem zuversichtlichen Ausblick des Facebook-Mutterkonzerns Meta.

ISM US-Industriebarometer mit deutlichem Rückgang

Zudem mehren sich die Anzeichen einer Abkühlung der US-Wirtschaft. Dies bestätigte auch die neuste Ausgabe des Einkaufsmanagerindex des Branchenverbandes ISM (Institute for Supply Management). Dieser ist im Juli überraschend stark von 48.5 im Vormonat auf 46.8 Punkte zurückgefallen. Der Konsens war von einer Verbesserung auf 48.8 Punkte ausgegangen. Besonders deutlich verschlechterte sich der Unterindikator für die Beschäftigungsentwicklung.

Am Rentenmarkt fiel die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen erstmals seit Februar unter die Marke von 4% und notiert aktuell bei 3.96%.

Bank of England senkt erstmals seit gut vier Jahren die Zinsen

Grossbritanniens Notenbank senkte am Donnerstag ihren Schlüsselzins um 25 Basispunkte auf 5.0%. Zuvor hatten die britischen Währungshüter die Zinsen siebenmal in Folge unverändert belassen. Diesmal sprachen sich fünf Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses für eine Zinssenkung aus und vier votierten dagegen. In ihrem Ausblick zeigte sich die BoE vorsichtig und Notenbankchef Andrew Bailey betonte, dass die Zinsen nicht zu schnell gelockert werden dürfen, um sicherzustellen, dass die Inflation niedrig bleibt. Nach dem Entscheid legten britische Staatsanleihen wie auch die Börse in London zu.

Fed signalisiert Zinslockerung im September

Die US-Notenbank hielt zwar ihren Leitzins nochmals unverändert in einer Spanne von 5.25% bis 5.5%, deutete aber eine erste Lockerung am nächsten Treffen am 18. September an. Fed-Vorsitzender Jerome Powell betonte, dass bereits jetzt über eine mögliche Zinssenkung diskutiert worden sei. Er wies aber auch darauf hin, dass dies von weiteren Konjunkturdaten abhänge. Zuletzt hatte sich der Preisauftrieb in den USA abgeschwächt, was der Fed Handlungsspielraum für Zinssenkungen gibt.

US-Arbeitsmarktbericht im Fokus

Die monatliche Statistik zur Entwicklung der Beschäftigung in der weltgrössten Volkswirtschaft (14:30 Uhr MEZ) wird an den Kapitalmärkten und im Speziellen von der US-Notenbank jeweils mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Einen Hinweis lieferte im Vorfeld der Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters ADP. Demzufolge wurden in der Privatwirtschaft in den USA im Juli weniger Stellen geschaffen als erwartet. Im Vergleich zum Vormonat entstanden 122'000 neue Jobs, wogegen Ökonominnen und Ökonomen mit einem Beschäftigungszuwachs von 150'000 gerechnet hatten.

Wieder höhere Inflation im Euroraum 

Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im Juli überraschend wieder auf 2.6% von 2.5% im Juni gestiegen. Ökonomen und Ökonominnen waren von einer unveränderten Teuerungsrate ausgegangen. Die Kerninflation, ohne Berücksichtigung schwankungsanfälliger Energie- und Lebensmittelpreise, blieb im letzten Monat mit 2.9% unverändert gegenüber dem Vormonat (Konsens 2.8%). Die Dienstleistungsinflation lag im Juli bei 4% und damit leicht unter den im Monat zuvor gemessenen 4.1%. Es wird sich zeigen, ob die aktuellen Inflationsdaten den Kurs der EZB in Bezug auf weitere Zinslockerungen beeinflussen wird. Die EZB hatte bekanntlich den Leitzins zuletzt unverändert belassen, nachdem sie im Juni eine Lockerung der Geldpolitik beschlossen hatte.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Unternehmensnachrichten im Fokus: Quartalszahlen von Axa, Linde, Exxon Mobil, Chevron.

Konjunkturdaten im Fokus: Schweiz Verbraucherpreisindex und Einkaufsmanagerindex Industrie, Frankreich und Italien Industrieproduktion, USA Arbeitslosenrate und Beschäftigung ausserhalb der Landwirtschaft, Industrieaufträge sowie Auftragseingang langlebiger Güter.
 

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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