The Strategist

Hohe Volatilität bei US-Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten dürfte auch 2024 anhalten

Nachdem sich ab Mitte 2023 abzeichnete, dass der Druck auf die Leitzinsen am kurzen Ende der Zinskurve durch weitere Zinserhöhungsschritte nachlassen dürfte, rückten die Zinsen am langen Ende stärker in den Fokus. Faktoren wie die solide Wirtschaftsentwicklung, aber auch der robuste Arbeitsmarkt trugen massgeblich zu dem sich beschleunigenden Aufwärtsdruck bei, der schliesslich in einem Durchbrechen der 5-Prozent-Marke bei zehnjährigen US-Staatsanleihen gipfelte.

Datum
Autor
Simon Weiss, Head Fixed Income Strategy LGT Private Banking Europe
Lesezeit
10 Minuten

Volatilität
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Inzwischen hat eine Trendwende eingesetzt und die Zinsen sind über die letzten Wochen hinweg bereits wieder gefallen. Einer der Auslöser für den Beginn der jüngsten Abwärtsbewegung bei den Renditen langfristiger Staatsanleihen sehen wir in der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank Anfang November. Das Zielband für die Leitzinsen wurde wie allgemein erwartet bei 5.25% bis 5.50% belassen, während Kommentare zum weiteren zinspolitischen Kurs, analog zu früheren Aussagen, eine restriktive Tonalität aufwiesen. Im Gegensatz zu früher, zweifelte der Markt jedoch an der Bereitschaft, dieser Kommunikation auch weiterhin Taten folgen zu lassen.

Wirtschaftliche Verlangsamung

Hinzu kommt, dass die jüngsten Daten auf eine Wirtschaftsentwicklung hindeuten, die zunehmend Anzeichen einer seit langem erwarteten Verlangsamung zeigt. Dies gilt auch für die zuletzt veröffentlichten US-Inflationsdaten, weshalb wir einen Teil des Renditerückgangs diesem Faktor zuschreiben. Sollte sich die Abschwächung der US-Wirtschaft in moderatem Tempo fortsetzen, gehen wir davon aus, dass das Fed seine "hawkishe" Rhetorik vorerst beibehalten wird und sich Hoffnungen auf eine baldige erste Zinssenkung als zu optimistisch erweisen. Gestützt auf frühere Äusserungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell sehen wir eine gewisse Bereitschaft, eher eine stärkere Verlangsamung der Konjunktur zu riskieren, als ein Wiederaufflammen inflationärer Tendenzen zuzulassen.

Hohe Unsicherheit

Die Tendenz des Marktes, einzelne Datenpunkte oder Aussagen überzuinterpretieren, war in den letzten Monaten verstärkt zu beobachten, was sich auch in einer erhöhten Zinsvolatilität niederschlug. Dies hat konkrete Gründe und hängt einerseits mit der nachlassenden Wirtschaftsdynamik zusammen, deutet aber auch auf die für das kommende Jahr erwartete Zinswende bei einem Grossteil der weltweit wichtigsten Zentralbanken hin. Oder anders ausgedrückt befinden wir uns aktuell in einer Situation mit hoher Unsicherheit, was zukünftige Entwicklung der Zinsen anbelangt. Es erscheint uns daher wichtig, darauf hinzuweisen, dass der derzeit zu beobachtende Rückgang der längerfristigen US-Zinsen nach unserer Einschätzung keine Einbahnstrasse sein wird. Nach der starken Abwärtsbewegung der letzten Wochen halten wir temporäre Gegenbewegungen für wahrscheinlich. Gegen eine solche Entwicklung spräche lediglich ein Szenario, in dem die künftigen US-Konjunkturindikatoren deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben und damit in absehbarer Zeit eine deutliche Leitzinssenkung erforderlich machen würden.


 

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