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Fed und EZB sehen unterschiedliche Wege zu Zinssenkungen

Die Reden der Vorsitzenden einiger der grössten Zentralbanken der Welt zeichneten am Dienstag ein Bild unterschiedlicher geldpolitischer Pfade in den USA und Europa. Der Vorsitzende des Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, wies darauf hin, dass die Zentralbank die Zinssätze möglicherweise lange hoch halten müsse, um das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Dagegen zeigte sich die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, zuversichtlicher, was die Aussichten auf Zinssenkungen im Euroraum betrifft. Die Aktienmärkte zeigten sich nach den Äusserungen der Zentralbanker uneinheitlich.

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Autor
Shane Strowmatt, LGT
Lesezeit
5 Minuten

Powell
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Powell sagte, die jüngsten Inflationsdaten aus den USA trügen nicht dazu bei, die Zuversicht der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zu stärken, dass das Fed das 2%-Ziel bald erreichen werde. Darüber hinaus sei der Arbeitsmarkt nach wie vor stark, sagte er. In New York konnten sich die Aktienindizes nicht auf eine klare Richtung einigen. Der Dow Jones Industrial beendete die Sitzung am Dienstag mit einem Plus von 0.2%, während der S&P 500 um 0.2% nachgab. Der Nasdaq-100 verzeichnete einen leichten Zuwachs. Die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen am Dienstag an, wobei die Renditen für zweijährige Staatsanleihen nur knapp unter 5% notierten, nachdem sie zu Jahresbeginn noch bei etwa 4.25% gelegen hatten.

In Europa zeichnete sich ein anderes geldpolitisches Bild ab, als Lagarde anmerkte, dass die EZB bald mit Zinssenkungen beginnen müsse, wenn der derzeitige disinflationäre Trend anhalte. Die Mitglieder des EZB-Rates brauchen noch etwas Zeit, um Vertrauen in den Trend zu gewinnen, aber die Inflation bewegt sich im Rahmen der Erwartungen, sagte sie. Die Märkte erwarten, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung im Juni mit Zinssenkungen beginnen wird. Der Euro Stoxx 50 fiel am Dienstag um 1.4%.

Der Gouverneur der Bank of England (BoE), Andrew Bailey, bestätigte ebenfalls, dass sich die Inflation im Vereinigten Königreich in die richtige Richtung für eine Zinssenkung bewege, die Wirtschaft aber immer noch nahe der Vollbeschäftigung sei und es noch einige Zeit dauern werde, bis die Zinssätze gesenkt würden. Die am Dienstag separat veröffentlichten Daten zeigen, dass die Arbeitslosenquote im Vereinigten Königreich in den drei Monaten bis Februar auf 4.2% gestiegen ist, den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Die Delle auf dem Arbeitsmarkt könnte es der BoE leichter machen, bald mit einer Zinssenkung zu beginnen.

Bei den Einzelwerten fielen die Aktien der Bank of America am Dienstag um 3.5%, nachdem das erste Quartal aufgrund der Auswirkungen höherer Zinssätze rückläufig war. Die Aktien von Morgan Stanley legten dagegen um 2.5 % zu, nachdem die Bank im ersten Quartal einen Umsatz- und Gewinnanstieg im Jahresvergleich verzeichnet hatte. Letzte Woche hatte JPMorgan die Gewinnsaison mit Ergebnissen eröffnet, die unter den Erwartungen lagen.

In Europa fielen die Aktien von UBS am Dienstag um 2.7%, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte, dass der Schweizer Bankenriese möglicherweise sein regulatorisches Kapital um rund 20 Mrd. USD aufstocken muss. Letzte Woche hatte die Schweizer Regierung einen Plan zur Regulierung der grössten Banken des Landes vorgestellt, der unter anderem höhere Kapitalanforderungen und Sanktionen gegen das Bankmanagement vorsieht. Der Schweizer SMI beendete die Dienstagssitzung 1.8% niedriger.

In der asiatisch-pazifischen Region entwickelten sich die Aktienmärkte am Mittwoch ebenfalls uneinheitlich. In Tokio wurde der Nikkei 225 mit einem Minus von 0.8% gehandelt und in Südkorea verlor der Kospi 0.3%. In Australien legte der S&P/ASX 200 um 0.1% zu. Der Hang Seng Index in Hongkong fiel um 0.6%, während der Shanghai Composite um 1.2% zulegte.

Im Bereich der Makroökonomie hob der Internationale Währungsfonds seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 3.2 % an und lag damit 0.1% höher als bei seiner letzten Schätzung im Januar. Die Prognose für das kommende Jahr blieb unverändert bei 3.2% und wies darauf hin, dass Inflation und geopolitische Risiken das Wachstum bremsen könnten.

Die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen stiegen im April um 11.2 Punkte auf 42.9 Punkte und erreichten damit den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erwartet, dass die grösste europäische Volkswirtschaft in den nächsten sechs Monaten anziehen wird. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland bleibt jedoch auf einem niedrigen Niveau und steigt um 1.3 Punkte auf -79.2 Punkte. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem tiefen Einbruch, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpft im Gesamtjahr 2023 um 0.1 %. Der deutsche DAX war der einzige grosse europäische Index, der den Dienstag mit einem Plus von 0.1% im positiven Bereich beendete.

Unternehmensnachrichten im Fokus: Quartalszahlen von Alcoa, ASML, US Bancorp, Volvo.

Konjunkturdaten im Fokus: Verbraucherpreisindex Grossbritannien, Erzeugerpreise Grossbritannien, Verbraucherpreise Eurozone, Gouverneur der Bank of England Andrew Bailey spricht in Washington, EZB-Präsidentin Christine Lagarde spricht in Washington, Fed Beige Book USA.

 

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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG

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