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Market View & Insights
Sowohl Private Equity als auch Private Debt können wertvolle Diversifikationsmöglichkeiten und risikobereinigte Renditen bieten.
In den letzten zwanzig Jahren ist die Anzahl an Unternehmen, die an öffentlichen Aktien- und Anleihenmärkten notiert sind, weltweit stetig zurückgegangen. Lässt sich daraus schliessen, dass die Unternehmen weniger auf Mittel angewiesen sind, um ihr Wachstum zu finanzieren? Im Gegenteil.
Heute nutzen immer mehr Unternehmen die privaten Märkte - sogenannte Private Markets - um Kapital aufzunehmen oder sich andere Finanzierungen zu sichern. Nicht selten bieten Private Markets längere Anlagehorizonte und Bedingungen, welche die spezifischen Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen präzise abdecken.
Auch Investorinnen und Investoren finden hier attraktive Anlagemöglichkeiten. Nicht nur unter dem Renditeaspekt, sondern auch aus Diversifikationsgründen sind Private Markets-Investitionen allenfalls interessant - zwei Kriterien, die unserer Ansicht nach in jeder langfristigen Anlagestrategie im Zentrum stehen sollten. Derartige Anlagen können allerdings auch eine Reihe von Risiken mit sich bringen. Daher dürften sie sich in erster Linie für professionelle Anlegerinnen und Anleger eignen.
Der Begriff "Private Markets" umfasst eine Reihe von Anlageklassen. Zumeist wird er mit Private Equity und Venture Capital (VC) assoziiert. In Private Equity und VC erwerben die Anlegerinnen und Anleger Beteiligungen an Unternehmen in Privatbesitz. Private Debt und Private Infrastructure zählen ebenfalls zu den Private Markets-Anlageklassen. Seit 2022, namentlich seit Beginn des Zinsanstiegs, haben sie sich besser entwickelt als die eher wachstumsgetriebenen Anlageinstrumente Private Equity und VC.
Private Markets-Anlageklassen erbringen durchaus unterschiedliche Performances, eine Diversifikation dürfte sich daher auszahlen. Strategische Überlegungen können bei der Allokation in eine Reihe unterschiedlicher Anlageklassen eine wesentliche Rolle spielen, um ein vielseitiges Portfolio gegen verschiedene Marktzyklen zu wappnen - selbst wenn es bekanntlich keine Garantie gibt, dass Diversifikation allein ausreicht, um sich gegen Anlagerisiken zu schützen.
Anlagen in privat gehaltene Unternehmen sind grundsätzlich mit mehr Risiken behaftet als der Ankauf von öffentlich notierten Wertpapieren. Es gelten weniger Normen für den Anlageprozess, sodass im Allgemeinen monatelange Verhandlungen erforderlich sind, bis ein beidseitig befriedigender Abschluss zustande kommt. Für die meisten Privatkundinnen und -kunden ist es daher am effizientesten, sich bei Investitionen in Private Markets auf professionell verwaltete Fonds abzustützen. Diese Fonds werden von erfahrenen Teams verwaltet, die ihre persönlichen Netzwerke nutzen, um attraktive Anlagechancen ausfindig zu machen.
Typisch für Private Equity-Anlagen sind Szenarien, in denen Private Equity-Managerinnen und -Manager Unternehmen zu attraktiven Preisen erwerben, operative Verbesserungen durchsetzen und sie dann nach vier bis sieben Jahren mit einer besseren Bewertung verkaufen. Die in den letzten Jahren vorherrschenden Marktunsicherheiten haben die Preiseinigungen zwischen der Käufer- und der Verkäuferseite allerdings erschwert, sodass weniger Transaktionen zustande kamen. Für die Zukunft erwarten wir eine Wiederbelebung des Private Equity-Markts, wenn die Zinsen sinken und einige der übergeordneten weltweiten Herausforderungen wie etwa die Inflation nachlassen.
Wenn private Anlagen die angestrebte Rendite erbringen, gibt es verschiedene Wege, Liquidität zu realisieren. Unternehmen lassen sich etwa an grössere Mitbewerber verkaufen, oder es treten Finanzinvestoren auf der Suche nach weiterem Wachstumspotenzial auf den Plan. Auch ein Wechsel in die öffentlichen Märkte durch einen Börsengang (Initial Public Offering, IPO) ist denkbar.
Obwohl in den letzten Jahren nur wenige Börsengänge erfolgten, rechnen wir mit IPOs in einem eher üblichen Umfang, sofern die Zinsen weiter sinken. Parallel zu dieser Entwicklung dürften vermehrt Fusionen und Übernahmen erfolgen - die jüngsten politischen Entwicklungen vor allem in den USA schaffen ein entsprechend günstiges Umfeld. Zudem dürften Übergaben an andere Finanzinvestoren - sogenannte "Sponsor-to-Sponsor-Transaktionen" - in den nächsten Monaten zunehmen und über das Niveau von vor der Pandemie hinaus ansteigen.
Mit dem teilweisen Versiegen der herkömmlichen Exit-Routen greifen die Anlegerinnen und Anleger vermehrt auf den wachsenden Sekundärmarkt zurück. In diesem Segment, das den Ankauf von bestehenden Private Markets-Positionen in einem gewissen Reifestadium und zu einem Abschlag umfasst, hat sich das Volumen in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Somit haben Anlegerinnen und Anleger mehr Möglichkeiten, realisierte Renditen aus Private-Equity-Anlagen festzuschreiben.
Private Equity ist nach wie vor die grösste Private-Markets Anlageklasse. Das Umfeld hat sich jedoch signifikant verändert. Derzeit ist es von eher hohen Zinsen geprägt, wobei die Profitabilität im Zentrum einer attraktiven Zielinvestition steht und auf "Wachstum um jeden Preis" ausgerichtete Unternehmen nicht mehr so einfach unterstützt werden. Dies bedeutet, dass der Erfolg von Private-Equity Anlagen immer häufiger davon abhängt, ob eine Managerin oder ein Manager Verbesserungen der operativen Effizienz durchsetzen kann und sich nicht nur auf billige Fremdmittel verlässt.
Nicht alle Private Equity-Managerinnen und -Manager sind in einem solchen Umfeld gleichermassen fähig, solche Veränderungen in der Dynamik zu nutzen - mit anderen Worten: Der Erfolg in diesem Anlagebereich hängt nun in hohem Mass von der Auswahl des passenden Managers, der passenden Managerin ab.
Private Debt und Private Infrastructure sind rasch wachsende Anlageklassen mit signifikantem Potenzial für Anlegerinnen und Anleger. Private Debt - Darlehen an private Unternehmen, die im öffentlichen Markt nicht angeboten werden - hat vor allem im aktuellen Hochzinsumfeld attraktive Renditen erbracht.
Direkte Darlehen versorgen mittelständische Unternehmen ohne Zugang zu traditionellen Bankkrediten mit entscheidenden Finanzierungen. Dieses Segment verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum. Private-Equity-Transaktionen umfassen häufig eine Kombination von Private-Equity- und Private-Debt-Finanzierungen. Nachdem in den letzten Jahren grosse Mengen an Eigenkapital aufgenommen wurden, dürfte sich die Nachfrage nach Fremdmitteln nicht zuletzt in den privaten Märkten entsprechend in Tandem verstärken.
Im Private Debt-Segment bestehen weitere Diversifikationsmöglichkeiten, etwa durch Asset-Backed Lending - also die Besicherung von Darlehen durch physische Vermögenswerte wie Immobilien oder Maschinenparks - und Mezzanine-Finanzierungen - also flexible Kapitallösungen, falls keine traditionellen Finanzierungsoptionen zur Verfügung stehen. Diese Arten von Fremdfinanzierungen bieten nicht nur Diversifikation, sondern sind auch unter Risikogesichtspunkten ergänzend.
Alle privaten Anlagen sind mit erhöhten Liquiditätsrisiken verbunden. Anders als öffentlich notierte Instrumente lassen sich Private Markets-Anteile nicht jederzeit verkaufen. Aus diesem Grund und aufgrund ihrer mitunter komplizierten, verhandlungsabhängigen Gestaltung und Bedingungen eignen sie sich in erster Linie für professionelle Anlegerinnen und Anleger.
Werden diese Voraussetzungen erfüllt, sollte jedes diversifizierte Anlageportfolio eine Allokation in Private Markets - sei es über Private Equity oder über Private Debt - aufweisen. Genau wie börsennotierte Aktien und Anleihen bieten Private Markets eine Reihe von Chancen im gesamten Risikospektrum mit entsprechendem Rendite- und Diversifikationspotenzial für das Portfolio.
Die LGT Expertinnen und Experten analysieren laufend die globale Markt- und Wirtschaftsentwicklung. Mit unseren Research-Publikationen zu den internationalen Finanzmärkten, Branchen und Unternehmen treffen Sie fundierte Anlageentscheide.