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Market View & Insights
Warum das UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 3 einen Fahrplan für Unternehmenswachstum und Profitabilität sein kann.
Die 2015 verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) waren ein historisch einzigartiger Aufruf zur Sicherstellung von Frieden und Wohlstand für die Menschen und unseren Planeten. Sie fordern die Umsetzung von wirksamen Massnahmen bis 2030. Die 17 ehrgeizigen SDGs, die parallel zum Pariser Klimaabkommen von 2015 entwickelt wurden, fordern Regierungen, multilaterale Organisationen und Unternehmen auf, die enormen Probleme, mit denen die Welt konfrontiert ist, durch eine Reihe miteinander verknüpfter, messbarer Meilensteine anzugehen.
Im Zentrum von SDG 3 stehen Gesundheit und Wohlergehen in Form von spezifischen Zielvorgaben, die umfassende Entwicklungs- und Wachstumschancen für die Pharma-, Medizintechnik-, Sport- und Nahrungsmittelindustrie bieten. Diese Zielvorgaben umfassen folgende übergeordnete Ziele: eine gesteigerte Lebenserwartung, einen höheren Schutz vor Krankheiten und den Ausbau des Zugangs zu einem universellen Gesundheitswesen.
Im Zuge der verbesserten Gesundheitsversorgung und des zunehmenden Wohlstands ist die Lebenserwartung - und damit auch die Weltbevölkerung - rapide gewachsen. Im Jahr 1950 war die Erde noch von 2.5 Milliarden Menschen bevölkert. Heute sind es bereits über acht Milliarden, und bis zum Ende des 21. Jahrhunderts dürften es über zehn Milliarden sein. Dieses rasche Bevölkerungswachstum ist eine eindringliche Ermahnung, dass wir einen nachhaltigeren Lebensstil pflegen und die wertvollen Ressourcen unseres Planeten sparsam nutzen müssen.
Die Pandemie hat gezeigt, wie der Zugang zu Medikamenten verbessert werden kann.
"Im Zusammenhang mit SDG 3 ist es jedoch die sich verändernde demografische Verteilung, die neue Herausforderungen mit sich bringt", sagt Dr. Tilman Dumrese, Senior Equity Analyst bei LGT Private Banking. Der Anteil der über 65-Jährigen wird voraussichtlich von heute rund 10 Prozent auf 16 Prozent im Jahr 2050 steigen. "Das bedeutet, dass auch die Zahl der Menschen mit Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf- und anderen chronischen Erkrankungen zunehmen wird - ein Anreiz für Unternehmen der Gesundheitsbranche, wirksame und bezahlbare Therapien zu entwickeln", so Dumrese weiter.
Ein wichtiges Instrument für Investorinnen und Investoren ist der sogenannte "Access to Medicine"-Index. Er misst, wie die Pharmaindustrie den Zugang zu Medikamenten verbessert. Zu diesem Zweck analysiert der Index, wie 20 der weltweit grössten Pharmaunternehmen in 106 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen den Zugang zu Medikamenten zur Behandlung von insgesamt 82 Krankheitsbildern bzw. -erregern regeln.
Die Pandemie hat einige Fortschritte bei der Erreichung der SDG-3-Ziele gefährdet, aber auch gezeigt, wie der Zugang zu Medikamenten verbessert werden kann. Die Pharmaindustrie verstärkte ihre Anstrengungen zur Entwicklung neuer Impfstoffe und anderer Behandlungsmethoden und arbeitete mit Nachdruck daran, die Unterbrechung der Lieferketten zu minimieren - ein Lehrstück über die Komplexität von Logistiknetzwerken.
Innovative, von der Pharmaindustrie entwickelte Medikamente haben bereits wertvolle Beiträge zur Verbesserung der Lebensqualität und Verlängerung der Lebenserwartung geleistet - obwohl die Anzahl der diagnostizierten chronischen Erkrankungen steigt. Zu den Erfolgsbeispielen zählen etwa die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Bluthochdruck, die das Schlaganfallrisiko senken, oder die Entwicklung von Statinen zur Senkung schädlicher Cholesterinwerte.
Neben dem Einsatz neuer Medikamente ist die Früherkennung entscheidend.
Neue Behandlungsmöglichkeiten in den Bereichen Typ-2-Diabetes und Adipositas, wie Semaglutid, bieten ebenfalls langfristige Perspektiven zur Minderung der mit diesen Erkrankungen verbundenen Risiken. Auch bei der Behandlung verschiedener Krebserkrankungen waren und sind neue Therapeutika von entscheidender Bedeutung. "Es überrascht daher nicht", erklärt Tilman Dumrese, "dass die aktuellen Wachstumsprognosen für den globalen Pharmamarkt bei 6.4 Prozent pro Jahr liegen. Bis 2033 könnte sich der aktuell rund 1.5 Billionen US-Dollar schwere Markt auf nahezu 3 Billionen US-Dollar verdoppeln."
Neben dem Einsatz neuer Medikamente ist die Früherkennung entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Dies gilt insbesondere bei bestimmten Krebsarten. Medizintechnikunternehmen bieten diesbezüglich - von chirurgischen Instrumenten über bildgebende Diagnoseverfahren bis hin zu Überwachungsinstrumenten und Beatmungsgeräten - eine grosse Bandbreite an Möglichkeiten. Vor allem bei den Herstellern von Diagnostika ist der Innovationsdruck hoch. "Wir sehen darin einen der Haupttreiber für den Medizintechnik- und Diagnostika-Markt. Sein weltweiter Umsatz von geschätzten 610 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 könnte bis 2033 ein Volumen von rund 1 000 Milliarden US-Dollar erreichen", prognostiziert Tilman Dumrese.
Doch nicht nur Pharma- und Diagnostikunternehmen tragen dazu bei, die SDG-3-Ziele zu erreichen. Wachsender Wohlstand bedeutet, dass Bewegung, gesunde Ernährung und Wellness für immer mehr Menschen erschwinglich werden. So wird erwartet, dass der globale Sportartikelmarkt von heute USD 500 Milliarden auf fast USD 800 Milliarden im Jahr 2033 anwachsen wird. Gleichzeitig könnte sich der Markt für Gesundheit und Wellness bis 2033 auf USD 124 Mrd. mehr als verdoppeln.
"Wir sind überzeugt, dass die Bestrebungen zur Erreichung von SDG 3 interessierten Anlegerinnen und Anlegern langfristig hervorragende Chancen bieten werden", fasst Tilman Dumrese seine Überlegungen zusammen. Um die für Anlagen in Aktien typischen Risiken im Blick zu haben, ist es seiner Ansicht nach wichtig, sich dabei auf Unternehmen zu konzentrieren, die bestimmte Kriterien erfüllen. Hierzu zählt in erster Linie eine klare Strategie, um langfristig Marktanteile in einer von vier Schlüsselbranchen zu gewinnen: Pharma, Medizintechnik, Sportartikel sowie Ernährung und Wohlbefinden.
Zudem sollten die betreffenden Unternehmen über ein hohes Nachhaltigkeitsrating verfügen. "Dabei kommt der Dimension 'S' für 'Sozial' des ESG-Ratings (Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Rating; Environmental, Social and Governance) eine besondere Bedeutung zu, da sie eng mit SDG 3 verknüpft ist", sagt Tilman Dumrese. Der gesamtheitliche Nachhaltigkeitsansatz eines Unternehmens lässt sich beispielsweise an seiner Priorisierung der Menschen- und Mitarbeiterrechte sowie an seiner Übernahme von Verantwortung entlang der Lieferketten ablesen.
Fazit: Bei der Suche nach Anlagemöglichkeiten stellt SDG 3 mit seiner Ausrichtung auf ein gesundes Leben und auf das Wohlergehen für alle Altersgruppen ein nützliches Konzept für eine erfolgreiche themenorientierte Anlagestrategie dar.
Die LGT Experten analysieren laufend die globale Markt- und Wirtschaftsentwicklung. Mit unseren Research-Publikationen zu den internationalen Finanzmärkten, Branchen und Unternehmen treffen Sie fundierte Anlageentscheide.