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Anlagestrategien

Aktiv oder passiv investieren - was ist besser?

Neue Erkenntnisse zeigen, wann welcher Anlagestil mehr Erfolg verspricht.

Datum
Autor
Tim Cooper, Gastautor
Lesezeit
8 Minuten

Welcher Anlagestil verspricht Erfolg?

2019 wurde in den USA erstmals mehr Geld in passive als in aktive Aktienfonds investiert. Dies hat die seit Jahren geführte Debatte über die bessere Anlagestrategie neu entfacht.

Passive Fonds wie beispielsweise ETFs bilden lediglich einen Aktienindex ab, beispielsweise den S&P 500, der die 500 grössten börsenkotierten amerikanischen Unternehmen umfasst. Dabei wird meist unbesehen in alle Aktien des Index investiert. Die Gebühren für passive Fonds fallen in der Regel niedriger aus, weil diese keine aufwendigen Unternehmensanalysen durchführen müssen.

Im Gegensatz dazu wird ein aktiver Fondsmanager versuchen, besser als der Index abzuschneiden. Sein Ziel ist es, mittels umfangreicher Unternehmensanalysen unterbewertete Aktien zu identifizieren. Er geht davon aus, dass diese Aktien früher oder später auf ihren korrekten Wert ansteigen und die Rendite des Fonds somit überdurchschnittlich ausfällt. Wegen der kostspieligen Analysen fallen beim aktiven Management meistens höhere Gebühren an.

Seit Jahren wird heftig darüber debattiert, ob aktiv oder passiv der bessere Anlageansatz ist. Die nähere Betrachtung zeigt, dass es auf diese Frage keine einfache Antwort gibt und dass die beiden Ansätze sich sinnvoll ergänzen können.

Passiv versus aktiv

Aktiv oder passiv

Passives Investieren basiert auf der Theorie effizienter Finanzmärkte. Diese besagt, dass die Preise von Finanzanlagen, wie z.B. Aktien, sämtliche vorhandenen Informationen widerspiegeln. Gemäss dem Ökonomen und Nobelpreisträger Eugene Fama bedeutet dies, dass es unmöglich ist, die durchschnittliche Marktrendite dauerhaft zu übertreffen, sofern die relevanten Informationen öffentlich verfügbar sind. Die Kosten seien deshalb der entscheidende Erfolgsfaktor und kostengünstige Index-Fonds die effizienteste Art zu investieren.

Gemäss Professor Andrew Clare vom Lehrstuhl für Vermögensverwaltung an der Cass Business School in London sind passive Fonds deshalb so beliebt, weil vieles darauf hindeutet, dass die Theorie effizienter Märkte zutrifft und aktive Fondsmanager den Markt auf lange Sicht nicht übertreffen können, insbesondere unter Berücksichtigung der Gebühren. Ein weiterer Faktor sei das zunehmende Kostenbewusstsein der Anleger.

Die Befürworter des aktiven Anlegens sind hingegen überzeugt, dass es immer Gelegenheiten geben wird, falsch bewertete Aktien ausfindig zu machen, und dass der entsprechende Aufwand die zusätzlichen Kosten rechtfertigt. Zudem könnten aktive Manager schneller auf neue Marktsituationen reagieren als passive. Dadurch liessen sich zusätzliche Renditen erzielen oder Verluste bei Markteinbrüchen vermeiden.

Geografische Unterschiede

In den 1960er- und 1970er-Jahren war aktives Investieren die Norm, weil viel weniger Informationen über Unternehmen zur Verfügung standen. Dies erleichterte es Managern, falsch bewertete Aktien zu identifizieren. Mit der zunehmenden Informationsflut wurde es aber für sie immer schwieriger, den Markt zu schlagen - insbesondere in den USA, dem grössten und informationsreichsten Markt. Hingegen zeigen verschiedene Studien, dass ausserhalb der USA mittels aktiven Managements noch immer positive Ergebnisse erzielt werden können, wenn man auf die richtigen Fondsmanager setzt.

Für viele Vermögensverwalter besteht das optimale Portfolio deshalb aus einem Mix passiver und aktiver Elemente. Passiv in denjenigen Bereichen, wo es unwahrscheinlich ist, den Markt übertreffen zu können, und aktiv dort, wo das Potenzial hierfür grösser ist.

Die Debatte geht weiter

Zur Frage aktiv versus passiv erscheinen immer wieder neue Studien, die aber keinen eindeutigen Schluss zulassen. Eine Untersuchung von S&P Dow Jones Indices aus dem Jahr 2016 zeigt beispielsweise, dass rund 90 Prozent der aktiven Manager über einen Zeitraum von einem, fünf und zehn Jahren die jeweiligen Indices nicht übertreffen konnten, sofern auch die Gebühren berücksichtigt werden. Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangte eine Studie der Ratingagentur Standard & Poor's in 2018: Über einen Zeitraum von zehn und 15 Jahren hätten rund 80 Prozent der aktiven Manager ihre Benchmarks, also den Vergleichsindex, unterschritten.

Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt hingegen eine von der UBS im Jahr 2016 durchgeführte Studie. Sie zeigt, dass aktive Manager ihre passive Konkurrenz nach Gebühren zwischen 2000 und 2016 um 0.78 Prozent pro Jahr übertroffen haben. Ebenso ergab eine Studie der britischen Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA), dass aktive Fonds seit 2003 jedes Jahr eine um 0.84 bis 1.2 Prozent höhere Performance erzielten, als passive Fonds - wiederum nach Abzug der Gebühren.

Aktive Faktoren

Wo sind also aktive und passive Ansätze am sinnvollsten? Eine umfassende Studie der Universität Zürich aus dem Jahr 2019 zeigt, dass aktive Anlagen in Nicht-US-Aktien erfolgreicher sind als solche, die in US-Aktien investieren. Gemäss Markus Leippold, Professor für Financial Engineering an der Universität Zürich, hänge aktive Manager-Outperformance von der Reife und der Wettbewerbsintensität eines Marktes ab. In jüngeren oder weniger effizienten Märkten gelinge es aktiven Managern eher, Indexfonds zu übertreffen; in reiferen Märkten wie den USA sei es genau umgekehrt. Zu einem ähnlichen Schluss, dass nämlich aktives Management in den USA wenig erfolgreich ist, kommen auch andere Studien.

Anders präsentiert sich die Situation in Grossbritannien. Für aktive Manager ist es hier vor allem interessant, in mittelgrosse Unternehmen (Mid Caps) zu investieren. So zeigt beispielsweise eine Untersuchung des Finanzinformationsdienstes Morningstar aus dem Jahr 2019, dass 78 Prozent der aktiven britischen Mid-Cap-Aktienfonds die passiven Renditen über einen Zeitraum von zehn Jahren übertroffen haben.

Der Markt entscheidet mit

Die Studie der Universität Zürich zeigte auch auf, dass aktive Manager in Zeiten unerwarteter Kursschwankungen eher unterdurchschnittlich abschneiden, in ruhigeren Märkten jedoch eine bessere Performance erzielen. Dies deutet darauf hin, dass Investoren langfristig in aktiven Anlagen engagiert bleiben und sich darüber bewusst sein sollten, dass sie den Markt nicht in jeder Periode schlagen können. 

Ein weiteres Ergebnis: Höhere Gebühren bedeuten nicht automatisch eine bessere Performance. Es empfiehlt sich daher, aktive Fonds mit zu hohen Gebühren zu vermeiden, da diese die Rendite entsprechend schmälern.

Vorsicht bei Fonds mit geringem Aktivanteil, die sich trotzdem als aktiv vermarkten.

Anleger sollten vorsichtig sein bei Fonds, die nur einen geringen Aktivanteil aufweisen, sich aber trotzdem als "aktiv" vermarkten und entsprechende Gebühren verlangen. Sie erzielen eine ähnliche Rendite wie ihre Indices und schneiden nach Gebühren oft schlechter ab.

Im Gegensatz dazu haben Fonds mit hohem Aktivanteil ihre Indices tendenziell geschlagen. Die Analyse der Investmentbank Natixis zeigt beispielsweise, dass hochaktive Aktienstrategien den S&P 500 auf lange Sicht übertreffen konnten.

Hilfreich ist für aktive Anleger auch eine langfristige Perspektive mit Haltefristen von über 24 Monaten. Solche Anlagestrategien haben ihre Benchmarks um 2,2 Prozent pro Jahr übertroffen, wie eine gemeinsame Untersuchung des Finanzprofessors Martijn Cremers und Portfoliomanagers Antti Petajisto zeigt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es den Königsweg nicht gibt. Sowohl aktive als auch passive Investmentstrategien bieten Chancen, bergen zugleich auch Risiken. Deshalb raten Fachleute unerfahrenen Anlegern, sich bei der Fondsauswahl professionell beraten zu lassen.

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