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EZB setzt Zinserhöhungen fort - keine Pause in Aussicht

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Zinssätze erneut um 25 Basispunkte angehoben, ein Schritt, der von Anlegern weitgehend erwartet wurde. EZB-Präsidentin Christine Lagarde ging jedoch über die Markterwartungen hinaus, indem sie sagte, dass die EZB im Gegensatz zur US-Notenbank noch nicht einmal begonnen habe, eine Pause in ihrem aktuellen Erhöhungszyklus zu diskutieren. Eine weitere Erhöhung im Juli scheint damit sehr wahrscheinlich.

Datum
Autor
Shane Strowmatt, LGT
Lesezeit
5 Minuten

Christine Lagarde
© Shutterstock

Die EZB hatte am Donnerstag ihren Einlagensatz auf 3.5% angehoben, den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten. Neue Wirtschaftsprognosen der EZB deuten darauf hin, dass die Inflation langsamer als bisher erwartet zurückgehen und im Jahr 2025 2.2% erreichen wird. Selbst diese Rate läge aber noch über dem Ziel der Zentralbank von 2%. Die Euro-Wirtschaft ist zu Beginn des Jahres in eine leichte Rezession gerutscht, und die Inflation im Währungsgebiet liegt immer noch bei über 6%. Der Zinsschritt von 25 Basispunkten war an den Märkten weitgehend erwartet worden, aber die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen liess den Euro leicht steigen und setzte Anleihen unmittelbar nach der Ankündigung unter Druck.

Der EuroStoxx 50 schloss den Tag mit einem Minus von 0.25%. Bei den europäischen Einzelwerten fiel die Deutsche Bank um 2.9%, nachdem sie gewarnt hatte, dass die Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren in diesem Quartal um bis zu 20% zurückgehen könnten.

In der Schweiz deuteten die am Donnerstag veröffentlichten Daten darauf hin, dass die Inflation, die bereits die niedrigste unter den Industrieländern ist, in diesem Jahr weiter sinken wird. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) geht nun von einer Inflationsrate von 2.3% im Jahr 2023 aus und liegt damit etwas unter seiner vorherigen Prognose von 2.4% und auch unter dem Vorjahreswert von 2.8%. Für 2024 rechnet die Behörde weiterhin mit einer Inflation von 1.5%. Unterstützt wurde die rückläufige Inflationsthese am Donnerstag durch den Schweizer Produzenten- und Importpreisindex, der im Mai um 0.3% gegenüber dem Vormonat gesunken ist. Sinkende Preise für Erdölprodukte und Erdgas waren die treibenden Kräfte für die niedrigeren Inflationsdaten. Die Anleger erwarten mehrheitlich, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) in der kommenden Woche die Zinsen um 25 Basispunkte anheben wird. Der SMI beendete den Donnerstag als einer der wenigen europäischen Aktienindizes mit einem Plus von 0.22% im positiven Bereich.

In den USA legten die Einzelhandelsumsätze im vergangenen Monat zu, was die Stärke der Wirtschaft und den Kampf der US-Notenbank bei der Eindämmung der Inflation verdeutlicht. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Mai um 0.3% gegenüber dem Vormonat, nachdem sie bereits im April um 0.4% zugenommen hatten. Starke Einzelhandelskäufe signalisieren ein starkes wirtschaftliches Umfeld, was bedeuten könnte, dass die Inflation länger braucht, um zurückzugehen. Einen Tag zuvor hatte das Fed die aktualisierten Projektionen veröffentlicht, die eine etwas höhere Inflation als bisher vorgesehen auswiesen, und eine Pause in ihrem Zinserhöhungszyklus nach zehn aufeinanderfolgenden Erhöhungen angekündigt. Trotz der guten Einzelhandelsumsätze zeigen sich allmählich Risse im starken US-Arbeitsmarkt, denn die bereinigten Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung blieben letzte Woche mit 262’000 auf dem höchsten Stand seit Ende 2021. Eine Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt könnte dazu beitragen, den Inflationsdruck zu verringern.

In New York machte der Dow Jones Industrial seine Verluste vom Vortag wieder wett und schloss am Donnerstag mit einem Plus von 1.26% bei 34'408.06 Punkten. Der S&P 500 schloss um 1.22% höher bei 4'425.84 Punkten und der Nasdaq-100 beendete den Tag 1.20% höher bei 15'185.48 Punkten.

Im asiatisch-pazifischen Raum wurden die Aktienmärkte am Freitag ebenfalls höher gehandelt, nachdem die Bank of Japan ihre ultralockere Geldpolitik beibehalten und ihren Leitzins unverändert bei -0.1% belassen hatte. Die Zentralbank bekräftigte ihre Haltung, dass sich die Inflation Ende 2023 abschwächen wird. Wie erwartet wird die BoJ auch mit ihrer Obergrenze von 0% für zehnjährige Anleihen fortfahren. Der Nikkei 225 wurde nach der Ankündigung mit einem Plus von 0.4% gehandelt. Der Hang Seng Index in Hongkong stieg um 0.8%. Auf dem chinesischen Festland legte der Shanghai Composite um 0.3% zu, und der Shenzhen Component stieg um 0.6%. Der südkoreanische Kospi legte ebenfalls um 0.4% zu.

Unternehmensnachrichten im Fokus: Es werden heute keine bedeutsamen Unternehmensnachrichten erwartet.

Konjunkturdaten im Fokus: Verbraucherpreise und Arbeitskosten Eurozone (11:00 Uhr MEZ), Uni Michigan Verbrauchervertrauen (16:00).

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Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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