Das langjährige Engagement der Fürstlichen Familie in Nachhaltigkeitsfragen prägt die Ausrichtung der LGT seit über einem Jahrzehnt. Ursula Finsterwald, Head of Group Sustainability Management bei der LGT, und Christopher Greenwald, Head of Sustainable Investing bei LGT Private Banking, zeigen Mittel und Wege für Unternehmen sowie Anlegerinnen und Anleger auf, um selbst nachhaltige, messbare Wirkung zu erzielen.
Weshalb liegt das Thema Nachhaltigkeit derzeit im Finanz- und Bankwesen so stark im Trend?
Ursula Finsterwald: Nachhaltigkeit ist kein blosser Trend. Nachhaltigkeit ist ein Thema, mit dem sich die gesamte Wirtschaft aufgrund der Klimakrise direkt auseinandersetzen muss. Als Reaktion auf diese Krise haben Aufsichtsbehörden, etwa in der Europäischen Union, Anforderungen eingeführt, um die Finanzbranche zu verpflichten, ihre Anlagen auf eine nachhaltigere Wirtschaft auszurichten.
Wie hebt sich die LGT von der restlichen Finanzbranche ab, wenn die Anforderungen für alle gelten?
Ursula Finsterwald: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Element der Identität der LGT. Die umfassenden und langfristigen Auswirkungen unserer Anlagen sind genauso wesentlich wie die finanziellen Renditen. Die LGT war sich dieses Themas schon vor rund 15 Jahren bewusst, als es in der Finanzwelt noch nicht richtig angekommen war. Im Jahr 2021 haben wir uns verpflichtet, unsere Netto-CO2-Emissionen bis im Jahr 2030 auf null zu reduzieren. Wichtig ist natürlich, dass wir auch unsere Kundinnen und Kunden auf diesen Weg mitnehmen, indem wir sie für dieses wichtige Thema sensibilisieren.
Wie baut die LGT auf der Anlageseite auf diesem Erbe auf?
Christopher Greenwald: Der Claim der LGT lautet «vorausschauend seit Generationen». Diese Haltung bezieht sich nicht nur auf die Weitergabe von Vermögen an die nächste Generation, sondern – und dies ist ganz wesentlich – auf die Umwelt und die Gesellschaft, die wir unseren Nachkommen hinterlassen wollen. Zukunftsorientiert anlegen erfordert nicht nur einen langen Zeithorizont, sondern besteht auch darin, dass sich unsere Anlagen positiv auf zukünftige Generationen auswirken. Nachhaltige Anlagen sind eine Möglichkeit, finanzielle und Nachhaltigkeitsziele zu verbinden, um weltweite Herausforderungen wie den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel anzugehen. Mit ihren Anlagestrategien können unsere Kundinnen und Kunden einen positiven Beitrag zur Welt leisten, die wir unseren Kindern hinterlassen wollen.
Welche Rolle kommt der Geschäftswelt zu bei der im Pariser Abkommen festgeschriebenen Verpflichtung, die Klimaerwärmung auf 1.5 °C zu beschränken?
Ursula Finsterwald: Die Unternehmen haben einen enormen Handlungsspielraum, unabhängig von Regulierungen oder geopolitischen Entwicklungen. Finanzdienstleistern kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Verantwortung zu, sind sie doch das Bindeglied zwischen Unternehmen auf der Suche nach Kapital und Anlegern, die Kapital zu bieten haben. Dieses beträchtliche Potenzial müssen wir nutzen, um die Geschäftswelt zu sensibilisieren und letztendlich den Wandel herbeizuführen.
Christopher Greenwald: Eine Vielzahl von Problemen ist untrennbar mit dem Klimawandel verbunden. So ist etwa der Verlust von Biodiversität eine Gefahr, die mit dem Klimawandel zusammenhängt und ebenso bedrohlich ist wie dieser. Diese Herausforderungen sind nicht ausschliesslich politischer Natur, sondern auch wirtschaftlicher; sie gehen sowohl Unternehmen als auch Anlegerinnen und Anleger etwas an.
Transparenz über die nachhaltige Qualität der Anlagen für unsere Kundschaft und unsere Anspruchsgruppen zu schaffen, ist von zentraler Bedeutung.
Die Welt wird mit Informationen zum Thema Nachhaltigkeit förmlich überschwemmt, was durchaus überwältigend sein kann. Wie können Nicht-Fachleute sich in das Thema einarbeiten?
Ursula Finsterwald: Transparenz über die nachhaltige Qualität der Anlagen für unsere Kundschaft und unsere Stakeholder zu schaffen, ist von zentraler Bedeutung. Konkret bedeutet dies, dass das Monitoring und die Berichterstattung bei umweltbezogenen, sozialen und Governance-Fragen eine noch grössere Rolle spielen werden. Die Datenqualität muss dringend verbessert werden. Sobald dies gegeben ist, können wir unseren Stakeholdern auch qualitativ hochwertige Berichte zur Verfügung stellen.
Dennoch gibt es aktuell keinen Standard für nachhaltige Rahmenwerke, der weltweit zur Anwendung kommt.
Ursula Finsterwald: Gerade deswegen ist Transparenz in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung. Unser Nachhaltigkeits-Rahmenwerk beruht auf den von den Initiativen unter Leitung der Vereinten Nationen vorgegebenen Standards, also beispielsweise dem UN Global Compact und den UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Banking (PRB). Gewisse Anlagen schliessen wir auch eindeutig aus, namentlich kontroverse Waffen und Kohle.
Christopher Greenwald: Als Vermögensverwalter hat die LGT nicht mit den unzähligen Konflikten zu kämpfen, die im Firmenkunden- oder Kapitalmarktgeschäft etwa bei der Finanzierung von Unternehmen auftreten können. Diese Tatsache und das uneingeschränkte und langjährige Nachhaltigkeitsengagement der Fürstlichen Familie verleihen unserer Arbeit Glaubwürdigkeit.
Die aktuellen Ansätze und Definitionen im Bereich Nachhaltigkeit sind enorm unterschiedlich. Ist da eine weltweite Diskussion von Nachhaltigkeitsfragen überhaupt zielführend?
Ursula Finsterwald: Sicher gibt es in Nachhaltigkeitsfragen beträchtliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen und Nationen. Das sollte uns nicht daran hindern, das Problem proaktiv anzugehen, indem wir die Führung beim Aufzeigen von potenziellen Lösungen übernehmen.
Christopher Greenwald: Das an der 27. UN-Klimakonferenz (COP27) erzielte Übereinkommen ist ein gutes Beispiel: Die Industrieländer haben sich bereit erklärt, finanzielle Mittel für Länder zur Verfügung zu stellen, die klimabedingten Schäden verstärkt ausgesetzt sind. Es geht darum, die Last mit denjenigen Regionen und Ländern zu teilen, die von der Klimakrise verstärkt betroffen und weniger gut für deren Bewältigung gerüstet sind.
Die Nachhaltigkeitsbestrebungen haben sich bisher zumeist auf den Klimawandel konzentriert. Welche anderen Fragen sind in die Nachhaltigkeitsstrategie 2030 der LGT eingegangen?
Ursula Finsterwald: Die LGT legt grossen Wert auf Chancengleichheit. Dies ist einerseits eine Frage der Nachhaltigkeit und andererseits eine intelligente Geschäftsstrategie: Umfangreiche akademische Studien haben gezeigt, dass Diversität in der Zusammensetzung von Teams bessere Arbeitsergebnisse erbringt als Homogenität. Die Erhöhung der Diversität in unserer eigenen Belegschaft ist ein wesentlicher Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2030. Bis 2030 strebt die LGT einen Frauenanteil von mindestens 30% im Senior Management an.
Christopher Greenwald: Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen finden sich auch auf der Anlageseite immer mehr Belege für den Stellenwert der Diversität in Anlagestrategien. Derzeit befassen wir uns mit der Frage, wie sich Gender-Diversität wirksam in eine überzeugende Anlagestrategie integrieren lässt.
Wodurch zeichnet sich die LGT als Nachhaltigkeitspionier aus?
Ursula Finsterwald: Das langjährige Nachhaltigkeitsengagement der Fürstlichen Familie ist das Fundament unserer Überzeugung, ein verantwortungsvolles Unternehmen zu sein. Lange vor dem Nachhaltigkeitstrend war diese Haltung bereits klar und konsequent definiert. Die langfristige Ausrichtung und das Verantwortungsbewusstsein sind eng mit der Identität der Familie verknüpft. Sie prägen auch die LGT – die Bank nimmt ihre Rolle bei der Sicherstellung einer nachhaltigeren Zukunft sehr ernst.
Können Sie Beispiele nennen?
Christopher Greenwald: Die LGT spendet zehn Prozent ihrer jährlichen Dividenden für strategische philanthropische Aktivitäten. Im Einklang mit der Co-Investment-Philosophie der LGT ist die Fürstliche Familie zudem Ankerinvestorin in den Impact-Fonds unseres Partnerunternehmens Lightrock, einer Private-Equity-Plattform mit globaler Reichweite, die in nachhaltige Unternehmen investiert. Und LGT Capital Partners, der Anlageverwalter des Portfolios der Fürstenfamilie von Liechtenstein, hat schon vor nahezu zwei Jahrzehnten ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance bzw. Umwelt-, Gesellschafts- und Unternehmensführungskriterien) in seine Anlagetätigkeit aufgenommen. Dies sind starke Alleinstellungsmerkmale für die LGT.
Ursula Finsterwald : Zu diesen Merkmalen gehört auch die Absicht der LGT, Taten statt Worte sprechen zu lassen. Wir müssen uns den dringenden Herausforderungen stellen, indem wir unsere Emissionen verringern, unsere Diversität im Kader erhöhen, Anlagen wirkungsvoll einsetzen und mit Kundinnen und Kunden erörtern, wie wir ihnen auf ihrem eigenen Weg zur Seite stehen können. Diese Verantwortung nehmen wir wahr. Nur ein gemeinsames Handeln kann für unsere Nachkommen echte nachhaltige Veränderungen bewirken.