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Anlagestrategien

Anlagechancen jenseits der Glorreichen Sieben

Die Software- und Halbleiterbranchen bieten zahlreiche Möglichkeiten, um ein aus Technologie- und Digitalaktien bestehendes Portfolio zu diversifizieren - und zwar über die Glorreichen Sieben hinaus.

Datum
Autor
Maggie Elliott, Gastautorin
Lesezeit
5 Minuten

Die Logos der sieben grössten Unternehmen der digitalen Wirtschaft: Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.
© istock/MicroStockHub

Sieben grosse Unternehmen dominieren die Digitalwirtschaft, und es ist kein Zufall, dass sie auch den Grossteil der Anlegerrenditen an den boomenden Aktienmärkten des Jahres 2023 erwirtschaftet haben. Doch für Anleger, die ihr Portfolio über die "Magnificent Seven" - Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla - hinaus diversifizieren möchten, bieten mehrere Branchen im breiteren Technologieumfeld eine Fülle von Anlagechancen.

Technologieaktien dominieren die Anlagemärkte

Eine Person geht an einem grossen Apple Store vorbei
Apple ist mit seinen mobilen Geräten, die den Zugang zur digitalen Welt ermöglichen, allgegenwärtig. © Antonio Scattolon/A3/Contrasto/laif

Die "Magnificent Seven" sind allesamt Marktführer in ihren Branchen. Zusammen machen sie einen Grossteil der globalen und US-amerikanischen Aktienindizes aus, sowohl in Bezug auf die Marktkapitalisierung als auch auf die Rendite. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres entfielen 62 Prozent der Rendite des globalen MSCI World Index und stolze 84 Prozent der Rendite des US-Index S&P 500 auf diese Unternehmen.

Diese ungewöhnliche Situation ist ein Dilemma für die Anlegerinnen und Anleger. Engagements in den Glorreichen Sieben haben sich dieses Jahr bisher ausgezahlt. Weil diese Art der konzentrierten Wertentwicklung aber wahrscheinlich nicht von Dauer sein wird, stellt sich die Frage: Wie investiert man am besten für die Zukunft?

Thomas Schwarzenbach, Head of Portfolio Management Equities bei LGT Private Banking, sagt: "Anlegerinnen und Anleger sollten sich bewusst sein, dass jedes dieser Unternehmen sehr unterschiedlich ist und eigene Risiken und Chancen birgt. Zudem sind die "Magnificent Seven" nicht die einzigen Aktien, die bei der digitalen Transformation eine Rolle spielen, auch wenn sie zu einer erheblichen wirtschaftlichen Wertschöpfung beigetragen haben."

Bewährte Portfoliotechniken für das digitale Zeitalter

Verschiedene Strategien, die einzeln oder in Kombination angewendet werden, können Anlegerinnen und Anlegern helfen, sich für die Zukunft zu positionieren. Die hierfür genutzten traditionellen Portfoliotechniken reichen von der bewährten Aktienselektion über die Anpassung der Unternehmensgewichtungen innerhalb des Portfolios bis hin zur Diversifikation in neue Anlagechancen. Die Techniken bieten vielfältige Möglichkeiten zur Vorbereitung auf eine Zeit, in der die Performance der Glorreichen Sieben nicht mehr so glanzvoll sein wird.

Das Verständnis der Rolle, die jedes der sieben Unternehmen in seinem spezifischen Sektor spielt, kann Erkenntnisse für die Aktienauswahl liefern. "Dieser Prozess ist integraler Bestandteil des Portfoliomanagements bei LGT. Dabei können wir dank unseres breiten Wissens die Zukunftsaussichten jeder Aktie für sich alleine genommen und innerhalb ihrer Branche einschätzen", erklärt Schwarzenbach.

Wertkonzentration bei den sieben Oligopolen

Dass jedes Unternehmen der Glorreichen Sieben ausgesprochen gut abgeschnitten hat, hängt mit ihren mehr oder weniger oligopolistischen Stellungen innerhalb ihrer Branchen zusammen. Dadurch konnten sie von der durch den digitalen Wandel erzeugten Wertkonzentration profitieren.

Schwarzenbach führt als erstes Alphabet ins Feld: Dessen grössten Geschäftsbereich Google beschreibt er als "Schaufenster der Welt". Während wir früher nur physische Strassen hatten, in denen Unternehmen Immobilien an Geschäfte vermieteten, wovon sowohl die Immobiliengesellschaften als auch die Einzelhändler profitierten, sind die Schaufenster jetzt auch virtuell, global und allgegenwärtig.

Visualisierung von Daten in der Cloud
Für Microsoft hat die Wachstumsexplosion des Cloud Computing wie eine Frischzellenkur gewirkt. Seine Kunden scheuen die Kosten und den Aufwand, die mit dem Betrieb physischer Server und Rechenzentren verbunden sind. © Shutterstock/jullasart somdok

"Auch Apple ist durch seine Mobilgeräte, die den Zugang zur digitalen Welt eröffnen, allgegenwärtig", so Schwarzenbach. Meta hat mit seinem Fokus auf das Werbegeschäft grossen Erfolg und erobert im Zuge des digitalen Wandels Marktanteile von den traditionelleren Werbekanälen etwa im Print- und Fernsehbereich. Für Microsoft, das schon in der Vergangenheit ein Quasi-Monopol besass, hat die Wachstumsexplosion im Cloud Computing wie eine Frischzellenkur gewirkt. Der Trend geht zur Cloud, weil die Microsoft-Kundschaft die mit dem Betrieb von physischen Servern und Rechenzentren verbundenen Kosten und den Aufwand scheut.

Und doch ist die digitale Welt äusserst vielfältig

Ein Mann spricht auf einer Bühne vor einem Bild von Nvidia und GPU Computing.
Die Grafikprozessoren (GPUs) des Chipherstellers Nvidia mit CEO Jensen Huang an der Spitze sind im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sehr gefragt. © Keystone/EPA/Ritchie B. Tongo

Auch die beiden offensichtlichen Ausreisser, Nvidia und Tesla, verdanken ihren Erfolg dem digitalen Wandel - auch wenn ihr Weg an die Spitze etwas anders verlaufen ist. Die Grafikprozessoren (GPUs) des Chipherstellers Nvidia, die das Herzstück moderner Supercomputer bilden, haben reissenden Absatz gefunden. GPUs sind nicht nur in der Computerspieltechnologie und Verschlüsselungssoftware unverzichtbar, sondern insbesondere auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sehr gefragt.

Tesla hingegen ist als Autobauer laut Schwarzenbach kein Technologieunternehmen im eigentlichen Sinne. "Allerdings spielt Software bei Tesla eine entscheidende Rolle, und es ist unbestritten, dass das Unternehmen im Automobilbereich heute führend ist. So ist Tesla die treibende Kraft für Innovationen etwa bei den Batteriemanagementsystemen und im Aluminiumgussverfahren für die Karosseriefertigung."

Diese Erkenntnisse ermöglichen es Portfoliomanagern, die Aussichten dieser Aktien innerhalb ihrer eigenen Branchen zu betrachten. Letztere unterscheiden sich übrigens stark, auch wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung und in der Wahrnehmung des Marktes verknüpft werden. Zur Veranschaulichung dieser Unterschiede weist Schwarzenbach darauf hin, dass nur drei der Aktien, nämlich Apple, Microsoft and Nvidia, dem MSCI Technology Index angehören. Tesla und Amazon sind im MSCI Consumer Discretionary Index enthalten, Alphabet und Meta hingegen im MSCI Communications Services Index.

Aktiengewichtung und Diversifikation als wichtige Mittel des Risikomanagements

Die Aktienanalystinnen und -analysten der LGT behalten die kurz- und langfristigen Anlageaussichten für die sieben Aktien stets im Blick. Dabei berücksichtigen sie sowohl die internen Geschäftsprognosen dieser Unternehmen als auch ihre relativen Aussichten im Vergleich zu anderen Aktien der betreffenden Branche. Diese Analysen bilden die Grundlage für den Aufbau von Portfolios mit einem klaren Fokus auf das Risikomanagement

Ein Mann im Anzug schaut direkt in die Kamera und lächelt
Die Nachfrage nach effizienzsteigernder Software setzt viel Kreativität frei, sagt Thomas Schwarzenbach, Head Portfolio Management Equities bei LGT Private Banking.

Die Aktiengewichtungen innerhalb eines Portfolios können angepasst werden, um den Prognosen der jeweiligen Titel Rechnung zu tragen. Da die Glorreichen Sieben allesamt Schwergewichte in den allgemeinen Aktienindizes sind, ist die Anpassung der Titelgewichtungen ein wirkungsvolles Instrument. So lassen sich Aktien mit anhaltend positiven Aussichten übergewichten, während Titel, die vergleichsweise früh mit Gegenwind zu rechnen haben dürften, tendenziell untergewichtet werden. Diese Massnahmen können Anlegern zu kontinuierlichen attraktiven Anlageergebnissen verhelfen, selbst wenn die Wertentwicklung dieser Unternehmen auseinander läuft.

Schliesslich sind Anlegerinnen und Anleger gut beraten, sich zu vergegenwärtigen, welche positiven Auswirkungen die Diversifikation haben kann. Denn die Glorreichen Sieben sind nicht die einzigen Aktien, die auch in Zukunft vom weltweiten digitalen Wandel profitieren werden. Schwarzenbach empfiehlt Investorinnen und Investoren, im Bereich der Software- und Halbleiterindustrien nicht nur die Branchenriesen Microsoft und Nvidia im Auge zu haben, wenn sie ihre Allokation in die Digitalwirtschaft breiter diversifizieren wollen.

Investitionen in die Wegbereiter der digitalen Zukunft

"Die Softwareentwicklung steigert die Effizienz von Unternehmen erheblich, und dieser Trend wird sich fortsetzen", so Schwarzenbach. Und im riesigen Softwareuniversum tummeln sich Firmen verschiedenster Grössen, die in unterschiedlichsten Branchen sowie über verschiedene Branchen hinweg tätig sind. Selbst wenn Microsoft in Teilen einer Branche marktbeherrschend ist, kann die Nachfrage nach effizienzsteigernder Software grosse Kreativität freisetzen.

Visualiserung einer Datenstrasse
Die Halbleiterindustrie ebnet den Weg in die digitale Zukunft. Ob es um die Entwicklung von Chips oder die Herstellung von Werkzeugen und Maschinen für die Produktion geht - es ist ein komplexes Ökosystem, das nicht an Bedeutung verlieren wird. © Shutterstock/Gorodenkoff

Auch Halbleiter ebnen den Weg in die digitale Zukunft. "Interessanterweise ist dies ein Sektor mit zahlreichen hochprofitablen Unternehmen", sagt Schwarzenbach. Einige Unternehmen wie Nvidia entwickeln Chips, andere stellen sie her. Und wieder andere Firmen liefern die Werkzeuge und Maschinen zur Halbleiterproduktion. "Es ist ein komplexes Ökosystem, das auch in Zukunft nicht an Bedeutung verlieren dürfte", fügt er an.

Das Ziel: ein breit diversifiziertes Portfolio aus Technologie- und Digitalaktien

Wer als Anlegerin oder Anleger auf das Thema Digitaler Wandel setzen will, hat verschiedene Optionen. So kann man sich Gedanken darüber machen, wie sich ein Engagement in den Glorreichen Sieben aufrechterhalten oder nachjustieren lässt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, andere Akteure in der Technologie- bzw. Digitalbranche in Erwägung zu ziehen oder gar nach neueren oder kleineren Unternehmen Ausschau zu halten. Eines ist jedenfalls klar: Die Digitalwirtschaft wird über Jahre hinweg im Anlagefokus bleiben, und die Portfoliodiversifikation wird auch künftig eine wesentliche Rolle spielen.

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