The Strategist

Resistenter US-Konsument

Der amerikanische Konsument stand in den letzten Jahrzehnten immer wieder im Fokus der Finanzmärkte. Kein Wunder ist der Konsum doch für fast 70% der US-Wirtschaftsleistung und damit für knapp 20% des globalen Bruttoinlandprodukts verantwortlich. Daher scheint es sinnvoll, den Konsumenten in den USA von Zeit zu Zeit genauer unter die Lupe zu nehmen, insbesondere vor dem Hintergrund des dramatischen Zinsanstiegs in den letzten 12 bis 18 Monaten. 

Datum
Autor
Thomas Wille
Lesezeit
10 Minuten

US Konsum
© Shutterstock

In den letzten drei Jahrzehnten ist der US-Konsument als wichtigster Wachstumstreiber der weltgrössten Volkswirtschaft immer wieder abgeschrieben worden. Die Mahner wurden aber auch immer wieder eines Besseren belehrt. So zeigten sich die Amerikaner trotz stark gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise und einer Inflationsrate von fast 10% im Jahr 2022 überraschend resistent.  

Der durchschnittliche Benzinpreis pro Gallone (3.84 Liter) ist landesweit von 1.77 US-Dollar im zweiten Quartal 2020 auf über 5 US-Dollar im zweiten Quartal 2022 gestiegen. Obwohl die Benzinpreise in den letzten Wochen erneut leicht zulegten, zeigt die Statistik, dass das Preisniveau in den letzten 12 Monaten um 20% gesunken ist. Dies bedeutet sicherlich eine gewisse Entlastung für das Haushaltsbudget der Amerikaner. Bestätigt wurde dies auch dadurch, dass die Inflationsrate im Jahresvergleich mit 5.1% weniger stark gestiegen ist als die Kernrate (ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmittel) mit 5.6%. 

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Konstruktiver Ausblick

Ein weiteres Indiz für unsere konstruktive Haltung mit Blick auf den US-Konsum ist der Prozentsatz, den der durchschnittliche US-Privathaushalt benötigt, um seine Schulden zu bedienen. Nach dem enormen Anstieg der Zinsen in den USA ist diese Zahl von besonderer Bedeutung. Heute benötigt ein Haushalt im Durchschnitt weniger als 10%, respektive 9.7%, des verfügbaren Einkommens, um seine Schulden zu bedienen. Zum Vergleich; 1980 waren es 10.5%, 1990 11.7%, 2000 11.5%, 2010 12.0% und 2020 9.7%. Der Höchststand wurde vor der «Grossen Finanzkrise» mit 13.1% erreicht. In dieser Hinsicht kann also eine gewisse Entwarnung in Bezug auf die Rezessionssorgen gegeben werden.

Eine weitere wichtige Frage ist, wie es um die Finanzierbarkeit der US-Immobilien bestellt ist. In den USA binden viele private Haushalte ihre Immobilien mit langfristigen Hypotheken, die in der Regel eine Laufzeit von 30 Jahren haben. Diese sehr langfristigen Hypotheken sind in den letzten 18 bis 24 Monaten von 3% auf mittlerweile fast 7% angestiegen. Da aber ein Grossteil der privaten Hypotheken in den USA in der Niedrigzinsphase 2019-2021 (3% bis 4%) refinanziert wurde, dürfte der Anstieg für die Verbraucher verkraftbar sein.

Das Umfeld für Konsumenten bleibt aber schwierig

Trotz dieser Argumentation dürfen wir nicht vergessen, dass sich die US-Wirtschaft in einem Abschwung befindet. Dies hat zur Folge, dass der amerikanische Konsument bei seinem alltäglichen Einkauf genauer hinschauen wird. Unternehmen, Industrien und Sektoren werden davon ganz unterschiedlich betroffen sein. Aus diesem Grund sind wir nach wie vor der Meinung, dass die Selektion innerhalb der Anlagekategorie der Schlüssel zum Erfolg ist.

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