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April 2025 - das Wichtigste in Kürze

Während wir durch das erste Quartal 2025 navigieren, erlebt die Weltwirtschaft bedeutende Veränderungen, die zunehmend grundlegende Überzeugungen in Frage stellen. Die Widerstandsfähigkeit, die 2024 zu beobachten war, ist einem komplexeren Umfeld gewichen: Die unberechenbare US-Politik, der chaotische Handelskrieg, geopolitische Spannungen und europäische Fiskalpläne beginnen nun Auswirkungen zu zeigen, und der langjährige US-Exzeptionalismus in Sachen Wachstum scheint zu schwinden.

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  • Autor Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
  • Lesezeit 7 Minuten

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© Shutterstock

Mit der neuen Trump-Regierung sieht sich die US-Wirtschaft Gegenwind ausgesetzt: Das Konsumentenvertrauen hat sich abgekühlt und die anhaltende Inflation, gepaart mit Ängsten vor zunehmendem Protektionismus, hat die Erwartungen an Zinssenkungen gedämpft. Dies hat uns veranlasst, unsere Prognose für das US-BIP-Wachstum für 2025 auf 1.5% nach unten zu korrigieren. Wir stellen auch das Wachstum der US-Unternehmensgewinne in Frage, das in den Konsensschätzungen widergespiegelt wird, und erwarten weitere Abwärtskorrekturen. Dies hat uns dazu veranlasst hat, eine taktische "Untergewichtung" in US-Aktien vorzunehmen.

Im Gegensatz dazu zeigt Europa Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung. Bedeutende angekündigte Fiskalpakete, wie Deutschlands EUR 500 Milliarden Investition in Militär und Infrastruktur und die EUR 800 Milliarden Verteidigungsausgaben der EU, sollen das Wachstum ankurbeln. Dieser fiskalische Stimulus wird voraussichtlich die Wachstumslücke zwischen den USA und Europa verringern und neue Investitionsmöglichkeiten bieten. 

Trotz der Herausforderungen durch geopolitische Spannungen und unberechenbare Handelspolitiken sind wir gut vorbereitet, um sicher durch dieses Umfeld zu steuern. Unser diversifizierter Investmentansatz, kombiniert mit einem Fokus auf hochwertige Vermögenswerte, stellt sicher, dass wir Risiken effektiv managen können, während wir nach Wachstumsopportunitäten suchen. Unser Engagement, Ihr Vermögen zu schützen und zu vermehren, bleibt unsere oberste Priorität, und wir sind zuversichtlich, dass wir diese turbulenten Zeiten mit Umsicht und Weitblick meistern.

Makroökonomisches Umfeld

Die globale Wirtschaft zeigte sich bis Ende 2024 robust, doch 2025 kühlt der US-Konsum spürbar ab, während Inflation und Protektionismus die Zinssenkungshoffnungen zunichtemachen. Gleichzeitig destabilisiert der eskalierende US-Handelskrieg die Weltwirtschaft, wohingegen europäische Fiskalpläne auf dem alten Kontinent für Aufbruchstimmung sorgen. Die US-Wachstumsdynamik schwindet, während die Eurozone eine Erholung erlebt; dennoch bedeutet die aktuelle Wachstumsverlangsamung wohl weiterhin erhöhte Finanzmarktvolatilität. 

Anlagestrategie

Das Marktnarrativ hat sich weiterentwickelt und konzentriert sich nun auf den potenziellen Schaden für die US-Wirtschaft, einschliesslich der Unsicherheit, die durch die Änderung der US-Handelspolitik entsteht. Der Rückgang an den Aktienmärkten ist in den USA und in technologiebezogenen Segmenten besonders ausgeprägt und scheint sich nicht wesentlich über Aktien hinaus auszudehnen. Wir betrachten dies daher als eine Korrektur, die vorerst begrenzt und angesichts des veränderten wirtschaftlichen Umfelds weitgehend rational ist. Folglich ändern wir nicht unsere Risikobereitschaft, wie sie sich in unserer taktischen Anlagestrategie widerspiegelt, sondern passen unsere Positionierung innerhalb der Aktien an, während wir die anderen Anlageklassen unverändert belassen. Bei Aktien reduzieren wir US-Aktien im Vergleich zur strategischen Gewichtung auf "Untergewicht" und erhöhen Schweizer Aktien auf "Übergewicht". Aktien aus dem Euroraum bleiben unverändert bei "Übergewicht", während wir Aktien aus Schwellenländern weiterhin auf "Untergewicht" halten.

Aktienstrategie

Die positive Dynamik bei europäischen Aktien wird sich voraussichtlich fortsetzen, wobei der MSCI-Eurozone-Index seine zehnjährige Durchschnittsbewertung erreicht. Trotz potenzieller Herausforderungen durch die US-Handelspolitik, die sich auf bestimmte europäische Branchen auswirken, wird erwartet, dass umfangreiche fiskalische Anreize der EU und Deutschlands die Stimmung heben und die Aktienkurse stützen werden. Auch Schweizer Aktien sind attraktiv, da sie von einer Aufhellung der europäischen Wirtschaftstätigkeit aufgrund der fiskalpolitischen Anreize profitieren. Schweizer Aktien bieten defensive Stabilität mit geringerer Empfindlichkeit gegenüber globalen Marktschwankungen, was sie im derzeit unsicheren Umfeld attraktiv macht. Folglich haben wir die Position in Schweizer Aktien in unserer taktischen Portfolioallokation auf "Übergewichten" erhöht.

Anleihenstrategie

Die Anleihemärkte waren im vergangenen Monat erneut von starken Schwankungen geprägt, die durch die massiven Fiskalprogramme in Europa ausgelöst wurden und das lange Ende der Eurokurve deutlich nach oben drückten. Während strukturelle Faktoren langfristig für höhere Renditen sprechen, sind wir kurzfristig der Ansicht, dass die Märkte möglicherweise überreagiert und die kurzfristige Umsetzung der Fiskalpolitik überschätzt haben.

Währungsstrategie

Die anfängliche Stärke des US-Dollar nach den Wahlen hat sich angesichts der Besorgnis über die unberechenbare Politik, einen schwachen Arbeitsmarkt und eine nachlassende Wirtschaftsdynamik abgeschwächt. Die renditegetriebene Unterstützung für den USD lässt nach, während strukturelle Schwächen wie die hohe Verschuldung und das anhaltende Leistungsbilanzdefizit die Aussichten belasten. Gleichzeitig profitiert der Euro von der verbesserten Stimmung in der Eurozone und stabileren politischen Rahmenbedingungen. Allerdings könnte eine Erholung des US-Wachstums nach einem durch Goldimporte bedingten Rückgang dem Greenback kurzfristig etwas Unterstützung bieten. Eine mögliche Verschärfung des Rezessionsrisikos in den USA würde sich aber wahrscheinlich auf die Weltwirtschaft und insbesondere auf die exportabhängige Eurozone auswirken, was den Euro belasten und diese Prognose auf die Probe stellen könnte. Wir prognostizieren EUR/USD bei 1.07 in sechs Monaten und bei 1.09 in zwölf Monaten.