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Geringere US-Inflation könnte das Zinssenkungspotenzial der Fed erhöhen

Der Preisauftrieb in den USA hat sich zuletzt weiter entschärft und dürfte damit der US-Notenbank (Fed) mehr Spielraum für die von den Finanzmärkten bereits antizipierten Zinssenkungen geben. Nach den Kursgewinnen und anspruchsvolleren Erwartungen vom Vortag haben die Aktienmärkte in Europa und den USA am Mittwoch weiter zugelegt. Die Wirtschaft der Eurozone wächst stärker als erwartet und der Preisanstieg in Frankreich gab dem Euro Auftrieb. Im asiatisch-pazifischen Raum steigen die Märkte, nachdem das BIP-Wachstum in Japan die Erwartungen übertrifft.

Datum
Autor
Dominique Stutz, LGT
Lesezeit
5 Minuten

US-Konsumentenpreise
© Shutterstock

An der New Yorker Börse wurde der schwächere Anstieg der Verbraucherpreise positiv aufgenommen, nachdem die Erzeugerpreise und die Kursgewinne am Vortag hohe Erwartungen geweckt hatten. Nachdem sich der Dow Jones Industrial am langsamsten erholt hatte, gewann er die Oberhand und übersprang erstmals seit Anfang August wieder die Marke von 40’000 Punkten. Der Leitindex legte um 0.6% zu und beendete den Handelstag bei 40'008.39 Punkten. Der S&P 500 stieg um 0.4% auf 5455.21 Punkte, der technologielastige Nasdaq 100 ging 0.1% höher bei 19'022.68 Zählern aus dem Handel - beide Indizes verzeichneten damit den fünften Gewinntag in Folge.

Inflation in den USA schwächt sich weiter ab

Der Verbraucherpreisindex - der die Preise für Waren und Dienstleistungen auf breiter Basis misst - ist in den Vereinigten Staaten im Juli um 0.2% gegenüber dem Vormonat und auf Jahressicht um 2.9% gestiegen. Im Juni hatte die Teuerungsrate noch 3.0% betragen. Der Preisauftrieb hat sich damit abgeschwächt. Ohne die Berücksichtigung der Preise für Nahrungsmittel und Energie lag die Kerninflationsrate im letzten Monat bei 0.2% im Monatsvergleich und bei 3.2% auf Jahressicht und entsprach damit den Erwartungen an den Finanzmärkten. Die Jahresinflationsrate war die niedrigste seit März 2021, während die Kernteuerung das tiefste Niveau seit April 2021 erreichte. Anlegerinnen und Anleger rechnen nun verstärkt damit, dass die US-Notenbank am 18. September erstmals seit den Anfängen der Covid-Krise den Zinslockerungszyklus einläuten wird. Angesichts des abgeschwächten Inflationsdrucks könnte durchaus auch ein grösserer Zinsschritt um 50 Basispunkte in Erwägung gezogen werden.

Japans BIP-Wachstum übertrifft die Erwartungen, Asiatisch-pazifische Märkte steigen

Die Märkte im asiatisch-pazifischen Raum stiegen am Donnerstag weitgehend an, nachdem das japanische BIP-Wachstum die Erwartungen übertraf. Das japanische Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal um 0.8% gegenüber dem Vorquartal gestiegen, die Prognose lag bei 0.5%. In China wurden gemischte Wirtschaftsdaten gemeldet. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Jahresvergleich um 2.7% und übertrafen damit die Erwartungen, die Industrieproduktion hingegen verzeichnete einen Anstieg unter den Erwartungen und wuchs um 5.1%. Die städtische Arbeitslosenquote kletterte leicht auf 5.2% von 5% im Juni. In Tokio stieg der Nikkei 225 um 0.8% und der australische S&P/ASX 200 legte um 0.1% zu. Der Hang Seng Index in Hongkong war um 0.1% im Plus, während der Shanghai Composite 0.9% zulegte. Die Märkte in Südkorea und Indien sind wegen eines Feiertags geschlossen.

Euro-Wirtschaft schlägt sich im Q2 besser als erwartet

Die Wirtschaft der Eurozone ist im zweiten Quartal 2024 stärker gewachsen als prognostiziert. Das Bruttoinlandsprodukt der Euroländer stieg in den drei Monaten bis Ende Juni um 0.3% im Vergleich zum Vorquartal. Nur Deutschland, die grösste Volkswirtschaft des Euroraums, verzeichnete im zweiten Quartal ein Minus von 0.1%.

Der geringer als erwartet ausgefallene Anstieg der Verbraucherpreise in den USA stützte zunächst die Aktienmärkte in Europa. Der Dax legte um 0.4% zu und beendete damit den siebten Handelstag in Folge im Plus. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0.7% und ging bei 4'727.60 Punkten aus dem Handel. In der Schweiz sorgten starke Quartalszahlen der Grossbank UBS sowie von Straumann für zusätzliche positive Börsenstimmung. Der Leitindex SMI schloss 1.2% höher bei 12'071.83 Punkten und eroberte damit die Marke von 12'000 Punkten zurück.

Stärker als erwarteter Preisauftrieb in Frankreich verleiht dem Euro Flügel

In Frankreich, der zweitgrössten Volkswirtschaft der Eurozone, ist die Inflationsrate im Juli mit 2.7% höher ausgefallen als zunächst berechnet. Den Angaben des französischen Statistikamts zufolge belief sich die für europäische Vergleichszwecke berechnete Teuerungsrate (HVPI) revidierten Daten zufolge auf 2.7% - leicht höher als zunächst mit 2.6% angegeben. Dies verlieh dem Euro Auftrieb, der zur Wochenmitte gegenüber dem US-Dollar auf den höchsten Stand seit Jahresanfang kletterte.

Inflation in Grossbritannien steigt und könnte der Bank of England die Hände binden 

In Grossbritannien wurden gestern erstmals Inflationsdaten veröffentlicht, nachdem die Bank of England (BoE) im vergangenen Monat die Zinswende vollzogen und den Leitzins um 25 Basispunkte auf 5.0% gesenkt hatte. Die Inflationsrate stieg im Juli auf 2.2% von 2.0% im Vormonat und erreichte damit das höchste Niveau seit April. Am Markt hatte man aber mit einer noch stärkeren Zunahme auf 2.3% gerechnet. Die Kernteuerung ging im Juli jedoch von 3.5% auf 3.3% zurück. Das britische Pfund reagierte mit Kursverlusten und es bleibt fraglich, ob die Bank of England bereit sein wird, die Zinsen weiter zu senken. Der letzte Entscheid war im geldpolitischen Rat bereits umstritten. 

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Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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