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Juli 2024 - das Wichtigste in Kürze

Das solide, aber sich verlangsamende Wachstumsumfeld dürfte vorerst anhalten, wenn auch mit regionalen Unterschieden, und das Risiko einer Rezession scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Der Aktienmarkt bietet ein attraktiveres Risiko-/Ertragsprofil als der Kreditmarkt, wobei sich insbesondere der US-Aktienmarkt einer soliden Dynamik erfreut. Wir haben uns auf einen "Risikoumkehr"-Ansatz bei Anleihen geeinigt, indem wir die Allokation in Schwellenländeranleihen reduzieren und die Aktienallokation auf eine leichte Übergewichtung von US-Aktien erhöhen.

Datum
Autor
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
Lesezeit
7 Minuten
Marktkompass
© Shutterstock

Makroökonomisches Umfeld

Das globale Wachstum passt sich der veränderten Dynamik an. Einer Verlangsamung der privaten Nachfrage in den USA stehen eine Erholung des globalen verarbeitenden Gewerbes und bessere Aussichten für den Euroraum gegenüber. Unsere Wachstumsaussichten für beide Regionen bleiben positiv. Das Szenario einer "weichen Landung" der Wirtschaft wird immer wahrscheinlicher, da der Privatsektor die Zinserhöhungen der Zentralbanken abschüttelt und die allmählich sinkenden Inflationsraten die Reallöhne und die Kaufkraft erhöhen.

Anlagestrategie

Eine positive Aktiendynamik wird durch ein günstiges makroökonomisches Umfeld unterstützt. Die jüngsten Wirtschaftsnachrichten deuten auf eine Verringerung der kurzfristigen makroökonomischen Risiken hin, wodurch das Risiko einer Rezession, insbesondere in den USA, in den Hintergrund rückt. Es wird erwartet, dass die US-Notenbank im Laufe des Jahres 2024 ihren Leitzins senkt. In Anbetracht dieses Szenarios bevorzugen wir das Aktienrisiko gegenüber dem Kreditrisiko, da ein anhaltendes Aktienwachstum erwartet wird. Wir haben die gesamte taktische Aktienposition auf "Übergewicht" umgestellt, wobei US-Aktien bevorzugt werden. Festverzinsliche Wertpapiere haben wir auf "Untergewicht" reduziert, während wir unsere strategische Gewichtung in Staatsanleihen beibehalten. Gold haben wir als Absicherung gegen geopolitische Risiken und angesichts zusätzlicher unterstützender Faktoren taktisch übergewichtet.

Aktienstrategie

Der "Supertanker" USA wächst nun gemächlicher, dafür aber kontrollierter, was sich in leicht tieferen Zinsen spiegelt. Die Erholung im verarbeitenden Gewerbe setzt sich fort und begünstigt eine breit abgestützte Gewinnerholung, während sich die Summe der diesjährigen Aktienrückkaufprogramme USD 1 Billion nähern dürfte. Für das nun spätzyklische Umfeld fehlt noch eine Belebung der Akquisitions- und Fusionstätigkeit. Der breite Markt, betrachtet anhand des gleichgewichteten S&P 500, hat sich im Jahresverlauf verhalten entwickelt und scheint auch nicht übermässig teuer bewertet. Wir erachten das Potenzial für Rotationen und anhaltendes Momentum am US-Aktienmarkt für nicht voll ausgeschöpft und stufen US-Aktien taktisch auf "Übergewicht" hoch. In der Sektorenstrategie schliessen wir das "Untergewicht" im Industriesektor, dagegen stufen wir den Finanzsektor neu auf "Untergewicht" herab. Insbesondere Banken blicken auf eine starke zwölf-Montasperformance zurück, wozu kontinuierlich fallende Kreditausfallrisiken beigetragen haben. Viel besser kann es um die Kreditrisiken kaum noch stehen. Wir raten zu Gewinnmitnahmen.

Anleihenstrategie

Wir reduzieren unsere Allokation von Schwellenländer-Anleihen (Hartwährung) auf "Untergewicht". Dies geschieht vor dem Hintergrund der soliden Performance im bisherigen Jahresverlauf sowie der mittlerweile deutlich gesunkenen Spread-Levels. Im Kreditbereich behalten wir aufgrund der teuren Bewertungsniveaus unsere Präferenz für Qualität bei. Wir erachten den Zeitpunkt als ideal, um, wo sinnvoll, in Unternehmensanleihen besserer Qualität zu wechseln.

Gold

Der Goldpreis hat in jüngster Zeit Rekordhöhen erreicht, was auf ein Zusammenspiel von Faktoren zurückzuführen ist, die Gold unter den heutigen Bedingungen zu einer attraktiven Anlage machen. Dieser Anstieg ist auf die robusten Käufe der Zentralbanken, d. h. die erhebliche Nachfrage aus Asien, insbesondere China, und die anhaltenden geopolitischen Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten zurückzuführen. Neben seiner traditionellen Rolle als Absicherung gegen politische und geopolitische Unruhen werden die Aussichten von Gold auch durch wirtschaftliche Faktoren begünstigt. Diese deuten darauf hin, dass es nicht nur eine stabile Anlage, sondern auch eine Anlage mit erheblichem Wachstumspotenzial ist, insbesondere angesichts der inflationären Politik, die sich aus einer neuen Trump-Regierung ergeben könnte.

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