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Market View & Insights
Aufgrund des verstärkten Einsatzes von künstlicher Intelligenz wird es zunehmend schwieriger, Informationen für Anlageentscheidungen zu analysieren und bewerten. Dies kann katastrophale Folgen haben. Glücklicherweise gibt es Mittel und Wege, diese KI-bedingten Herausforderungen zu bewältigen und positive Ergebnisse zu erzielen.
Anlageentscheidungen sind auch bei einer zuverlässigen Datenlage nicht immer einfach. Die rapide Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) generiert jedoch immer mehr Desinformationen und Störgeräusche, sodass man plötzlich in einem Meer von potenziell irreführenden Angaben unterzugehen droht.
KI kann Sie aber bei der Entscheidungsfindung in Finanzfragen unterstützen, denn sie erleichtert den Zugang zu Informationen und liefert im Idealfall auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Angaben. KI kann aber auch zahlreiche potenzielle Verzerrungen einschliesslich einseitiger Daten und "Fake-Fakten" liefern. Schlimmer noch: KI-generierte Inhalte können darauf ausgelegt sein, Ihnen kein ausgewogenes Bild der Realität zu präsentieren, indem sie sich kognitive Verzerrungen wie Bestätigungsfehler, Rezenz- und Framing-Effekte zunutze macht.
Zudem erleichtert KI betrügerisches Vorgehen, etwa mithilfe von gefälschten Bildern und Videos (Deep Fakes). Laut Onfido, einem Anbieter von Identitätsprüfungen, ist die Zahl der Deep Fakes im Jahr 2023 um mehr als 3 000 Prozent gestiegen. Einige der schädlichsten Deep Fakes haben dabei das Vertrauen der Öffentlichkeit in Finanzexpertinnen und -experten ausgenutzt.
Insgesamt hat diese Entwicklung zu einer Welle von KI-unterstützen "post-faktischen", irreführenden Informationen geführt, die Anlageentscheidungen massiv verzerren und zu negativen oder gar katastrophalen Ergebnissen führen können. Es gibt jedoch Möglichkeiten, diese Klippen zu umschiffen und zuverlässige Informationen als Grundlage für solide Anlagepläne und positive Ergebnisse zu verwenden.
Noch vor Kurzem bezogen wir Nachrichten und Daten in der Regel von relativ ausgewogenen und zuverlässigen Quellen wie dem Wall Street Journal, der Financial Times und dem Economist. Heute werden wir zusätzlich von mehr oder weniger zuverlässigen Informationen aus einer Vielzahl von Quellen wie YouTube, den sozialen Medien und "Clickbait"-Meldungen mit reisserischen Überschriften überflutet.
Alex Edmans ist Professor of Finance an der London Business School und der Verfasser des Werks "May Contain Lies: How Stories, Statistics, and Studies Exploit Our Biases". Seiner Meinung nach führt die zunehmende Verbreitung von Informationen dazu, dass Publikationen von Personen überhandnehmen, die keine wissenschaftlichen Ziele, sondern Marketingzwecke damit verfolgen. Diese Autorinnen und Autoren stellen Behauptungen zu allen möglichen angeblichen Renditefaktoren auf, um die Leserinnen und Leser auf ihre Seiten zu locken und ihnen Dienstleistungen zu verkaufen oder Werbung zu platzieren.
Solche Inhalte sind oft reisserisch aufgemacht und appellieren an menschliche Angstgefühle oder Habgier. Der bereits erwähnte "Bestätigungsfehler" bezeichnet die menschliche Neigung, Inhalte unkritisch anzunehmen, wenn sie unsere Erwartungen bestätigen - selbst wenn sie sich nicht durch gesicherte Erkenntnisse belegen lassen.
Ein Beispiel dafür, ist die Popularität von Aktien von Elektrofahrzeugproduzenten zu Beginn der 2020er-Jahre: sie wurde massgeblich von viralen Postings ohne stichhaltige Belege gespeist. Die Anlegerinnen und Anleger stürzten sich auf den Elektrofahrzeugsektor - ohne zu prüfen, ob die Kurse gerechtfertigt waren oder ob es sich um eine kluge Anlageentscheidung handelte.
Simon Gomez, Head of Data and Innovation bei LGT Private Banking, kommentiert die Sachlage wie folgt: "Die generative KI hat die Kosten für die Erstellung von Inhalten auf nahezu null reduziert. Dadurch sind immer mehr Informationen verfügbar, die Anlegerinnen und Anleger zu Fehlentscheidungen verleiten können. Aus diesem Rauschen verlässliche Informationen herauszufiltern wird zu einer immer anspruchsvolleren Aufgabe."
Wer Inhalte erstellt, will, dass die Zielgruppen auf möglichst viele Seiten klicken. Daher kommt KI zum Einsatz, um immer mehr Postings zu generieren. Der Wahrheitsgehalt oder gar Belege für die Inhalten spielen dabei keine Rolle mehr. Wir laufen andauernd Gefahr, dass unsere Gehirne Opfer dieser "Aufmerksamkeitsfallen" werden.
Um nicht im allgemeinen Lärm unterzugehen: Ideen hinterfragen und Informationen filtern
Pessimistische "Expertinnen" und "Experten" prophezeien regelmässig einen unmittelbaren Börsencrash - im Wissen, dass es früher oder später einen Crash an den Börsen geben kann. Bei den Anlegerinnen und Anlegern lösen solche Aussagen natürlich Ängste aus - und führen oft zu weiteren Klicks und Werbeeinnahmen für die Verfasserinnen und Verfasser. Sie können aber auch dazu führen, dass die Anlegerinnen und Anleger einem Markt den Rücken kehren und auf signifikantes, langfristiges Wachstumspotenzial verzichten.
Nach Ansicht von Simon Gomez sollten "... Anlegerinnen und Anleger mit einem langen Anlagehorizont an ihren Anlagen festhalten - anstatt rasch in einen Markt ein- und ebenso rasch wieder auszusteigen. Anleger können natürlich aus Angst agieren und zum Beispiel zu früh aussteigen und eine Rally verpassen. Nach der Finanzkrise von 2008 zögerten viele Anlegerinnen und Anleger ihren Wiedereinstieg beispielsweise lange hinaus, weil ihnen die Angst in den Knochen sass."
Nach der Pandemie zeigte sich dieses Phänomen erneut. "Nur wenn man herausfindet, ob man falsch liegt, kann man herausfinden, was für einen richtig ist", sagt Alex Edmans.
"Vertrauenswürdige Beraterinnen und Berater können Ideen hinterfragen und Informationen nach relevanten Aussagen filtern, damit Anlegerinnen und Anleger nicht vom allgemeinen Rauschen überwältigt werden", sagt Simon Gomez.
"Natürlich steht es jedem und jeder frei, den gesamten Anlageprozess an Profis auszulagern. Wer die Zügel zumindest teilweise in der Hand behalten möchten, setzt die Beraterin oder den Berater als zuverlässige Sparringspartnerin oder Sparringspartner ein, um Ideen im Gespräch mit ihr oder ihm zu testen und sich bei der Umsetzung des individuellen Plans unterstützen zu lassen."
Die LGT entwickelt ihre Anlageinstrumente stetig weiter, und wir sehen ein grosses Potenzial für den Einsatz von KI, um relevante Inhalte aus dem Marktrauschen herauszufiltern und Fehlinformationen zu vermeiden. KI-unterstützte Systeme haben das Potenzial, die Entscheidungen unserer Anlageanalystinnen und -analysten und die kundenorientierten Dienstleistungen unserer Beraterinnen und Berater zu verbessern. Entscheidend ist, dass hinter diesen Instrumenten solide Governance-Strukturen und ethische Prozesse stehen, die zuverlässige und unvoreingenommene Ergebnisse gewährleisten.
Künstliche Intelligenz ist keine Eintagsfliege. Sie wird ein immer lauteres und immer verwirrenderes Rauschen verursachen. Professionelle Beratung ist von entscheidender Bedeutung, um Wesentliches herauszufiltern und fundierte Anlageentscheidungen zu fällen - und ausserdem eine sehr gute Möglichkeit, KI zum Vorteil der Anlegerinnen und Anleger zu nutzen.
Sie verfolgen das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten und möchten selbst schnelle und fundierte Anlageentscheidungen treffen? Wir liefern Ihnen proaktiv Investmentideen und -vorschläge unserer erfahrenen Anlageexpertinnen und -experten. Dies ermöglicht Ihnen, fundierte Anlageentscheidungen zu treffen. Wir überwachen Ihr Portfolio regelmässig und berichten transparent über dessen Entwicklung. Somit können Sie Ihr Portfolio aktiv und im Einklang mit Ihrer Anlagephilosophie verwalten.