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Auf dem Weg zu einer inklusiveren, aber komplexen Zukunft: Entwicklungen am G20-Gipfel

Am zweitägigen Gipfeltreffen in Delhi haben die Mitglieder einer Erweiterung der G20 zugestimmt und die Afrikanische Union in die Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer aufgenommen. Das verschafft Schwellenländern mehr Einfluss, könnte aber in Zukunft zu härteren Verhandlungen führen.

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Sebastian Petric, LGT Senior FX Strategist
Lesezeit
10 Minuten
Flaggen der G20
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Am jüngsten G20-Gipfel in Delhi wurden unter Indiens Führung bedeutende Schritte unternommen, um die Kluft zwischen den einzelnen Nationen zu überbrücken. Das gelang trotz der offensichtlichen Spaltung, die durch die Abwesenheit von Schlüsselfiguren wie Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping deutlich wurde.

Ein wichtiger Meilenstein war die Einigung auf die Aufnahme der Afrikanischen Union als ständiges Mitglied der G20, ein Schritt, der von Indien nachdrücklich befürwortet und von mehreren Ländern wie Brasilien, Japan und den USA unterstützt wurde. Die Erweiterung der G20 spiegelt den Wunsch, ein breiteres Spektrum globaler Interessen zu vertreten und die Standpunkte sowohl der Industrienationen, die durch G7 repräsentiert werden, als auch der Schwellenländer, die durch die BRICS-Staatengruppe repräsentiert werden, einzubeziehen.

Erweiterung der G20 ebnet Weg für Reformen

Der Beitritt der Afrikanischen Union in die G20 wird jedoch auch zu neuen Herausforderungen führen, da es schwieriger werden dürfte, in strittigen Fragen einen gemeinsamen Nenner zu finden. Gleichzeitig ist der Schritt ein Zeichen dafür, dass die Schwellenländer mehr Gehör finden - eine Veränderung, die grundsätzlich als positiv angesehen wird. Dies könnte den Weg für notwendige Reformen in bedeutenden Finanzinstitutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ebnen, was möglicherweise zu einer gerechteren globalen Kreditvergabepraxis führen und Ländern in Schuldenkrisen helfen könnte.

Der indische Premierminister Narendra Modi spielte zudem eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung einer Erklärung, die die Not der Menschen in der Ukraine anerkannt hat, gleichzeitig aber eine direkte Kritik an Russland sorgfältig vermied. Durch das nuancierte Vorgehen wurde eine ausgewogene Sichtweise angestrebt, bei der verschiedene Perspektiven berücksichtigt wurden, indem der Fokus auf die kritische Situation gelegt wurde, ohne einen Mitgliedsstaat zu vergraulen.

G21 könnte an Glaubwürdigkeit gewinnen

Obwohl die Ukraine und Oxfam kritisierten, dass einige wichtige Themen nicht direkt angesprochen wurden, gelang es am Gipfeltreffen, Pläne für eine bessere finanzielle Zusammenarbeit im kommenden Jahrzehnt zu skizzieren. Während Indien sich darauf vorbereitet, den Vorsitz an den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva weiterzugeben, wachsen die Erwartungen an eine G21, die inklusiver, aber möglicherweise auch komplexer ist. So könnte ein breiteres Spektrum an Strategien helfen, globale Probleme glaubwürdig anzugehen, selbst wenn die Ausgangslage anspruchsvoller wird.

Auf der Weltbühne ist zudem ein deutlicher Trend zur Bildung von Bündnissen zu beobachten, die jeweils ihre eigenen Interessen verfolgen. Dies deutet darauf hin, dass wir uns auf eine dynamische, aber möglicherweise fragmentierte Zukunft zubewegen, in der verschiedene Allianzen spezifische Ziele anstreben. Dabei versuchen sie, unterschiedliche globale Perspektiven zu vereinen, während sie sich in der komplexen Welt der internationalen Beziehungen zurechtfinden müssen.

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