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Anlagestrategien

Investieren, damit die Welt in Bewegung bleibt

Einer der grössten Megatrends unserer Zeit ist die Mobilität - und sie erlebt derzeit eine einschneidende Transformation. Welche Wege eröffnen sich Anlegerinnen und Anlegern, um neue Fortbewegungstechnologien zu unterstützen und davon im Idealfall zu profitieren?

Datum
Autor
Maggie Elliott, Gastautorin
Lesezeit
4 Minuten
Eine Grossstadtautobahn mit mehreren Ein- und Ausfahrten aus der Vogelperspektive
Der globale Wert der Mobilität wird bis 2030 auf über eine Billion USD geschätzt, wobei Trends wie Elektrofahrzeuge, autonome Fahrzeuge und andere Entwicklungen die Zukunft der Mobilität prägen werden. © Shutterstock/Funny Solution Studio

Die Geschichte des modernen Lebens ist eine Geschichte der Mobilität. Fahren und Fliegen, ob zur Arbeit oder zum Vergnügen, haben das letzte und dieses Jahrhundert geprägt. Doch die Vorboten einer Welt nach dem Ende der fossilen Brennstoffe legen nahe, dass wir Mobilität in Zukunft nicht mehr mit den Adjektiven "grösser" und "schneller" beschreiben werden. Die jüngste Pandemie mit ihren massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens und die Tatsache, dass Nachhaltigkeitsfragen immer mehr in den Vordergrund drängen, deuten darauf hin, dass sich das Wesen der Mobilität rapide verändert.

Dieser Wandel lässt sich an jeder Strassenecke beobachten. Die Parkhäuser und Parkplätze der Einkaufszentren bieten immer mehr Ladestationen für E-Fahrzeuge an. E-Bikes und E-Scooter - sogenannte "Mikromobilitätslösungen" - prägen zunehmend das Strassenbild. Und obwohl selbstfahrende (autonome, auch AVs (Autonomous Vehicles) genannte) Fahrzeuge bis jetzt noch kein alltäglicher Anblick sind, investieren die Automobilhersteller weiterhin grosse Summen in diese (potenziell disruptive) Technologie.

Der Trend geht weg vom fossilen Auto

Eine Person fährt in einer Stadt auf einem Scooter an einer Reihe geparkter Autos vorbei.
Technologischer Fortschritt ermöglicht ein neues Mobilitätsökosystem: Wie gestalten Verbraucherinnen und Verbraucher mit ihrem veränderten Verhalten den Übergang zu einer Welt mit weniger Autos? © Shutterstock/Canetti

Während der technologische Fortschritt ein neues Mobilitäts-Ökosystem ermöglicht, sind es die Verbraucherinnen und Verbraucher und ihr sich veränderndes Verhalten, die für den Übergang in eine Welt sorgen werden, in der es andere - und wahrscheinlich weniger - Autos geben wird.

"Kaum eine Erfindung hat uns so viel Mobilität gebracht wie das Automobil", sagt Dr. Tilman Dumrese, Senior Equity Analyst bei LGT Private Banking. "In der Europäischen Union entfallen heute rund 85 Prozent des motorisierten Personenverkehrs auf das Auto." Weltweit ist die Pkw-Gesamtzahl von rund 275 Millionen im Jahr 1978 auf 1.3 Milliarden im Jahr 2023 angestiegen, wobei die Verbreitung in den einzelnen Ländern ganz unterschiedlich ausfällt: In den USA kommen 868 Pkw auf 1000 Menschen, in China sind es nur 219.

Wichtiger für Investorinnen und Investoren ist jedoch die Frage nach dem Wachstum der Neuwagenverkäufe. "Für den Zeitraum 2005-2019 beläuft sich das Wachstum des Pkw-Weltmarktes auf stolze 42 Prozent", erklärt Dumrese. "Ohne China wäre das Wachstum mit vier Prozent allerdings deutlich geringer ausgefallen." In vielen westlichen Märkten stagnieren die Neuwagenverkäufe inzwischen oder sind sogar rückläufig.

Neue Gewohnheiten

Eine Person betankt ein Auto, im Hintergrund Bäume und Häuser.
Kein linearer Weg: Der Übergang zur Elektromobilität ist vielschichtig und betrifft neben den Konsumentinnen und Konsumenten auch die Automobilhersteller, die Lieferketten und die Regierungen, sagt Dr. Tilman Dumrese, LGT Private Banking. © Getty Images/Uwe Grejci

Zwar dominiert der private Pkw noch immer den Strassenverkehr, doch laut aktuellen Studien der Beratungsunternehmen McKinsey und KPMG ändern fast zwei Drittel der Befragten ihr Verkehrsverhalten aus Nachhaltigkeitsgründen. Dies zeigt sich zum Beispiel beim Absatz von Elektrofahrzeugen (EVs): Im Jahr 2022 betrug er weltweit mehr als zehn Prozent des Neuwagenabsatzes. Im Jahr 2023 ging er leicht zurück, doch "der Übergang zur Elektromobilität ist facettenreich und betrifft nicht nur die Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Automobilhersteller, sondern auch die Lieferketten und die Regierungen", wie Dumrese ausführt. Es dürfte daher kaum überraschen, dass dieser Entwicklungsprozess nicht linear verläuft.

Elektrofahrzeuge sind nicht die einzige Option.

Der Strukturwandel dieser Branche bietet eine ganze Reihe von attraktiven Anlagechancen. Elektrofahrzeuge sind zwar bereits verfügbar, ihre flächendeckende Einführung ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Die Automobilhersteller wetteifern aber nicht nur um Marktanteile; in Zusammenarbeit mit ihren Zulieferern befassen sie sich auch mit der Umgestaltung der Lieferketten und beschreiten neue Wege, um ihre Kundschaft mit massgeschneiderten Modellen und Dienstleistungen zufriedenzustellen.

Die etablierten europäischen und US-amerikanischen Autobauer stehen nun vor der Aufgabe, preiswertere Elektrofahrzeuge anzubieten. Diese sollten beispielsweise mit dem Angebot ihres chinesischen Konkurrenten BYD mithalten können, der weltweit auf den Markt drängt.

Alternative Antriebssysteme

Eine Tanksäule mit drei Zapfsäulen und der Aufschrift "Blue Hydrogen".
Bei der Herstellung von Wasserstoff werden heute grosse Mengen CO2 freigesetzt. Langfristig dürfte jedoch die Produktion von "grünem" Wasserstoff an Bedeutung gewinnen. © Keystone/Branko de Lang

Elektrofahrzeuge sind nicht die einzige Möglichkeit. Nahezu alle grossen Automobilhersteller entwickeln derzeit neue Antriebssysteme, z. B. auf Wasserstoffbasis. Dabei wird Wasserstoff aus einem Tank und Sauerstoff aus der Luft in einer Brennstoffzelle in elektrischen Strom umgewandelt, der den Motor antreibt und die Batterie lädt. "Die Vorteile liegen auf der Hand", merkt Dumrese an. "Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb lassen sich schnell betanken und verfügen über stabile Energiespeicher."

Schon heute werden Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb angeboten; die Kosten für die Brennstoffzellen und hochdrucksicheren Wasserstoffspeichersysteme sind allerdings noch vergleichsweise hoch und die erforderliche Infrastruktur in Form von speziellen Tankstellen ist noch dünn gesät. Ein weiteres Problem ist, dass die heutige Wasserstoffproduktion nicht so umweltfreundlich ist, wie sie sein sollte. Die Dampfreformierung von Erdgas, der aktuell am weitesten verbreitete Prozess, setzt grosse Mengen an CO2 frei. Langfristig dürfte aber vor allem die Erzeugung von "grünem" Wasserstoff durch Elektrolyse an Bedeutung gewinnen, sodass diese Hürde überwunden werden könnte.

Das moderne Auto ist quasi ein rollender Computer.

Dr. Tilman Dumrese, Senior Aktienanalyst

Unabhängig von der Treibstoffquelle benötigt jeder Pkw Reifen, Sicherheitsgurte, ein Steuerrad und eine Reihe von Sicherheitssystemen. Diese Bestandteile werden normalerweise von Zulieferern bezogen und sind Schlüsselkomponenten in der Mobilitätszulieferkette, sodass sich auch hier interessante Anlagechancen bieten können.

Eine Person am Steuer eines Fahrzeugs, Blick von hinten auf das Lenkrad und das Armaturenbrett
Auf Knopfdruck für den Fahrer: ein Datenzentrum. © Adobe Stock/Cavan Images

Die Elektromobilität und andere disruptive Mobilitätstechnologien ermöglichen radikale Effizienzsteigerungen dank datengestützter Dienstleistungen und Lösungen. "Das moderne Auto ist quasi ein rollender Computer", wie Dumrese anmerkt, "in dem mehrere hundert bis über tausend Chips verbaut sein können, die von der Antriebssteuerung über Fahrerassistenzsysteme bis hin zur Unterhaltungselektronik alles steuern"

Die Autobauer der Gegenwart und Zukunft arbeiten mit verschiedenen Zulieferern zusammen, um diese mehrwertgenerierenden Lösungen und Dienstleistungen zu entwickeln und in ihren neuen Modellen zu verbauen. Auch KI (künstliche Intelligenz) erschliesst ein enormes Potenzial im Mobilitätsbereich, nicht zuletzt im Hinblick auf die Entwicklung von selbstfahrenden Fahrzeugen. KI ist bereits ein integraler Faktor im Beschaffungs- und Herstellungsprozess und ebenso bei den sogenannten Life-Cycle-Services von Fahrzeugen; ihre Anwendungsgebiete dürften sich in Zukunft vervielfachen.

Zukunftsaussichten

Ein Mann in Anzug und Krawatte lehnt an einem Geländer und lächelt freundlich in die Kamera.
Dr. Tilman Dumrese, Senior Equity Analyst at LGT Private Banking

KPMG erwartet, dass der globale Wert der Mobilität bis 2030 auf über eine Billion USD ansteigen wird. Während Mobilitätstrends wie Elektrofahrzeuge und autonome Fahrzeuge die Schlagzeilen beherrschen, werden auch andere Trends die Mobilität der Zukunft beeinflussen. Die Nutzung von Privatfahrzeugen wird wahrscheinlich zurückgehen, insbesondere in städtischen Gebieten, wo Staus und Umweltverschmutzung die Regierungen dazu veranlassen, den Umstieg auf andere Verkehrsmittel zu fördern. Weltweit verzeichnet der Markt für Mikromobilität (E-Bikes und E-Scooter) ein rasches Wachstum, was sich vor allem in den europäischen Hauptstädten zeigt. In vielen Städten sind Fahrräder (mit und ohne Batterieantrieb) bereits das dominante Verkehrsmittel. Fahrgemeinschaften werden immer beliebter, zudem wird mit Hochdruck an Verbesserungen des intermodalen Verkehrs (Nutzung verschiedener Verkehrsmittel pro Weg) gearbeitet.

All diese Trends bilden den Megatrend Mobilität, der sowohl Chancen als auch typische Investitionsrisiken birgt. Den Anlegerinnen und Anlegern bietet der Strukturwandel im Mobilitätsbereich somit zahlreiche Möglichkeiten, attraktive Anlagechancen zu nutzen.

Marktinformationen unserer Research-Experten

So sehen wir die Märkte

Die LGT Experten analysieren laufend die globale Markt- und Wirtschaftsentwicklung. Mit unseren Research-Publikationen zu den internationalen Finanzmärkten, Branchen und Unternehmen treffen Sie fundierte Anlageentscheide.

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