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Anlagestrategien

Gold glänzt in Zeiten geopolitischer Unsicherheit

Als defensivste aller Anlageklassen bietet Gold Anlegern angesichts des Konflikts im Nahen Osten Diversifikation und Stabilität für ihr Portfolio.

Datum
Autor
Maggie Elliott, Gastautorin
Lesezeit
5 Minuten

Gestapelte Goldbarren in einem Banktresor
Das Edelmetall, wie hier in Form von Goldbarren, war schon vor dem jüngsten Goldpreisanstieg für Anlegerinnen und Anleger weltweit attraktiv. © Keystone/Martin Ruetschi

Gold gilt bei Anlegerinnen und Anlegern als sicherer Hafen. Daher überrascht es nicht, dass das Edelmetall in jüngster Zeit vermehrt als attraktive Vermögensanlage wahrgenommen wird. Vor allem die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten haben zu einer Erhöhung der geopolitischen Risiken auf der ganzen Welt geführt. Vor diesem Hintergrund ist der Goldpreis seit Beginn der Hamas-Angriffe stark gestiegen.

Ein Mann in Anzug und Krawatte blickt freundlich lächelnd in die Kamera.
Sebastian Petric, Senior Investment Strategist/Fixed Income and FX bei LGT

Anlegerinnen und Anleger, die in unruhigen Zeiten einen sicheren Hafen suchen, übersehen die Vorteile von Gold zuweilen, weil sie eher auf herkömmliche Anlageinstrumente wie Anleihen fokussiert sind. Es lohnt sich aber, bei hohen geopolitischen Risiken einen genaueren Blick auf das Edelmetall zu werfen, weil der Goldpreis von einer komplexen Mischung unterschiedlicher Faktoren bestimmt wird.

Die Strategieexpertinnen und -experten der LGT verfolgen die Goldpreisentwicklung genau. Wie bei allen anderen Anlageklassen auch beziehen sie Bewertungen, Konjunkturindikatoren und technische Aspekte in ihre Analyse ein. Doch das geopolitische Risiko ist ein kritisches und unkonventionelles Element.

"Gold gewinnt tendenziell an Wert, wenn geopolitische Risiken zunehmen, und dient generell zur Diversifikation von Anlageportfolios", erklärt Sebastian Petric, Senior FX Strategist bei der LGT.

Disruptive Bedrohungen

Das geopolitische Risiko ist definiert als das Risiko, das von Bedrohungen zwischen Staaten oder Ländern ausgeht, die den normalen, friedlichen Ablauf internationaler Angelegenheiten stören. Dieses Risiko kann die Form einer realen Bedrohung (wie das Kriegsgeschehen zwischen der Hamas und Israel) oder eines wahrgenommenen Risikos (Aufbau einer militärischen Drohkulisse vor einer Invasion) annehmen.

Eine weitere Verschlechterung der geopolitischen Risiken könnte zu einem Anstieg des Goldpreises führen

Sebastian Petric, LGT Senior FX Strategist

In der Vergangenheit sind die Goldpreise im Zuge erhöhter geopolitischer Spannungen tendenziell gestiegen. "Dieses Phänomen wurde von mehreren Forscherinnen und Forschern belegt", so Petric. "Daher ist Gold ein unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Portfolios." Das Edelmetall bietet den Vorteil, dass kein Kreditrisiko besteht. Demgegenüber hängt die Entwicklung von Unternehmensanleihen nicht nur von Wirtschaftsfaktoren ab, sondern auch von der Gesundheit der emittierenden Firma.

"Nimmt das geopolitische Risiko weiter zu, könnte dies zu einer Erhöhung der Goldpreise gegenüber dem aktuellen Niveau führen", so Petric. Tatsächlich gibt jede Spannungseskalation dem Goldpreis Auftrieb. Oder anders ausgedrückt: Ein erhöhtes Risiko zieht steigende Preise nach sich. "Gold ist nach wie vor der Inbegriff einer risikofreien Anlage", sagt Petric: "Steigt das Risiko, weichen die Anlegerinnen und Anleger auf risikoärmere oder sicherere Anlagen aus."

Das Ende des US-Dollar-Bullenmarkts

Ein grauhaariger Mann sitzt an einem grossen Tisch vor einem Mikrophon bei einer politischen Anhörung
Die LGT geht davon aus, dass Jerome Powell von der US-Notenbank und andere führende Geldpolitiker die Zinsen nicht weiter erhöhen werden und in Europa bereits im Frühjahr eine erste Zinssenkung erfolgen wird. © Ken Cedeno/UPI/laif

Es gibt weitere Wirtschafts- und Finanzvariablen, die sich ebenfalls auf die Goldpreistrends auswirken. So wird der Goldpreis insbesondere durch die Stärke oder Schwäche des US-Dollars und die Stabilität der Renditen von US-Anleihen beeinflusst.

Die LGT ist der Ansicht, dass die weltweiten Zinsen ihren Höhepunkt erreicht haben. Die schwachen Konjunkturdaten in Europa könnten dazu führen, dass die Europäische Zentralbank bereits im kommenden Frühling eine erste Zinssenkung vornimmt. In der Zwischenzeit dürfte die Volatilität an den Märkten aufgrund widersprüchlicher Wirtschaftsdaten aus den USA zunehmen. Denn einerseits nähren die Abkühlung des Arbeitsmarkts und das Abklingen der Inflation die Erwartungen einer Zinssenkung durch die US-Notenbank, andererseits könnte das starke Wachstum im dritten Quartal einen solchen Schritt erschweren.

Ein Bulle aus Metall inmitten einer Zeitung mit Börsenkursen
Der Goldpreis reagiert historisch sensibel auf Konjunkturschwankungen. © Getty/Piotr Powietrzyski

In der Entwicklung des Goldpreises haben Analystinnen und Analysten eine Reihe von eher technischen Trends ausgemacht. Zum einen sind sowohl Aufwärts- als auch Abwärtstrends über längere Zeiträume zu beobachten. Zum anderen korrelieren die Bewegungen des Goldpreises stark miteinander. "Das heisst, dass Goldpreissteigerungen in den meisten Fällen noch höhere Goldpreise nach sich ziehen", so Petric. "Das klingt schon fast wie eine sich selbsterfüllende Prophezeiung." Analystinnen und Analysten sprechen hier von einem durch technisches Momentum getriebenen Trend. Natürlich können Trends brechen. Petric glaubt aber nicht, dass dies auf die drei aktuellen, nach oben weisenden Goldpreistreiber zutrifft: das anhaltende geopolitische Risiko, die Renditen der US-Anleihen, die ein Plateau erreicht haben oder bereits niedriger notieren, sowie das wahrscheinliche Ende des US-Dollar-Bullenmarkts.

Eine Möglichkeit, um Einblicke in diese technischen Trends zu gewinnen, besteht in der Untersuchung der Beziehung zwischen dem Goldpreis in US-Dollar pro Unze und der Performance des S&P 500 Index seit Aufgabe des Goldstandards durch die USA im Jahr 1971. Historisch gesehen hat sich Gold in Zeiten einer Konjunkturabschwächung im Vergleich zum US-Aktienmarkt positiv entwickelt. "Sollten US-Aktien aufgrund eines Wirtschaftsabschwungs nachgeben, könnte dies als weiterer Impuls für eine Goldpreisrally dienen", meint Petric.

Steigende Goldnachfrage in China

Eine Mitarbeiterin arrangiert goldene Schmuckstücke in einem Schaufenster in China
Gold verdankt seinen Status als sicherer Hafen für chinesische Anlegerinnen und Anleger den wachsenden wirtschaftlichen Sorgen in China, der Abwertung des Yuan und dem Einbruch des Immobilienmarktes, sagt Sebastian Petric. © Sanmouren/ChinaFotoPress/laif

Wenngleich der jüngste Goldpreisanstieg durch den Krieg zwischen der Hamas und Israel ausgelöst wurde, beobachten die Analystinnen und Analysten auch die Aktivitäten anderer Länder in der Region, wie etwa die des Iran. Petric weist darauf hin, dass "durch die Interessen und Interventionen des Iran in der Region der Situation, die schon jetzt sehr komplex ist, eine weitere Dimension hinzugefügt wird."

Natürlich schwankt der Goldpreis wie jedes andere Edelmetall oder jede andere Anlageklasse, und Anlegerinnen und ANleger können Wertverluste erleiden. Dennoch bleibt Gold für Anlegerinnen und Anleger rund um den Globus attraktiv. Die Strategieexpertinnen und -experten der LGT beobachten das Verhalten der chinesischen Anlegerschaft im Zuge der anziehenden Goldnachfrage mit Interesse. "Die zunehmenden wirtschaftlichen Sorgen in China, die Abwertung des Yuan und der Einbruch am Immobilienmarkt treiben die Anlegerinnen und Anleger in den sicheren Hafen Gold", so Petric.

Während der Wert, die Preisentwicklung und die wirtschaftlichen Fundamentaldaten für jede Anlageanalyse entscheidend sind, müssen Goldanlegerinnen und -anleger auch das geopolitische Risiko berücksichtigen, um die Komplexität der Goldmarktdynamik zu verstehen.

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