LGT Navigator

Japans Notenbank erhöht Leitzins und konkretisiert Verringerung des Anleihenkaufprogramms

Redaktioneller Hinweis: Aufgrund des Schweizer Nationalfeiertages erscheint die nächste Ausgabe des LGT Navigator am Freitag, den 2. August 2024.

Die Bank of Japan (BoJ) hat ihren Leitzins angehoben und ihren Fahrplan zur Reduzierung des Anleihekaufprogramms skizziert. Erstmals seit Dezember 2008 notiert der japanische Leitzins damit höher als 0.1%. Zudem betonte die BoJ, die Zinsen weiter anzuheben und den Grad der geldpolitischen Akkommodation anzupassen, sofern ihre wirtschaftlichen Prognosen eintreffen. Heute steht nun ganz der geldpolitische Entscheid der US-Notenbank (Fed) im Mittelpunkt des Interesses. Mit einer unmittelbaren Anpassung der Leitzinsen, sprich einer Zinssenkung, wird heute noch nicht gerechnet, sondern erst im September, wobei eine Überraschung angesichts der letzten Inflationsdaten nicht völlig auszuschliessen ist.  

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Alessandro Fezzi, LGT
Lesezeit
5 Minuten
Bank of Japan
© Shutterstock

Die japanische Zentralbank hat ihren Leitzins auf "etwa 0.25 %" von bisher 0% bis 0.1% gestrafft. Die Notenbank betonte aber auch, dass die akkommodierenden finanziellen Bedingungen die Wirtschaftstätigkeit weiterhin stark unterstützen werden. Bis zum Ende des Fiskaljahres 2024 (bis zum 31. März 2025) prognostiziert die BoJ, dass die Kerninflationsrate 2.5% und in den Fiskaljahren 2025 und 2026 "etwa 2%" erreichen werde. Des Weiteren kündigte die Notenbank an, dass sie die monatlichen direkten Käufe von japanischen Staatsanleihen im Quartal Januar bis März 2026 auf etwa 3 Billionen Yen (knapp USD 20 Mrd.) pro Monat reduzieren wird (bisher etwa 6 Billionen Yen pro Monat). Die BoJ betonte jedoch, dass dieser Plan flexibel ist und auf der Sitzung im Juni 2025 eine Zwischenbewertung des Reduzierungsplans vornehmen werde.

In Tokio legte der Nikkei 225 um rund 0.2% zu und machte damit frühere Verluste wett, während der breit gefasste Topix um etwa 0.4% zulegte. Positiv zu Buche schlugen auch die Einzelhandelsumsätze, die im Juni im Jahresvergleich um 3.7% stärker als erwartet gestiegen waren. Der südkoreanische Kospi gewann 0.6%, wobei die Aktie des Schwergewichts Samsung Electronics um rund 1.6% zulegte, nachdem das Unternehmen einen Anstieg des Betriebsgewinns im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr gemeldet hatte . Der Small-Cap-Wert Kosdaq fiel hingegen um 0.8%. Der australische S&P/ASX 200 stieg um 1.3%. Der Hongkonger Hang Seng-Index legte um 1.9% zu und der CSI 300 des chinesischen Festlands gewann ebenfalls knapp 2%.

Wartet die Fed noch weiter ab oder lassen sich die Märkte überraschen?

Mit Spannung wird heute der Zinsentscheid der US-Notenbank (20:00 Uhr MEZ) sowie die anschliessende Pressekonferenz (20:30) verfolgt werden. Im Zentrum steht dabei nicht die Erwartung eines unmittelbaren Zinsschrittes, sondern eher die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell. Obwohl die Märkte heute noch nicht mit einer geldpolitischen Lockerung rechnen, so haben die jüngsten Daten zur Inflationsentwicklung in den USA, die Hoffnung auf eine Zinssenkung verstärkt. Gänzlich auszuschliessen ist daher ein "früher" Schritt der Fed nicht. Am Anleihenmarkt gab die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen weiter auf 4.14% nach.

Anhaltende Rotation - Microsoft enttäuscht mit schwächer als erwartetem Cloud-Wachstum

An der Wall Street verstärkte sich vor dem heutigen Zinsentscheid die jüngste Rotation. Der Dow Jones Industrial gewann 0.5% und beendete den Handel bei 40'743.33 Punkten. Der S&P 500 gab hingegen um 0.5% auf 5'436.44 Punkte nach und an der Nasdaq 100 mussten die Indizes einen Tagesverlust von rund 1.4% hinnehmen. Im Zentrum standen nach Börsenschluss die Quartalszahlen von Microsoft. Diese vermochten angesichts des rapportierten Wachstumstempos im Cloud-Geschäft nicht vollends zu überzeugen und die Aktie fiel im nachbörslichen Handel zeitweise um mehr als 5%. Im weiteren Wochenverlauf folgen noch die Zahlen von Meta, Amazon und Apple.

Zuversichtlichere US-Konsumenten 

Im Gegensatz zur jüngsten Umfrage der Universität Michigan, hat sich das Verbrauchervertrauensbarometer des Marktforschungsinstituts Conference Board im Juli verbessert. Der Indikator stieg um 2.5 auf 100.3 Punkte und damit stärker als von Analystinnen und Analysten mit 99.7 Punkten erwartet. Optimistischer zeigten sich die befragten Konsumenten vor allem in ihrem Ausblick, während die Beurteilung der aktuellen Lage pessimistischer als im Vormonat ausfiel.

Uneinheitliches Wirtschaftswachstum im Euroraum

Die Euro-Wirtschaft konnte das Tempo im zweiten Quartal halten und überraschte mit einem etwas stärker als erwarteten BIP-Wachstum im zweiten Quartal von erneut 0.3%. Ökonomen und Ökonominnen hatten eine leichte Abschwächung der Wirtschaftsleistung, respektive eine BIP-Wachstumsrate von 0.2% prognostiziert. Zwischen den einzelnen Euroländern zeigten sich deutliche Unterschiede. Während das BIP in Spanien im Q2 um 0.8% zulegte, schrumpfte die deutsche Wirtschaft um 0.1%. Frankreich und Italien wiesen ein Wachstum von 0.3% bzw. 0.2% aus. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum, gemessen am "Economic Sentiment Indicator" (ESI), im Juli minimal eingetrübt hat. Der Indikator fiel gegenüber dem Vormonat um 0.1 auf 95.8 Punkte zurück, wie die Europäische Kommission meldete. Analystinnen und Analysten waren von einem stärkeren Rückgang auf 95.2 Punkte ausgegangen. Pessimistischer zeigten sich vor allem Industrieunternehmen.

Keine Erholung der deutschen Wirtschaft in Sicht

Der Rückgang Deutschlands Wirtschaft im zweiten Quartal ist nach Einschätzung des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden auf schwache Investitionen oder die Abkühlung der Weltkonjunktur zurückzuführen. Im ersten Quartal hatte das deutsche BIP noch um 0.2% zugelegt. Die erste Zinssenkung der EZB im Juni scheint für die deutsche Wirtschaft noch keine durchschlagende Besserung gebracht zu haben und so bleibt Europas grösste Volkswirtschaft das Schlusslicht unter den G7. Eine Erholung scheint nicht in Sicht, wie beispielsweise der dreimalige Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindikators nahelegt. Unterdessen klettere die Inflationsrate in Deutschland wieder auf 2.3%, nachdem die Teuerung im Monat zuvor noch auf 2.2% zurückgegangen war.

Unternehmens- und Wirtschaftskalender

Unternehmensnachrichten im Fokus: Quartalszahlen von Rio Tino, Swisscom, Schneider Electric, Danone, HSBC, Adidas, Boeing, Fresenius, Mastercard, T-Mobile, Samsung Electronics, Meta, Albemarle, Qualcomm, Qiagen.

Konjunkturdaten im Fokus: SNB-Halbjahresergebnisse, Verbraucherpreise Eurozone, Frankreich und Italien. Arbeitslosenquote Deutschland, Bruttoinlandsprodukt Kanada, und aus den USA: ADP-Beschäftigungsbericht, Chicago PMI, ausstehende Hausverkäufe und FOMC-Zinsentscheid (20:00 Uhr) mit Pressekonferenz (20:30 Uhr). 

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Herausgeber: LGT Bank (Schweiz) AG, Glärnischstrasse 36, CH-8027 Zürich
Redaktion: Alessandro Fezzi
Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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