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Lifestyle

Generationenkluft: Wie unterschiedlich Babyboomer, Generation X, Millennials und Generation Z die Welt sehen

Die Generationen, die unsere Welt derzeit prägen - Babyboomer, Generation X, Millennials und Generation Z - unterscheiden sich in ihren Ansichten über Leben, Wohlstand und Erfolg. Diese Unterschiede wirken sich auf alles aus, von der Arbeit bis zur Familiendynamik, zumal die "Bank von Mama und Papa" jetzt das Schicksal vieler Millennials und der Generation Z bestimmt.

Datum
Autor
Eliza Filby, Gastautorin
Lesezeit
5 Minuten

Eine ältere Frau und eine jüngere Person, die einen Notizblock in der Hand hält, tauschen sich aus.
Zwischen den privilegierten Babyboomern, den desillusionierten Millennials und den zynischen Realisten der Generation Z gibt es einen gemeinsamen Nenner: Der Wohlstand der Familie und die "Bank von Mama und Papa" spielen weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der finanziellen Zukunft der Generationen. © Shutterstock/Ground Picture

Ein Bericht des globalen Immobilienberatungsunternehmens Knight Frank, wonach die Millennials die wohlhabendste Generation der Geschichte sein werden, hat viel Aufsehen erregt. Tatsächlich gilt diese Vorhersage aber hauptsächlich für sehr vermögende Personen. Für die meisten Millennials hat sich der Traum vom Reichtum nicht erfüllt. Für viele von ihnen wird ihr Lebensstandard fast ausschliesslich von der "Bank von Mama und Papa" bestimmt.

Eine Vermögenserbschaft anzutreten ist jedoch alles andere als einfach. Denn Erben sind oft nicht nur mit finanziellen Verpflichtungen konfrontiert, sondern auch mit dem emotionalen Vermächtnis, das mit einem Familienunternehmen untrennbar verbunden ist. Diese Dynamik kann komplex sein und sogar bevormundend wirken, da die Erben sich mit ihrer Rolle als Bewahrer des Familienvermögens auseinandersetzen und gleichzeitig ihre eigene Identität finden müssen

Babyboomer: die glücklichste Generation

Eine Geschäftsfrau sitzt in einem Strassencafé und telefoniert.
Während die Babyboomer die digitalen Gewohnheiten ihrer Kinder aus der Generation Y übernommen haben, finden sich in der Generation X die Pioniere, die Technologie primär zur Unterhaltung der oder des Einzelnen nutzen konnten. © istock/South_agency

Die während des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen Babyboomer profitierten von nie dagewesenen Möglichkeiten, Vermögen aufzubauen. In den USA besitzen sie 68 % des Privatvermögens; in Grossbritannien ist jeder fünfte Boomer ein Millionär. Diese Generation hat das Altern neu definiert. Heute geht es beim Ruhestand nicht mehr um Golfen und Enkelkinder. Viele Babyboomer, insbesondere Frauen, sind aktive Geschäftsleute – und sie haben die sozialen Medien zu ihrem Spielplatz gemacht.

Bemerkenswert und überraschend ist, dass die Boomer die Technikaffinität und die digitalen Gewohnheiten ihrer Kinder, der Millennials, übernommen haben und heute beispielsweise Plattformen wie Facebook dominieren. Ihre Erwartungen an Technologie und Kommunikation entsprechen jetzt denen der jüngeren Generationen; sie verlangen Unmittelbarkeit und ständige Vernetzung.

Generation X: die übersehene Generation

Die zwischen den Boomern und den Millennials wie in einem Sandwich eingeklemmte Generation X wird oft übersehen. Dabei hat diese Generation nicht nur ein beträchtliches Vermögen angehäuft, sondern sich als Pionier in Sachen persönlicher, mobiler Unterhaltungselektronik profiliert. Diese "Sony-Walkman-Kinder" waren die Ersten, welche die Technologie primär zur Unterhaltung der oder des Einzelnen kannten, was sie von den Boomern unterscheidet, die noch mit gemeinschaftlich genutzten Geräten wie Plattenspielern aufwuchsen.

Generationen

  • Babyboomer (1946 bis 1964)
  • Generation X (1965 bis 1980)
  • Millennials (1981 bis 1996)
  • Generation Z (1997 bis 2012)
  • Generation Alpha (2013 bis 2025)

Die Generation X, die mittlerweile in ihr Haupterwerbsalter eintritt, ist mit einer doppelten finanziellen Belastung konfrontiert. Sie werden durch die Erziehung ihrer Kinder belastet (ein 30-jähriges finanzielles Engagement, bei dem die teuersten Jahre oft nach dem 18. Lebensjahr liegen) und müssen sich gleichzeitig um ihre alternden Eltern kümmern. Diese auch als "Generation der Eingeklemmten" bezeichneten Menschen prägen die Art und Weise, wie Familien diese doppelte Verantwortung in einer alternden Gesellschaft bewältigen.

Millennials: die desillusionierten Erben

Die Millennials sind zweifellos die am besten ausgebildete Generation der Geschichte. In den OECD-Ländern verfügen 50 % der Millennials über einen Hochschulabschluss, und 32 % haben eine postgraduelle Ausbildung absolviert. Allerdings sind sie genau zum falschen Zeitpunkt ins Erwachsenenalter gekommen: während der globalen Finanzkrise, als die Löhne stagnierten, sich das Vermögen aber weiterhin in den Händen der älteren Generationen konzentrierte.

Der Begriff "Nepo-Baby" ist mit dem negativem Beigeschmack behaftet, dass man Chancen oder Reichtum erbt, anstatt sie zu verdienen.

Für sie wurde neben Technologie das Reisen billig, was für diese "Smartphone-Generation" das ultimative Statussymbol und zugleich weitaus erschwinglicher ist als Wohnraum oder Bildung, die sie oft nur schwer finanzieren können. 

Da die Immobilienpreise in die Höhe schiessen, können sich viele Millennials den Traum vom Eigenheim nicht mehr mit dem eigenen Verdienst erfüllen, sondern müssen auf die "Bank von Mama und Papa" zurückgreifen. Diese Abhängigkeit vom elterlichen Vermögen hat bei einer Generation, die mit dem Versprechen der Leistungsgesellschaft aufgewachsen ist, ein erhebliches Frustrationsgefühl ausgelöst.

Ausserdem haben Millennials eine komplizierte Beziehung zum Kapitalismus. Viele sehen ihn skeptisch: als Wirtschaftssystem, das sie im Stich gelassen hat. Diese Einstellung überträgt sich auch auf ihre Ansichten zur Vermögensbildung. Diese ist dadurch mit einem Stigma behaftet, das sich in Begriffen wie "Nepo-Baby" widerspiegelt, welche mit negativem Beigeschmack hervorheben, dass man Chancen oder Reichtum erbt, anstatt sie zu verdienen.

Generation Z: die zynischen Realisten

Ein junger Mann sitzt mit einem Skateboard auf dem Schoss und lächelt in die Kamera.
Die Generation Z konzentriert sich auf die Förderung ihres psychischen Wohlbefindens, oft indem sie die Nutzung sozialer Medien einschränkt und der Ausgeglichenheit den Vorrang vor der hektischen Arbeitswelt gibt. © Shutterstock/Peopleimages.com - Yuri. A

Anders als noch die Millennials ist die Generation Z die erste wirklich globale Generation. Ihr Weltbild wurde durch globale Krisen wie den Klimawandel und die COVID-19-Pandemie geprägt. Die Generation Z ist in eine Welt des sofortigen Zugangs zu Informationen hineingeboren und misstraut Versprechungen und Institutionen. Ihr Zynismus rührt daher, dass sie in einer Kultur des ständigen Vergleichs leben - ein Nebenprodukt des Aufwachsens mit Smartphones und sozialen Medien. Sie sind bereits von klein auf mit Informationen aus aller Welt konfrontiert. Und weil sie davon überzeugt sind, alle Antworten jederzeit selbst finden zu können, vermag nichts sie zu beeindrucken oder zu überzeugen. Ausserdem haben sie die kürzeste durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne aller Generationen: acht Sekunden.

Aufschlussreich ist auch ihr Verständnis von psychischer Gesundheit. Die Generation Z, von klein auf mit Informationen überhäuft, konzentriert sich verstärkt auf ihr psychisches Wohlbefinden, drosselt häufig die Nutzung sozialer Medien und gibt der Ausgeglichenheit den Vorrang vor der Arbeitswelt. Ausserdem ist die Generation Z in einem wirtschaftlichen Umfeld aufgewachsen, das von der tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg geprägt ist. Das hat sie dazu gebracht, die traditionellen Vorstellungen von Arbeit, Bildung und Ruhestand zu hinterfragen.

Elternsein und Generationenwandel

Ein Buchcover zeigt ein Sparschwein mit dem Titel "Inheritocracy: It's Time to Talk About the Bank of Mum and Dad".
Viele Millennials sind sehr abhängig von der "Mama- und Papa-Bank", was bei einer Generation, die mit den Versprechungen der Leistungsgesellschaft aufgewachsen ist, zu grosser Frustration geführt hat. © Design by Emilie Chen

Mit am deutlichsten lassen sich die Unterschiede zwischen den Generationen anhand des Erziehungsstils erkennen. Die frühen Babyboomer wuchsen in Häusern auf, in denen Kinder nicht gesehen und nicht gehört wurden. Heutzutage ist es umgekehrt: Nicht die Kinder fürchten ihre Eltern, sondern vielen Eltern - vor allem die der Millennials - ist bange vor ihren Kindern. Dieser Wandel hat zu zwei unterschiedlichen Erziehungsansätzen geführt. Millennials wurden mit der Doktrin "Tu, was dich glücklich macht" erzogen, was auch ihre Einstellung zu Arbeit und Leben beeinflusst hat.

Die Generation Z hingegen ist mit einem Mitspracherecht am Familientisch aufgewachsen. Sie wurde ständig gefragt: "Was denkst du?" - und hat sich daran gewöhnt, dass ihre Meinung geschätzt wird, sogar in Angelegenheiten wie Familieninvestitionen. Das dadurch erworbene Selbstbewusstsein, gepaart mit Helikopter-Elternschaft und der Möglichkeit der Eltern, ihre Kinder mit Hilfe von Technologien zu überwachen, hat eine Generation hervorgebracht, die zwar selbstbewusst agiert, aber auch hochgradig zynisch ist.

Bei der Bewältigung dieses Generationswechsels wird deutlich, dass jede Kohorte von unterschiedlichen wirtschaftlichen, kulturellen und technologischen Kräften geprägt wurde. Von den privilegierten Babyboomern bis zu den desillusionierten Millennials und den zynischen Realisten der Generation Z steht jede Generation vor ganz eigenen Herausforderungen und Chancen. Eine Gemeinsamkeit bleibt jedoch bestehen: Familienvermögen und die "Bank von Mama und Papa" spielen weiterhin eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der finanziellen Zukunft aller Generationen.

Biographie

Eine junge Frau mit langen braunen Haaren, die ihr über die Schulter fallen.

Dr. Eliza Filby untersucht die Gesellschaft unter dem Blickwinkel des Alters und der Generationen - von den Babyboomern bis zur Generation Alpha - und erforscht, wie sich der traditionelle Lebenszyklus im 21. Jahrhundert verändert. Sie ist die Autorin des Buchs "Inheritocracy: It's Time to Talk About the Bank of Mum and Dad" (übersetzt etwa "Die Herrschaft der Erben: Höchste Zeit, über die Bank von Mum und Dad zu sprechen"), das kürzlich erschienen ist. Dr. Eliza Filby promovierte in zeitgenössischer britischer Geschichte an der University of Warwick und begann ihre Karriere als Dozentin für moderne britische Geschichte am King's College London.

 

 

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