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Market View & Insights
Eine neue Studie enthüllt die Strategien hinter den Erfolgen professioneller Anleger.
Einige Leute meinen, dass es kein Geheimrezept gibt, um die Anlagemärkte zu schlagen. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass einige professionelle Top-Investoren Strategien einsetzen, die über längere Zeiträume immer wieder funktioniert haben. Bei diesen Top-Investoren handelt es sich um die Stiftungsfonds amerikanischer Ivy-League-Universitäten. Diese geniessen den Ruf, die durchschnittliche Marktperformance konsistent übertreffen zu können. Eine kürzlich publizierte Studie der Universität Cambridge hat gezeigt, dass deren Erfolgsgeheimnisse im disziplinierten antizyklischen Investieren, im frühzeitigen Einstieg in neue Anlageklassen sowie im Einsatz professioneller Anlagemanager liegen.
Antizyklisch zu investieren bedeutet, den Herdentrieb an den Anlagemärkten zu vermeiden, und damit bei tiefen Kursen zu kaufen und bei hohen Kursen zu verkaufen. Das mag einfach erscheinen, aber die meisten Anleger, auch professionelle, scheitern in der Praxis an dieser Aufgabe. Gründe hierfür sind Emotionen wie Angst und Gier sowie die Herdenmentalität. So hat die Wissenschaft eine erstaunliche Anzahl von kognitiven Fehlern aufgedeckt, die das Anlegerverhalten prägen. Diese Fehler sind gefährlich und können hohe Verluste verursachen. Umgekehrt bieten sich erfahrenen Anlegern, die über lange Zeiträume diszipliniert vorgehen können, auch Chancen.
Die Stiftungsfonds von Ivy-League-Universitäten wie Yale und Harvard konnten kognitive Fehler dank ihres langfristigen Anlagehorizonts und professioneller Disziplin über die Jahre weitgehend vermeiden. Nur wenigen anderen Anlegern ist dies gelungen, denn um die Kauf- und Verkaufsdisziplin aufrechtzuerhalten, muss man in emotionalen Zeiten wie bei einem Börsencrash, die Nerven behalten. Man muss auch mutige Entscheidungen treffen, beispielsweise seine Investitionen in risikoreichere Anlagen reduzieren, wenn die Aktienkurse unaufhaltsam zu steigen scheinen, und kaufen, wenn die Kurse ins Bodenlose zu fallen scheinen.
Solche Entscheidungen fallen dann besonders schwer, wenn andere Anleger der Herde folgen und so in einer euphorischen Blase die Preise in die Höhe treiben, oder wie Lemminge verkaufen, wenn die Preise abstürzen.
Es gibt aber Mittel und Wege, Disziplin zu bewahren, beispielsweise indem man strikte Regeln befolgt, die die Rolle von Emotionen reduzieren. Dazu gehören beispielsweise automatische Kaufs- und Verkaufslimiten oder die Überprüfung von Anlageentscheidungen durch unabhängige Dritte. Ein Anleger könnte zum Beispiel die Regel aufstellen, eine Aktie immer zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen, sobald diese um 10% gestiegen ist. Dieser Ansatz kann kurzfristig schmerzhafte Verluste mit sich bringen, aber langfristig zahlt es sich in der Regel aus, die Nerven zu behalten.
Die wissenschaftliche Studie von David Chambers, Elroy Dimson und Charikleia Kaffe von der University of Cambridge besagt, dass die Anlegerpsychologie historisch gesehen die Hauptursache für schlechte Anlageresultate ist. Andere Studien haben gezeigt, dass auch heute noch institutionelle Anleger, wie beispielsweise Pensionsfonds, dazu neigen, sich bei großen Marktausschlägen irrational und prozyklisch zu verhalten. Das bedeutet, dass die Anleger trotz des zunehmenden wissenschaftlichen Verständnisses von Verhaltensfehlern immer noch dazu neigen, Vermögenswerte zu kaufen, nachdem sie teurer geworden sind, und sie nach einem Kursrückgang zu verkaufen.
Gemäss den Cambridge-Wissenschaftlern macht die langfristige Ausrichtung der untersuchten Stiftungsfonds diese im Vergleich zu anderen institutionellen Anlegern weniger anfällig für Herdenverhalten. Um diese Hypothese zu testen, analysierten sie die Stiftungsfonds der 12 großen US-Universitäten, darunter diejenigen von Harvard, Princeton, Stanford und Yale. Sie untersuchten dabei, inwieweit die Fonds ihren Vorteil eines langen Zeithorizonts vor und nach den sechs größten Börsenkrisen zwischen 1900 und 2017 tatsächlich genutzt haben.
Bei den untersuchten Ereignissen handelte es sich um die Panik von 1907 (bei der Aktien um 38% fielen), den Wall Street Crash von 1929 (-84%), die wirtschaftliche Rezession von 1937 (-45%), den Börsencrash von 1973-74 (-43%), den Technologiecrash von 2000 (-43%) und die globale Finanzkrise von 2008 (-51%). Gemäss Chambers, Dimson und Kaffe bieten solche Extremereignisse Chancen für diejenigen Anleger, die bereit sind, sich gegen den Wind zu stemmen und antizyklisch zu handeln.
Für jede Krise berechneten sie die aktive Portfolioallokation der Stiftungsfonds in risikoreicheren Vermögenswerten wie Aktien und alternativen Anlagen und untersuchten, wie sich dies auf die Rendite im Vergleich zu einer passiven Anlage auswirkte. Dabei zeigte sich, dass die Stiftungen im Durchschnitt ihren langen Anlagehorizont nutzten, um in Krisenzeiten antizyklisch zu investieren - insbesondere indem sie ihre Allokation in risikoreiche Vermögenswerte in den drei Jahren nach einer Krise erhöhten, wenn die Preise unter ihre Höchststand gefallen waren.
Ebenso verringerten sie ihr Engagement in risikoreicheren Vermögenswerten, als die Märkte während der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und der Finanzkrise 2008 auf unhaltbare Niveaus gestiegen waren. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie vielleicht sogar besser darin werden, künftige Probleme vorherzusagen oder sich davor zu schützen.
Im Gegensatz dazu legten Kleinanleger und andere Investoren, denen der Vorteil eines langen Anlagehorizonts fehlte, ein stark prozyklisches Verhalten an den Tag, so die Studie.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die guten Renditen von Ivy-League-Fonds seit den 1960er Jahren war die frühzeitige Übernahme relativ neuer oder wenig genutzter Anlageklassen der damaligen Zeit. Im Vergleich zu Nicht-Ivy-League-Fonds begannen sie insbesondere in den 1960er Jahren mehr in Aktien und in den 1980er Jahren mehr in aktienähnliche alternative Anlagen zu investieren. Heute haben alternative Anlagen Aktien als dominierende Anlageklasse in den größten Universitäts-Stiftungsfonds abgelöst, mit einer durchschnittlichen Gewichtung von fast 50%.
Diese Übergewichtung von Aktien und alternativen Anlagen hat zu den guten Renditen von Stiftungen seit den 1950er Jahren beigetragen, so die Forscher aus Cambridge.
Ein weiterer Erfolgsfaktor war schliesslich die allmähliche Professionalisierung der Verwaltung von Stiftungsvermögen seit Mitte des 20. Jahrhunderts, die mit der Entstehung des Chartered Financial Analyst (CFA) Institute zusammenhängt.
Mit Engagement, Ausbildung und Disziplin können Anleger die Auswirkungen von Verhaltensfehlern in ihren Portfolios vermindern. Je mehr man also über deren Funktionsweise weiss, desto besser. Man sollte auch nicht vergessen, dass Aktien und alternative Anlagen für die Maximierung der langfristigen Renditen entscheidend sind.
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz eines professionellen Vermögensverwalters, der eine ähnliche Strategie wie die Stiftungen verfolgt und der in antizyklischen Investitionen, Aktien- und alternativen Märkten sowie in der Bewertung neuer Anlagen geschult und erfahren ist.
Die Fürstenfamilie von Liechtenstein legt ihr Vermögen gemäss der Fürstlichen Strategie an. Seit mehr als 22 Jahren verwaltet die LGT die Fürstliche Strategie. Alternative Anlagen machen einen überdurchschnittlich hohen Anteil der Strategie aus - dieser Fokus macht sie zu einem der weltweit wenigen für Privatanleger zugänglichen Anlagekonzepte mit einer Kombination aus traditionellen und alternativen Investments. Ziel der Fürstlichen Strategie ist, einen nachhaltigen und langfristigen Wertzuwachs mit moderater Volatilität zu erzielen. Für die strategische Vermögensaufteilung hat die LGT eine eigene Methodik entwickelt - zentral sind dabei die Szenarioplanung, die Diversifizierung über alle investierbaren, globalen Märkte hinweg und der langfristige Anlagehorizont. Damit ähnelt die Strategie den Anlagekonzepten renommierter US-amerikanischer Stiftungsfonds wie Harvard, Yale und Princeton.