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EZB hält Zinsen stabil, senkt aber Inflations- und Wachstumsprognose

Die Europäische Zentralbank (EZB) beliess wie erwartet das Leitzinsniveau vorerst unverändert. EZB-Präsidentin Lagarde deutete aber mit einer Reduktion der Inflations- und Wachstumsprognosen eine Zinslockerung im Laufe dieses Jahres an. US-Notenbankpräsident Powell unterstrich unterdessen anlässlich der zweiten Anhörung vor dem US-Senat, dass die Fed "nicht mehr weit" entfernt sei, ihre Geldpolitik zu lockern. An der New Yorker Börse nahmen daraufhin die Aktienindizes ihre Rekordjagd wieder auf und auch in Asien tendierten die Börsen zum Wochenschluss mehrheitlich höher. 

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Alessandro Fezzi, LGT
Lesezeit
5 Minuten
EZB Lagarde
© Shutterstock

EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, der Prozess der Inflationsbekämpfung gehe weiter, aber man habe Fortschritte erzielt. "Wir sind deshalb zuversichtlicher, aber wir sind nicht zuversichtlich genug, und wir brauchen mehr Beweise, mehr Daten, und wir wissen, dass diese Daten in den nächsten Monaten kommen werden. Wir werden im April ein wenig mehr wissen und im Juni noch viel mehr", so Lagarde an der Pressekonferenz. Derzeit rechnen die Kapitalmärkte mit einer ersten Zinslockerung im Juni. Diese Annahme wurde auch durch die Anpassung der Inflations- und Wachstumsprognosen der EZB bestärkt. Die EZB geht nun von einem Wirtschaftswachstum von 0.6% im laufenden Jahr aus, während sie zuvor 0.8% prognostiziert hatte. Für 2025 wird eine BIP-Wachstumsrate im Euroraum von 1.5% und für 2026 von 1.6% in Aussicht gestellt. Die Inflationsprognose wurde von 2.7% auf 2.3% im Jahresdurchschnitt gesenkt und zeichnet somit für das laufende Jahr ein positiveres Bild. Im Februar ging die Inflationsrate in der Eurozone von 2.8% im Januar auf 2.6% zurück. Die Kerninflation, bei der Energie und Nahrungsmittelpreise ausgeklammert werden, blieb jedoch mit 3.1% auf hohem Niveau. Mit Blick auf die Zukunft geht die EZB davon aus, dass die Inflation im Jahr 2025 das angepeilte 2%-Ziel erreichen wird und sich 2026 weiter auf 1.9% abkühlt. In der Folge gingen die europäischen Anleiherenditen leicht zurück.

An der Wall Street setzten die Aktienindizes am Donnerstag dank der widerbelebten Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen ihre Rekordrally teilweise fort. Insbesondere im Technologiesektor war dies spürbar und die Indizes an der technologielastigen Nasdaq legte rund 1.6% zu. Der S&P 500 schloss rund 1% höher bei 5'157.36 Punkten und erreichte damit ebenfalls eine neue Bestmarke. Der Dow Jones Industrial stieg um 0.3% auf 38'791.35 Punkte. Im Gegenzug sank die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere auf 4.09% und der US-Dollar verlor gegenüber dem Euro - in der Spitze kletterte EUR/USD bis auf 1.0949. Zuvor hatte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell gesagt: "Wir warten darauf, dass die Zuversicht wächst, dass sich die Inflation nachhaltig bei 2% bewegt. Wenn wir diese Zuversicht erlangen, und davon sind wir nicht mehr weit entfernt, wird es angebracht sein, mit der Rücknahme der Beschränkungen zu beginnen".

Unterdessen hat sich das Aussenhandelsdefizit der USA zu Jahresbeginn ausgeweitet. Gegenüber dem Vormonat erhöhte sich das Defizit um USD 3.2 Milliarden auf USD 67.4 Milliarden, womit das höchste Defizit seit April 2023 erreicht wurde. Während die Exporte im Januar um lediglich 0.1% zum Vormonat gestiegen sind, erhöhten sich die Importe um 1.1%.

Die asiatisch-pazifischen Märkte legten zum Wochenschluss mehrheitlich zu, nachdem sowohl die Fed als auch die EZB mittelfristig eine Zinswende in Aussicht stellten. In Tokio stieg der Nikkei 225 um 0.7% und in Seoul kletterte der Kospi um 1.3%, während der Small-Cap-Index Kosdaq um 0.5% zulegte. Der Hang Seng-Index in Hongkong stieg um 1.1%, während der CSI 300 in China um knapp 0.2% höher notierte.

Der Goldpreis setzte am Donnerstag seine Rekordjagd fort und notierte an der Börse in London zeitweise bei einem Höchstwert von USD 2'161 je Feinunze. Auch in Euro gerechnet erreichte der Goldpreis stellenweise ein Hoch von EUR 1'982. Haupttreiber scheint die Aussicht auf sinkende Zinsen im Laufe des Jahres zu sein, aber auch geopolitische Risiken oder Goldkäufe der Zentralbanken.

In der Schweiz ist die Arbeitslosenquote im Februar leicht von 2.5% im Vormonat auf 2.4% gesunken, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) berichtete. Damit ist die Arbeitslosenrate erstmals seit Mai letzten Jahres wieder gesunken, dies habe aber laut Seco vor allem saisonale Gründe im Baugewerbe. Bereinigt um saisonale Effekte blieb die Arbeitslosenquote mit 2.2% unverändert.

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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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