LGT Private Banking House View

Oktober 2024 - das Wichtigste in Kürze

Die US-Wirtschaft bleibt stabil mit solidem Konsum, und die Fed hat die Zinswende vollzogen, um das Wachstum zu unterstützen. Während wir US-Aktien "Übergewichten", führen wir ein "Untergewicht" in japanischen Aktien ein. Anleihen bleiben "Untergewichtet", aber wir sehen Wert in Staatsanleihen zur Risikobalance und halten strategische Gewichtungen in Unternehmensanleihen.

Datum
Autor
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
Lesezeit
7 Minuten

House View Oktober 2024
© Shutterstock

Makroökonomisches Umfeld

Die US-Notenbank hat ihren Zinssatz um 50 Basispunkte gesenkt, eine entscheidende Antwort auf die jüngst scharf abkühlende Inflation sowie nachlassende Arbeitsmarktdynamik. Das vierte Quartal 2024 wird aller Voraussicht nach aufgrund der fortgesetzten globalen Schwäche im verarbeitenden Gewerbe, des abflachenden US-Konsumwachstums sowie der stagnierenden Nachfrage aus China wohl eher wachstumsschwach ausfallen. Der Dienstleistungssektor trägt zwar positiv zum Weltwirtschaftswachstum bei, verlangsamt sich jüngst jedoch auch. Positive wirkt sich immerhin aus, dass die Zentralbanken inzwischen Spielraum sehen, ihren übermässigen Fokus auf Inflationsbekämpfung etwas in Richtung Unterstützung des Wirtschaftswachstums und Arbeitsmarktes zu erweitern. 

Anlagestrategie

Das LGT Private Banking Europe Investment Committee behält das "Übergewicht" in globalen Aktien, insbesondere in den USA, bei und führt aufgrund erwarteter Volatilität und wirtschaftlicher Herausforderungen ein "Untergewicht" in japanischen Aktien ein. Bei festverzinslichen Wertpapieren, insbesondere Schwellenländern-Anleihen und alternativen Anlagen wie Insurance-Linked Securities, wird das "Untergewicht" fortgesetzt. Aktuelle Daten zeigen eine stabile US-Wirtschaft mit solidem Konsum. Dies veranlasste die Fed dazu, den Zinssenkungszyklus einzuleiten, den Leitzins um 50 Basispunkte zu senken und weitere Senkungen zur Stützung der wirtschaftlichen Stabilität in Aussicht zu stellen. Wir rechnen damit, dass der Leitzins der Fed bis Mitte 2025 auf 3.5% sinken wird. Trotz hoher Bewertungen, insbesondere bei US-Technologieunternehmen, sehen wir Potenzial in Sektoren, die von Zinssenkungen profitieren, und behalten den positiven Ausblick auf US-Aktien bei.

Aktienstrategie

Unsere Erwartung einer wirtschaftlich "weichen Landung" kombiniert mit einem eingeläuteten Zinssenkungszyklus bietet ein anhaltend konstruktives fundamentales Umfeld in den USA, weshalb wir an einem "Übergewicht" in US-Aktien festhalten. Die anstehende Berichtssaison für das dritte Quartal dürfte bestätigen, dass sich die Erholung des Gewinnwachstums fortsetzt, selbst gegen eine schwierigere Vergleichsbasis im Vorjahr. Im Gegensatz dazu nehmen wir eine vorsichtigere Haltung zu Japan ein. Die grundsätzlich erfreulichen strukturellen Entwicklungen werden kurzfristig von taktischen Wolken überschattet. Japan könnte den Höhepunkt seiner "Goldilocks-Wirtschaft" - d.h. solides Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig ultra-lockerer Geldpolitik und einem schwachen Yen - erreicht haben, während Risiken für Wirtschafts- und Gewinnwachstum sowie jene in der Geld- und Währungspolitik zugenommen haben. Wir stufen daher japanische Aktien auf "Untergewicht" zurück. Bei der Sektorenstrategie unterstreichen wir die Attraktivität zinssensitiver Sektoren in einem Umfeld fallender Zinsen. Eine Entlastung bei Refinanzierungskosten, ein wieder zunehmender relativer Vorteil hoher Dividendenrenditen und potenzielles Aufwertungspotenzial bieten angesichts fallender Zinsen ein ansprechendes Rendite-/Risikoprofil. Wir stufen sowohl den Versorger- wie auch den Immobiliensektor mit "Übergewicht" ein.

Anleihenstrategie

Wir behalten unsere neutrale Allokation in Staats- und Unternehmensanleihen bei und bestätigen unser "Untergewicht" in Schwellenländern (HC). Nach den starken Zinsbewegungen, insbesondere im USD-Raum, in die zu pessimistische Konjunkturaussichten eingepreist wurden, erwarten wir eine Gegenbewegung, die auch das lange Ende der Zinskurve betreffen dürfte. Hinzu kommt eine erhöhte fiskalpolitische Unsicherheit in den USA, weshalb wir uns bei Staatsanleihen am kurzen Ende positionieren, während wir bei EUR-Anleihen eine neutrale Durationsposition bevorzugen. Mit Ausnahme von EUR-Investment-Grade-Unternehmensanleihen erachten wir den Kreditmarkt als eher teuer bewertet. Die fundamentalen Kreditindikatoren deuten jedoch nicht auf eine bevorstehende Korrektur hin, weshalb wir in diesem Bereich neutral positioniert bleiben.

Währungsstrategie

Mit dem Näherrücken der US-Präsidentschaftswahlen werden die potenziellen Auswirkungen auf den US-Dollar zu einem Thema von zunehmend grossem Interesse. Nach der Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump am 11. September 2024 schwächte sich der Dollar leicht ab, was darauf hindeutet, dass der Markt Harris als Siegerin ansah. Der Wahlkampf könnte unterschiedliche Auswirkungen auf den Dollar haben: Ein Sieg Trumps könnte ihn aufgrund potenzieller Handels- und wachstumsfördernder Massnahmen vorübergehend ankurbeln, während ein Sieg von Harris zu einer rückläufigen Bewegung führen könnte, angetrieben durch zurückhaltende Erwartungen an die Federal Reserve. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass der Ausgang der Wahl globale Trends umkehren wird.

Kontakt aufnehmen