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Market View & Insights
Silicon Valley ist nicht alles. Wir stellen sechs globale Tech Hubs vor und erklären, was sie für Gründerinnen, Gründer und Start-ups attraktiv macht.
Die ehemals "Bangalore" genannte Stadt mit fast neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hat hat jede Menge Stärken vorzuweisen. Dank der vielen Hochschulabsolventinnen und -absolventen, die das Bildungssystem hervorbringt, und der Legionen von Programmierinnen und Programmierern, die hier leben, gilt sie als Indiens wichtigster IT-Standort. Die Hauptstadt der Provinz Karnataka beherbergt eine Vielzahl weltweit erfolgreicher Technologieunternehmen, darunter die etablierten Outsourcing-Champions Infosys und Wipro, sowie Neugründungen wie der asiatische E-Commerce-Anbieter Flipkart oder Ride-Hailing-Dienst Ola. 2023 waren mehr als 30 "Unicorns" mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde USD hier ansässig. Rechnet man Biotech-, Halbleiter- und Rüstungsunternehmen sowie Forschungs- und Entwicklungszentren grosser US-Tech-Unternehmen hinzu, so ergibt sich ein Erfolgsrezept, das dem des kalifornischen Silicon Valleys ähnelt.
Schätzungen zufolge betreiben multinationale Unternehmen von Boeing über Mercedes-Benz bis zu Walmart mehr als 630 so genannte "Global Capability Centers" in der Stadt, und mehr als 85 Halbleiterunternehmen arbeiten an der Chip-Entwicklung. Der Ruf der Stadt als Südostasiens Start-up-Zentrum reicht zurück in 1970er Jahre, als ein neuer Vorort namens Electronic City aus dem Boden gestampft wurde. Seitdem sind viele andere Tech-Enklaven von Whitefield bis HSR Layout entstanden und haben den Ruf Bengalurus als Indiens Silicon Valley gefestigt.
Der breite und tiefe Talentpool, ein robuster Deal Flow sowie der Zugang zu Kapital und Exit-Möglichkeiten sorgen dafür, dass der Finanzinformationsdienst Pitchbook Bengaluru auf Platz 34 unter den weltweit besten Standorten für die erfolgreiche Gründung eines Start-ups einstuft.
Den wenigsten wird auf Anhieb der Name eines kenianischen Start-ups einfallen, vielleicht mit Ausnahme von M-Pesa. Die Plattform für Zahlungen per Mobiltelefon hat das Land seit ihrer Einführung 2007 im Sturm erobert, so dass heute rund zwei Drittel der Kenianerinnen und Kenianer das vom Mobilfunkanbieter Safaricom betriebene System nutzen. Nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls in Nairobi ansässigen Unternehmen M-KOPA, das Micropayments und die Miete von Haushaltsgeräten und Elektronik für Menschen ohne Bankkonto anbietet. Bislang hat das Unternehmen, in das die LGT bereits sehr früh über das Portfolio von Lightrock investiert war, mehr als eine halbe Milliarde Dollar für seine Expansion auf dem gesamten Kontinent eingesammelt, zuletzt in Südafrika und Ghana.
Kenias Hauptstadt mit ihren rund 4.5 Millionen Einwohnern ist einer der Lichtblicke auf dem Kontinent, wenn es um Technologieunternehmen geht - allerdings auf geringerer finanzieller Flughöhe als in den USA oder Europa. Laut dem Start-up-Genome Bericht 2023 beherbergt Nairobi 97 Prozent der Start-ups des Landes sowie regionale Niederlassungen vieler Multis. Google und Microsoft gehören zu jenen Unternehmen, die hier Forschungs- und Innovationszentren betreiben, und Microsoft hat unlängst angekündigt, zwei Stunden nordwestlich der Stadt ein mit Erdwärme betriebenes Rechenzentrum für seine ostafrikanischen Cloud-Dienste zu bauen.
An hausgemachten Erfolgsgeschichten, die sich meist um Mobiltelefone, e-Commerce, Landwirtschaft oder Cleantech drehen, herrscht kein Mangel. Beispiele sind BasiGo zum Leasing von Elektrobussen; Sun King, das Solaranlagen für Kundinnen und Kunden ohne Netzzugang installiert und finanziert und bereits mehr als 700 Millionen USD an Risikokapital eingesammelt hat; sowie Twiga Foods, das Landwirte mit städtischen Einzelhändlern zusammenbringt.
Impact-Anlegerinnen und -Anleger berücksichtigen bei der Verwaltung ihres Portfolios neben klassischen Finanzfaktoren vor allem soziale und ökologische Aspekte. Das LGT Partnerunternehmen Lightrock gehört zu den Pionieren im Impact Investing: Seit 2009 investiert Lightrock in nachhaltige und schnell wachsende Firmen in Afrika, Europa, Indien und Lateinamerika, die messbar zum Systemwandel beitragen.
Kaum eine andere Tech-Hochburg in den USA ist so stark und rasant gewachsen wie Austin, die texanische Landeshauptstadt. Sie ist der Heimatstandort des PC-Pioniers Michael Dell und Gastgeberin der einflussreichen South by Southwest-Konferenz (SXSW), die in den letzten 37 Jahren Zehntausende von Künstlerinnen, Künstlern, Kreativen, Gründerinnen und Gründern sowie Investorinnen und Investoren angelockt hat. Mit einer Bevölkerung, die bald die Millionengrenze knackt, ist Austin einer der attraktivsten Orte für Gründerinnen und Gründer, auch wegen dem Campus der University of Texas mit rund 52000 Studentinnen und Studenten.
Austins Erfolg geht auf eine strategische Entscheidung örtlicher Geschäftsleute, Politikerinnen und Politiker in den 1980er Jahren zurück, sich gezielt auf die Ansiedlung von IT-Unternehmen zu konzentrieren. Neben Dell sind heute die meisten grossen Tech-Marken dort präsent, umgeben von einem grossen Ökosystem von rund 2000 Tech-Unternehmen und Start-ups. Sie sind eingebettet in eine lebendige und eigenwillige Kunst- und Musikszene, die sich mit dem Slogan "Keep Austin weird" vermarktet. Dieses Motto prallt inzwischen jedoch auf die harten Realitäten des schnellen Wachstums: immer mehr Hochhäuser, Dauerstaus, den Zustrom neuen Geldes und Gentrifizierungsdruck.
Im Jahr 2023 wurden in Austin 416 Deals mit einem Volumen von 3.8 Milliarden USD abgeschlossen. Das war im Vergleich zu 2022 zwar ein Rückgang um 30 Prozent, aber immer noch ein beträchtlicher Teil aller amerikanischen VC-Investitionen. Wenn man das Wagniskapital pro Kopf betrachtet - ein Analysten-Trick, um Tech-Hubs unterschiedlicher Grösse zu vergleichen - liegt Austin an siebter Stelle in den USA, vor ungleich grösseren Ballungsräumen wie Seattle oder LA.
Die "Windy City" hat sich weiter entwickelt, ohne ihrer traditionellen Rolle als Transport-, Produktions- und Finanzzentrum untreu zu werden. Die Chicago Mercantile Exchange, die vom "Chicago Butter and Egg Board" zum führenden Handelsplatz für globale Derivate geworden ist, sitzt hier, ebenso wie zahlreiche grosse Fortune-500-Unternehmen. Sie stellen Kapital, Know-how, Mentorinnen und Mentoren bereit, um Start-ups aus dem Mittleren Westen unter die Arme zu greifen. Namhafte akademische Einrichtungen wie die University of Chicago und die Northwestern University bringen nicht nur Nobelpreisträger hervor, sondern tragen auch dazu bei, den Talentpool ständig aufzufüllen.
In Champaign, zwei Stunden südlich von Chicago, entwickelte 1993 ein bis dahin unbekannter Student namens Marc Andreessen den ersten Webbrowser namens Mosaic. Aus ihm wurde Netscape - ein entscheidender Motor des Dot.com-Booms der späten 1990er Jahre.
Viele der modernen Start-ups in und um "Chicagoland", wie die lokale Wirtschaftsförderung ihre Heimatstadt nennt, konzentrieren sich auf traditionell erfolgreiche Branchen der Region: von Finanztechnologie über Agrartechnologien bis hin zu Biowissenschaften. 2023 sammelten Start-ups in der Stadt insgesamt 4.73 Milliarden USD ein. Neben einem lokalen Ableger des landesweiten Accelerator-Programms Techstars betreibt die University of Chicago mit dem Polsky Center ihren eigenen Venture-Arm, um Erfinderinnen und Erfinder mit kommerziellen Partnern und Wagniskapital zusammenzubringen.
Mit der Aufnahme der "Techno-Kultur" in die Liste des nationalen Kulturerbes der deutschen Unesco-Kommission hat Berlin in diesem Jahr wieder einmal punkten können. Die schwer zu schlagende Partyszene zieht nicht nur nicht nur Touristinnen und Touristen an, sondern lockt auch Start-up-Talente in die 3.5-Millionen-Stadt - und das trotz des Rufs, den Deutschland für bürokratische Hürden und hohe Steuern geniesst.
Im Jahr 2023 gab es geschätzte 468 Tech-Start-ups in der Stadt, was einem Fünftel aller deutschen Neugründungen entspricht. 21 davon werden als "Einhörner" mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde USD gehandelt. Sie festigen Berlins Rolle als einer der dynamischsten Tech Hubs der Welt. Im europäischen Vergleich liegt die Stadt auf Platz 2, direkt hinter London (obwohl Pariser Start-ups im Jahr 2023 1.5 Milliarden USD im Vergleich zu Berlins einer Mrd. USD einsammelten).
Die internationale Anziehungskraft Berlins spiegelt sich in der Tatsache wider, dass jeder vierte Student aus dem Ausland kommt. Viele von ihnen wollen für Neugründungen arbeiten, bei denen Englisch die Standard-Bürosprache ist. Fintech, e-Commerce und Cleantech sind die Schwerpunkte von Start-ups, die in der deutschen Hauptstadt aus dem Boden spriessen. Ein Software-Ingenieur verdient in Berlin zwar weniger als im Silicon Valley oder in London (71.000 USD gegenüber 154.000 USD bzw. 78.000 USD), aber die deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten und die kulturelle Szene machen den Einkommensunterschied mehr als wett.
Die geschichtsträchtige Hauptstadt Kataloniens ist seit langem eine erstklassige Adresse für Tech-Konferenzen, vom Mobile World Congress bis zum IT-Symposium/Xpo der Beratungsfirma Gartner. "Barcelona ist ein sehr dynamischer Tech Hub, der Talente aus der ganzen Welt anzieht, insbesondere aus Lateinamerika", sagt Michael Schwieter, Leiter der neuen Digital Incubator Factory der LGT mit Sitz in der Stadt.
ACCIÓ, die Wirtschaftsentwicklungsagentur der Provinz, zählt mehr als 2200 Start-ups, die in der Region zu Hause sind. Zusammen mit bedeutenden Universitäten und den Innovationszentren grosser Unternehmen, zu denen neuerdings auch die Lufthansa Group gehört, bilden sie ein lebendiges Ökosystem. Barcelona unterstützt seine Gründer-Szene aktiv mit einem wachsenden Innovationscampus, der junge Unternehmen auf den Piers des alten Hafens beherbergt. Die Branchenvereinigung Tech Barcelona zählt mehr als 70000 Mitglieder, von denen viele im 22@District arbeiten, einem ehemaligen Zentrum der Baumwollindustrie, das sich als Mekka für Wissensarbeiterinnen und -arbeiter neu erfunden hat.
Dieser dynamische Schmelztiegel mit reicher Kulturgeschichte und Stränden direkt vor der Tür ist der Grund, warum die LGT Barcelona als Standort für ihr digitales Entwicklungszentrum auswählte. Der im April 2023 lancierte Aussenposten wird in Zusammenarbeit mit dem deutschen Softwareunternehmen GFT aufgebaut und hatte im Mai 2024 bereits 20 Mitarbeitende. Sie sollen neue digitale Angebote für die Bank und ihre Kundinnen und Kunden entwickeln. Es spricht für die Rolle der Stadt als Talentmagnet, dass in dem noch kleinen Team bereits 14 Nationalitäten vertreten sind.