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Anlagestrategien

Dank der Kreislaufwirtschaft werden Abfallberge zu Wertstoffen

Mit dem Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft lassen sich Abfallberge abbauen und der weltweite CO2-Fussabdruck vermindern. Unternehmen, die sich an der Kreislaufwirtschaft beteiligen, bekämpfen nicht nur den Klimawandel - sie bieten auch attraktive Anlagechancen.

Datum
Autor
Cedric Baur, Equity Analyst, LGT Private Banking
Lesezeit
4 Minuten
Eine Wendeltreppe von oben gesehen bildet einen Kreis
Mit zunehmendem Verbraucherbewusstsein und strengeren Vorschriften eröffnen Unternehmen, die dem Recycling Priorität einräumen, neue Wachstums- und Renditemöglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger. © Shutterstock/Ulrich Mueller

Unsere aktuellen Konsumgewohnheiten führen dazu, dass wir Produkte aus natürlichen Ressourcen wie Holz, Mineralien und Wasser ver(sch)wenden, um sie dann letztlich auf Abfallhalden oder in Verbrennungsanlagen zu "entsorgen". Nur ein sehr kleiner Teil dieser Produkte und Ressourcen wird wiederverwendet. In unserem Alltag finden sich Beispiele ohne Ende: angefangen bei den Verpackungen von Takeaway-Gerichten über Shampooflaschen bis hin zu Fast Fashion (Billigmode) oder Mobiltelefonen und Computern, die nach wenigen Jahren gegen ein neueres Modell ausgetauscht werden. Zahlreiche Alltagsobjekte sind auf den einmaligen Gebrauch ausgelegt oder sind von Anfang an für eine begrenzte Lebensdauer produziert worden. Zudem zahlt sich bei den meisten von ihnen ein Recycling finanziell nicht aus.

Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft

Eine umgestürzte Mülltonne auf der Strasse quillt über mit allen möglichen Abfällen des täglichen Lebens.
Viele Dinge des täglichen Lebens landen im Müll. © istock/Peter Carruthers

Unterdessen werden die Abfallberge immer höher, aufgrund der weltweiten Bevölkerungsentwicklung, des wachsenden Wohlstands und der Urbanisierung. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen wird das weltweite Aufkommen fester Siedlungsabfälle bis 2050 auf 3.8 Milliarden Tonnen pro Jahr ansteigen, gegenüber 2.1 Milliarden Tonnen im Jahr 2020. 

Ein wichtiges Mittel zur Eindämmung dieser Verschwendung ist der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, die die Wiederverwendung von Produkten und Materialien fördert. Dies kann auf zwei Wegen erreicht werden:

  • Ein erster Ansatz besteht in der Entwicklung und Herstellung von nachhaltigen Verpackungslösungen, die weniger Material benötigen und sich leicht recyceln lassen. 
  • Der zweite Ansatz besteht in gezielten Verbesserungen der Abfallbewirtschaftung, sodass weniger Roh- und Ausgangsstoffe in Mülldeponien oder Verbrennungsanlagen landen, sondern stattdessen wieder dem Kreislaufsystem zugeführt werden.

Beide Ansätze bieten enorme Wachstumschancen für Unternehmen, die sich auf die Herstellung von nachhaltigen Verpackungen und/oder die Abfallbewirtschaftung spezialisiert haben. 

Nachhaltige Verpackungen

Es ist unvermeidlich, dass viele Produkte wie Lebensmittel, Getränke und elektronische Geräte in Papier, Kunststoff, Glas oder Aluminium verpackt werden müssen, damit sie sicher von der Herstellerin oder dem Hersteller zur Einzelhändlerin oder dem Einzelhändler und schliesslich zur Verbraucherin oder dem Verbraucher transportiert werden können. Kunststoff wurde lange Zeit bevorzugt, hat aber in den letzten Jahren gegenüber Karton und Papier, die als nachhaltiger gelten und auch die CO2-Reduktionsziele der Herstellerinnen und Hersteller erfüllen, an Boden verloren. 

Milchdrinks stehen verpackt auf einer Palette in der Verpackungsabfertigung.
Viele Produkte, wie z. B. Fertiggetränke, werden sicher in Karton und Aluminium verpackt, um nachhaltige und CO2-arme Lösungen zu bieten. Recycling bleibt eine wichtige Herausforderung. © Keystone/Martin Ruetschi

Eine perfekte Verpackungslösung gibt es jedoch nicht. Während Kartonverpackungen einen der niedrigsten CO2-Fussabdrücke pro Kilogramm Material haben, kann die Verwendung von Frischfasern aus Papier die Abholzung von Wäldern fördern. Papier und Karton, die mit Aluminium oder Plastik beschichtet sind, lassen sich zudem nur schwer recyceln. Die Produktion von Aluminium ist ausserdem äusserst CO2-intensiv. Durch eine Wiederverwendung lässt sich dieser Wert aber deutlich senken. Auch die Herstellung von Plastik ist sehr energieintensiv; auch hier fällt die CO2-Bilanz wesentlich günstiger aus, wenn Plastik recycelt und zur Herstellung neuer Produkte oder Verpackungen verwendet wird.

Förderung durch Regulierung

Derzeit werden Regulierungen eingeführt, die das Recycling fördern sollen. Die Europäische Union hat Einwegplastik bereits verboten und will nun durchsetzen, dass Verpackungsmaterialien wie Plastik, Metall, Glas und Papier ab 2029 getrennt gesammelt werden und sich somit leichter recyceln lassen. Auch die USA bemühen sich, die Recyclingquoten zu steigern, nicht zuletzt, da Abfallexporte nach China keine Option mehr sind. Die USA haben sich ein landesweites Recyclingziel von 50 Prozent gesetzt, das bis 2030 erreicht sein soll. Damit liegen sie zwar hinter dem 60-Prozent-Ziel der EU, sie setzen aber auch bei wesentlich geringeren aktuellen Recyclingquoten an.  

Ein Mann schiebt zwei Tonnen vor einem Berg von Textilien.
Aluminium als zukunftsträchtiger Rohstoff: Regulierungen fördern das Recycling und schaffen neue Möglichkeiten, insbesondere für Verpackungen, die als nachhaltiger gelten. © Jose Azel/Cavan Images/laif

Diese und weitere regulatorische Änderungen schaffen Wachstumschancen für Unternehmen im Verpackungssektor, insbesondere für Firmen, die Karton- und Aluminiumverpackungen herstellen. Beide Ausgangsstoffe lassen sich weitgehend gut recyceln und dürften in naher Zukunft so manche Plastikverpackung ersetzen.

Einige Unternehmen sind bei der Schaffung eines geschlossenen Kreislaufsystems weiter fortgeschritten als andere. So gibt es z. B. Unternehmen, die einen Grossteil ihrer Ausgangsstoffe bereits in Form von recycelten Fasern beziehen und zugleich auch eigene Rohstoffquellen - wie Wälder - unterhalten. Und da sich gemischte Ausgangsstoffe wie aluminium- und plastikbeschichtetes Papier nur schwer recyceln lassen, planen manche Unternehmen eine Erhöhung des Papieranteils, etwa von 75 Prozent auf 90 Prozent bis zum Jahr 2030.  

Effizientere Abfallbewirtschaftung 

Da weltweit immer mehr Abfall anfällt und die natürlichen Ressourcen sich allmählich erschöpfen, müssen wir Mittel und Wege finden, um Abfall wieder in den Produktionszyklus einzubringen, statt ihn auf Müllhalden abzuladen (dies ist derzeit die gängigste Methode der Abfallbewirtschaftung) oder ihn unkontrolliert in der Umwelt zu "entsorgen".

Entsorgungsunternehmen haben deutliches Wachstumspotenzial.

Dies ist der Kern einer auf Kreisläufe ausgerichteten Wirtschaft. Der Erfolg hängt jedoch von Verbesserungen im Bereich der Abfallbewirtschaftung ab, nicht zuletzt da die zunehmende Urbanisierung und die weltweit steigenden Lohnniveaus zu einer starken Zunahme von Produkten mit kurzer Lebensdauer geführt haben.

Es besteht ein enormes Potenzial für eine bessere Abfallbewirtschaftung, zumal diese ohne Verbesserungen in Zukunft wahrscheinlich erheblich teurer werden wird. Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen beliefen sich die jährlichen Kosten für die Bewirtschaftung des Siedlungsabfalls weltweit auf 252 Milliarden USD (Stand: 2020). Wenn wir keine Massnahmen ergreifen, wird sich dieser Betrag  bis 2050 um 165 Milliarden USD pro Jahr erhöhen.

Selbst wenn die Abfallmengen weltweit nicht weiter ansteigen, dürften die jährlichen Kosten bis 2050 insgesamt um 142 Milliarden USD zunehmen. Ein Kreislaufmodell ist die einzige Möglichkeit, die Kosten auf einem vergleichbaren Niveau zu halten wie heute.

Eine Wachstumsbranche

Angesichts des steigenden Abfallaufkommens und der gesetzlichen Vorgaben für mehr Recycling sind Entsorgungsunternehmen für die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung und verfügen über eindeutiges Wachstumspotenzial. Allied Market Research schätzt, dass der Entsorgungsmarkt bis 2032 um durchschnittlich 5.5 Prozent pro Jahr auf 3.5 Billionen USD wachsen wird.

Eine Infografik zeigt die Prognose der globalen direkten Kosten der kommunalen Wirtschaft bis 2050
© LGT Private Banking

Einige Unternehmen befassen sich bereits mit dem Auf- und Ausbau ihrer Recyclingkapazitäten, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Integrierte Abfallbewirtschaftungsdienstleister sind imstande, die Abfälle von Tausenden von Haushalten zu trennen und zu verarbeiten. Neue Polymerzentren sind in der Lage, Plastikabfälle nach Kunststoffart zu sortieren und so die Recyclingmöglichkeiten zu vervielfachen. 

Einige Abfallbewirtschaftungsunternehmen investieren auch in Biogasanlagen, um aus organischem Abfall saubere Energie zu gewinnen.

Gute Taten bieten Ertragschancen

Ein Mann in Anzug und Krawatte lächelt in die Kamera.
Cedric Baur, LGT Private Banking

Abfall- und Verpackungsunternehmen spielen eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft. In dem Masse, in dem das Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten wächst und die Vorschriften strenger werden, erschliessen Unternehmen, die das Recycling priorisieren und zu Akteuren der Kreislaufwirtschaft werden, neue Wachstumschancen und Geschäftsfelder - und generieren damit neue Ertragschancen für Anlegerinnen und Anleger. 

Marktinformationen unserer Research-Experten

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